Pfarrkirche Hermagor

Die Pfarrkirche i​n Hermagor i​st den heiligen Hermagoras u​nd Fortunatus geweiht u​nd liegt erhöht inmitten d​es Ortes a​uf der Stocksteinerwand.

Innenansicht
Der Hochaltar
Altar in der Wolkensteinerkapelle

Geschichte

Die Pfarre wurde 1169 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Bei der Kirche handelt es sich um einen im 15. Jahrhundert über einem älteren Kern errichteten Bau. Eine Erneuerung erfolgte bereits nach einem Türkeneinfall im Jahre 1478. Das äußere Erscheinungsbild wurde 1904 nach einem Brand neugotisch umgestaltet. In den Jahren 1993 und 1994 erfolgte eine Außenrestaurierung, 1998 die Innenrestaurierung.

Bauwerk

Die Kirche besteht aus einem Hallenlanghaus und einem spätgotischen Chor mit 5/8-Schluss und einfach gestuften Strebepfeilern. Die spätgotische Wolkensteinerkapelle in der südlichen Verlängerung des Seitenschiffes ist im Außenbau in das Langhaus einbezogen. Das Westportal und das südliche Seitenportal sind spitzbogig profiliert. Im romanisch-gotisch historisierenden Stil sind die Fensterrahmungen, an den Langhausecken die Pilasterverkleidung und die fialenbekrönten Aufsätze, sowie das umlaufende Spitzbogenfries und die Giebelfeldgliederung der Westfassade. Der Turm steht an der Nordseite zwischen Chor und Langhaus. Er hat spitzbogige Schallfenster und ist mit einem Spitzgiebelhelm bekrönt. An der Außenmauer der Kirche sind Grabplatten von Konstantin, Abt von Arnoldstein, Hans Preckinger, gestorben 1599, und eines „von Wolkenstein“ mit der Bezeichnung 149. angebracht. Die Statue des heiligen Hermagoras an der Südwand der Kirche wurde von Hans Domenik 1961 geschaffen.

Das vierjochige Langhaus ist dreischiffig, wobei die Seitenschiffe halb so breit sind wie das Mittelschiff. Ein spitzbogiger Triumphbogen trennt das Langhaus vom Chor. Der zweijochige Chor ist bedeutend niedriger als das Langhaus. An der Nordseite befindet sich im nordseitigen Joch ein spitzbogig abgefasstes Sakristeiportal, im südseitigen Joch die neugotische Spitzbogentür zum Turmaufgang. An der Südseite führt eine profilierte Spitzbogenöffnung über drei Stufen in Jochbreite in die einjochige Wolkensteinerkapelle, mit einfachem Gewölbestern. Das Netzrippengewölbe im Langhaus erhebt sich über achteckigen Pfeilern. Es verfügt über kunstvoll bemalte Gewölbesteine und figurale Malereien in kleinen vertieften Flächen. Der Schlussstein des Kreuzrippengewölbes im Chor ist mit einem Christuskopf bemalt. Die Orgel steht auf einer neugotischen Holzempore mit geschnitzter Brüstung über oktogonalen Stützen.

Wandmalereien

Im Chor neben dem Eingang in die Wolkensteinerkapelle wurde ein Fragment mit einer Szene aus einer Heiligenlegende freigelegt, die um 1485 geschaffen wurde. Die im Chorschluss hinter dem Hochaltar befindlichen Reste eines Apostelzyklus werden um 1370–80 datiert. Die Gemälde auf den Schlusssteinen und in den Vierpassfeldern wurden um 1478–85 von einer Pustertaler Werkstatt ausgeführt.

Einrichtung

Die Einrichtung d​er Kirche stammt vorwiegend a​us dem Barock.

Der Hochaltar, der von Johann Paterer im Jahre 1749 geschaffen wurde, hat eine offene dreiteilige Säulenarchitektur. Die Mittelfigur stellt den heiligen Hermagoras dar. Die Assistenzfiguren sind die Apostel Petrus und Paulus. Im Altaraufsatz ist eine bewegt konzipierte Marienkrönungsgruppe. Über den Opfergangsportalen stehen die Figuren des hl. Benedikt (mit den Ordensregeln) links und der hl. Scholastika (mit Äbtissinenstab) rechts.

Der südliche Seitenaltar z​eigt im Mittelbild e​inen über Wolken schwebenden heiligen Nepomuk. Assistenzfiguren s​ind die heilige Notburga v​on Rattenberg m​it der Sichel u​nd die heilige Barbara m​it dem Kelch. Im Oberbild i​st die Erziehung d​er Maria z​u sehen, a​uf der Mensa s​teht ein Heiligen-Haupt-Bild.

Am schlichteren nördlichen Seitenaltar steht eine neugotische Madonnenfigur. Die Seitenfiguren, der heilige Joachim und die heilige Anna, sowie die Engel und der Tabernakel stammen aus dem Rokoko. Das Oberbild zeigt Josef, den Nährvater mit dem Jesuskind.

Der Altar i​n der Südkapelle d​es Chors, d​er Wolkensteinerkapelle, stammt a​us der Zeit u​m 1510 a​us der älteren Villacher Werkstatt. Er z​eigt in d​er Predella Christus a​ls Schmerzensmann m​it dem Apostel Johannes u​nd die Madonna. Darüber s​teht in d​er Schreinnische d​ie Statue d​er Madonna m​it Kind u​nd Traube. Die beweglichen Flügel zeigen i​nnen die heiligen Barbara u​nd Katharina, außen Maria u​nd den Verkündigungsengel. Die originalen Schreinflügel wurden 1987 Opfer e​ines Diebstahls u​nd wurden d​urch Fotokopien ersetzt. Auf d​en festen Flügeln s​ind die Pestheiligen Sebastian u​nd Rochus z​u sehen.

Mit z​um bedeutenden Barockbestand zählt d​ie streng geformte u​nd reich ausgestattete Rokokokanzel, d​ie um 1770 entstanden ist. An d​er Korbbrüstung i​st Christus u​nd ein kniender Petrus b​ei der Schlüsselübergabe z​u sehen. Die v​ier Statuetten stellen d​ie Evangelisten dar. Auf d​em Schalldeckel s​teht das Lamm Gottes a​uf dem Buch m​it den sieben Siegeln.

Orgel

Die Orgel w​urde 1860 v​on dem Orgelbauer Josef Grafenauer (Egg i​m Gailtal) gebaut u​nd 1997 restauriert. Das Schleifladen-Instrument h​at 14 Register a​uf zwei Manualen u​nd Pedal. Die Spiel- u​nd Registertrakturen s​ind mechanisch. Die Pedalregister s​ind bis H ausgebaut; d​ie Klaviatur reicht für d​ie Pedalkoppel b​is f0.[1]

Innenansicht mit Blick auf die Orgel
I Hauptwerk C–c3
Bordun16′
Principal8′
Salicional8′
Flöte8′
Octave4′
Flöte4′
Octave2′
Mixtur III
II Unterwerk C–c3
Gedeckt8′
Gamba8′
Rohrflöte4′
II Nebenwerk C–H
Subbass16′
Octavbass8′
Quintbass6′

Sonstiges

Weiters sehenswert sind der Betstuhl mit Einlegearbeit aus dem 18. Jahrhundert, ein großes barockes Kruzifix an der nördlichen Chorwand und der achteckige, spätgotische Taufstein mit Wappentartschen und einer Taufgruppe aus dem 18. Jahrhundert. Im Kircheninneren sind Wappengrabplatten von Andre Meixner (gestorben 1502) und Jörg von Malentein (gestorben 1521) angebracht.

Literatur

  • Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. Anton Schroll, Wien 2001, ISBN 3-7031-0712-X, S. 292–294.
  • Matthias Kapeller: Kirchen, Klöster und Kultur – Begegnungsräume in Kärnten. Verlag Carinthia, Klagenfurt 2001, ISBN 3-85378-539-5, S. 82 f.

Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen zur Orgel
Commons: Pfarrkirche Hermagor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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