Pfaff-Nähmaschine
Die Pfaff-Nähmaschine ist ein Produkt des deutschen Unternehmens Pfaff Industriesysteme und Maschinen AG zur mechanischen Herstellung von Nähten. Sie wird seit 1862 hergestellt und zählt zu den bekanntesten Produkten des Landes Rheinland-Pfalz. Seit 1907/08 unterscheidet man zwischen Haushalts- und Industrienähmaschinen.
Geschichte
Die erste Pfaff-Nähmaschine wurde 1862, nach vier Jahren des Experimentierens, vom Blechblasinstrumentenbauer Georg Michael Pfaff erbaut. Das erste Modell wurde nach dem Howe-System entworfen, ab 1866 baute Georg Michael Pfaff Singer-Modelle nach. Bereits 1872 wurden in der Nähmaschinenfabrik G. M. Pfaff in Kaiserslautern jährlich tausend Nähmaschinen produziert und 50 % davon exportiert. 1907/08 wurde von Pfaff die erste Nähmaschine eigens für die Industrie hergestellt und es kam zu einer Differenzierung zwischen Haushalts- und Industrienähmaschinen. 1910 lief schließlich die millionste Pfaff-Haushaltsnähmaschine vom Band, die an das Historische Museum in Speyer gespendet wurde. Nur 26 Jahre später wurde bereits die dreimillionste Pfaff-Haushaltsnähmaschine ausgeliefert.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Unternehmen Pfaff teilweise auf Kriegsproduktion umgestellt und größtenteils durch Bombardierung zerstört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte Pfaff weiter, bis schließlich 1993 das Unternehmen an Semi-Tech (Global) Co. Ltd. und die Aktienmehrheit 1997 an deren Tochtergesellschaft Singer verkauft wurde. 1999 musste der Konzern Insolvenz anmelden und die Rechte der Marke Pfaff in der Sparte der Haushaltsnähmaschinen wurden an die Firma Viking-Husqvarna aus Schweden verkauft. Heute werden die Pfaff-Haushaltsnähmaschinen größtenteils in China, von dem Joint-Venture-Unternehmen Shanghai Pfaff-Zoje Machinery Industry Ltd. produziert. Am 28. März 2013 übernahm die europäische Holding der SGSB Gruppe, die Shanggong (Europe) Holding Corp. GmbH 100 % der Anteile an der PFAFF Industriesysteme und Maschinen AG in Kaiserslautern. Dort werden ausschließlich Industriemaschinen gefertigt.
Modelle
Bis kurz nach der Jahrhundertwende (1900) benutzte Pfaff Buchstaben zur Bezeichnung der Maschinenklassen. 1960 waren schon ca. 150 Maschinenklassen bekannt, die in weitere Unterklassen (Sonderzubehör, Sonderfunktionen) eingeteilt wurden. So gibt es beispielsweise die Klasse 38 (Schneiderhandwerksmaschine) als 38-115 mit Doppelnadelkopf
Einige Beispiele:
- Pfaff A: Langschiffmaschine (Singer Nachbauten) bis ca. 1890
- Pfaff B: Langschiffmaschine
- Pfaff E: leichte Ringschiffmaschine
- Pfaff F: schwere Ringschiffmaschine
- Pfaff K: Bogenschiffmaschine (klein)
- Pfaff L: Bogenschiffmaschine (groß)
- Pfaff Gl: linksständige Freiarm-Ringschiffmaschine
- Pfaff 11: Bogenschiffmaschine (Nachfolger von K), Vorwärts- und Rückwärtsnähen, 1916 bis ca. 1940
- Pfaff 31: Zentralspulenmaschine (CB-Central Bobbin), kein ZickZack, Kurvenfadenhebel, ab ca. 1916 produziert
- Pfaff 30: Nachfolgerin der Pfaff 31, Gelenkfadenhebel, ab ca. 1933 bis in die 1950er Jahre produziert
- Pfaff 130: von ca. 1934 bis 1954 produziert, ZickZack Haushaltsmaschine
- Pfaff 230: Nachfolger der 130, modernere Gehäuseformen, am Anfang noch in schwarz, mit oder ohne Automatic
- Pfaff 60: Nachfolger der Pfaff 30, in den 1950er Jahren produziert, kein ZickZack
- Pfaff 332: Freiarm Version von 230, elektrisch betrieben, mit oder ohne Automatic
- Pfaff 90: in den 1960er Jahren produziert, ZickZack
- Pfaff 260: Nachfolger der 230, mit und ohne Automatic
- Pfaff 362: Freiarm Version von 260, elektrisch betrieben, mit oder ohne Automatic
- Pfaff Tipmatic (verschiedene Modelle): Haushaltsnähmaschine mit diversen Zierstichen, 70er und 80er Jahre
Aktuelle Produktionslinien
- Geburtstagseditionen (zum 150. Geburtstag)
- Expression Line
- Ambition Line
- Select Line
- Hobby Line
- Smarter by Pfaff
- Power Line
Bedeutung für den Standort Kaiserslautern
Seit den 1880er Jahren gewinnt Kaiserslautern mit der Entwicklung des deutschen Maschinenbaus an Bedeutung für die deutsche Nähmaschinen-Industrie im Wirtschaftsraum Rheinland-Pfalz.
Die Nähmaschinenfabrik Pfaff hatte zudem auch große Bedeutung und Verantwortung hinsichtlich des sozialen Bereiches in Kaiserslautern. Das Unternehmen Pfaff war nicht nur Arbeitgeber; unter der Geschäftsführung von Lina Pfaff (* 1854; † 1929) wurde die Pfaff-Siedlung für Werksangehörige und das Pfaff-Bad errichtet und verschiedene Kassen eingeführt wie beispielsweise die Sterbegeldkasse oder die betriebliche Krankenunterstützung. Die soziale Bedeutung des Unternehmens Pfaff und die Verbundenheit der Arbeiter und Angestellten, werden besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass sich die Angestellten selbst als Pfaffianer bezeichneten.
Literatur
- Gerhard Neumeier: Pfaff, Nähmaschinenfabrikanten. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 293 f. (Digitalisat).
- Karl Eulner: Die deutsche Nähmaschinen-Industrie. Mainz 1913
- Rolf Müller: Pfaff, 2011, Herausgeber: Rolf Müller, Fliederweg 6, 67657 Kaiserslautern
- Peter Wilhelm: Alte Nähmaschinen, ISBN 3-932752-87-2