Peter Plogojowitz
Peter Plogojewitz (* im 17. Jahrhundert; † 1725 vermutlich im Alter von 62 Jahren im Dorf Kisilova bei Požarevac, vielleicht das heutige Kisiljevo); serbisch Petar Blagojević, war ein serbischer Bauer, von dem man glaubte, er sei nach seinem Tod als Vampir wiedergekehrt.
Nach seinem Tod verstarben in seinem Dorf mehrere Menschen nach kurzer, unbekannter Krankheit. Einige von ihnen behaupteten vor ihrem Tod, Peter habe sie nachts aufgesucht und gewürgt. Die Dorfbewohner öffneten sein Grab und stellten fest, sein Leichnam sei nicht verwest, außerdem sei frisches Blut an seinen Lippen gewesen. Anschließend wurde ein Pfahl durch das Herz gestoßen und der Leichnam verbrannt. Ein Beamter der kaiserlichen österreichischen Reichsverwaltung, Kameralprovisor Frombald, erlaubte dieses Verfahren, wenn auch ungern, weil die Dorfbewohner vor Angst außer sich waren und glaubten, dass die ganze Gemeinschaft vom Vampir ausgerottet werden könnte – wie sie behaupteten, war dies bereits „in türkischen Zeiten“ geschehen (d. h. als das Dorf vor 1718 zum Osmanischen Reich gehört hatte). Der Bericht des kaiserlichen Beamten war eines der ersten dokumentierten Zeugnisse über den Vampir-Glauben im Europa der Neuzeit und trug zur Vampirmanie des 18. Jahrhunderts in Deutschland, England und Frankreich bei.
Das Ereignis war dem späteren Fall von Arnold Paole sehr ähnlich, als offizielle Vertreter österreichischer Behörden sich persönlich bezeugten über die Merkmale des Vampirismus, d. h. einen angeblich nicht verwesten Körper mit „neuer“ Haut, Haaren und Nägeln, aus dessen Mund scheinbar frisches Blut austrat und anderes. Diese Phänomene oder der Anschein dazu sind heute als natürlicher Prozess bei der Verwesung eines verstorbenen Körpers bekannt.
Rezeption
Im Kriminalroman Un Lieu Incertain (deutsch Der verbotene Ort) der französischen Autorin und Historikerin Fred Vargas aus dem Jahre 2008 wird die Geschichte von Peter Plogojowitz thematisiert.
Literatur
- Frombald: Copia eines Schreibens aus dem Gradisker District in Ungarn. aus dem Wienerisches Diarium vom 21. Juli 1725, Kayserliche Hof-Buchdruckerey 1725, S. 11–12
- Michael Ranft: De masticatione mortuorum in tumulis. Leipzig 1728, deutsch u. d. T. Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern, Worin die wahre Beschaffenheit derer Hungarischen Vampyrs und Blut-Sauger gezeigt, Auch alle von dieser Materie bißher zum Vorschein gekommene Schrifften recensiret werden. 1734, Teubners Buchladen (UBooks-Verlag 2006, ISBN 3-86608-015-8)
- Montague Summers: The Vampire in Europe 1929. Kessinger Publishing 2003, ISBN 0-7661-3576-4
- Augustin Calmet: Gelehrte Verhandlung der Materie von den Erscheinungen der Geister, und der Vampire in Ungarn und Mähren. Edition Roter Drache 2007, ISBN 978-3-939459-03-3 (Digitalisat UB Kiel).