Peteosthor
Peteosthor war der Handelsname eines experimentellen Medikaments von Buchler & Co (Braunschweig), das 1945–1956 in deutschen Krankenhäusern gegen Tuberkulose und Morbus Bechterew an Patienten eingesetzt wurde. Es handelte sich um eine Mischung des radioaktiven Alphastrahlers Radium-224 („Thorium-X“) mit kolloidalem Platin und dem Farbstoff Eosin B, die von dem Bad Pyrmonter Lungenfacharzt Paul Troch entwickelt[1] und unter seiner Leitung in zwei Krankenhäusern in Bad Pyrmont und Heidelberg eingesetzt worden war. Die ionisierende Strahlung sollte sich in den entzündlichen Läsionen anreichern und die Entzündung hemmen[2] bzw. die Tuberkulosebakterien abtöten.[3] Nach anfänglich aufsehenserregenden Erfolgsberichten[4] stellte sich bald heraus, dass eine Heilwirkung nicht bestand und den Patienten stattdessen schwere Nebenwirkungen drohten.[5] Die Langzeituntersuchungen an den behandelten Patienten ergaben um ein Vielfaches erhöhte Krebsraten, bei den Kindern außerdem schwere Wachstumsstörungen des Skeletts.
Literatur
- Heinz Spiess: Langzeitstudie über mehr als 60 Jahre: Strahlenschäden durch Radium-224. In: Dtsch Arztebl. 110(33-34), 2013, S. A-1556/ B-1372/ C-1351.
Einzelnachweise
- Höhepunkt noch nicht erreicht – Mit Atomenergie gegen Tbc. In: Der Spiegel. 3. Mai 1947.
- R. Wilde: Peteosthor und Thorium X als Therapeuticum des Morbus Bechterew. In: AOTS. 1952, doi:10.1007/BF00414953.
- C. J. Tietz, H. Spiess: Über die Hemmwirkung des Peteosthor und seiner Komponenten auf das Wachstum humaner Tuberkelbakterien in vitro. In: Klinische Wochenschrift. 1950, doi:10.1007/BF01486045
- Der glückliche Griff – Nicht nachgegeben. In: Der Spiegel. 7. Februar 1948.
- H. Spiess: Peteosthor – a medical disaster due to Radium-224. In: Radiation and Environmental Biophysics 2002, doi:10.1007/s00411-002-0165-4.