Perctarit
Perctarit (auch Pertarit, Bertarit, Pertari, Perctarith, Bertari(d)us[1]; † 688) war von 661 bis 662 und nochmals von 671 bis 688 König der Langobarden.
Leben
Familie
Perctarit war der Sohn des Königs Aripert I. aus der Familie der Agilolfinger. Er war mit Rodelinda verheiratet, mit der er den Sohn Cunincpert und die Tochter Wigilinde, die den dux Grimoald II. von Benevent heiratete, hatte.
Herrschaft
Aripert bestimmte, dass seine Söhne Godepert und Perctarit ihm gemeinsam als gleichberechtigte Könige nachfolgen sollten. Nach Ariperts Tod im Jahr 661 residierte Godepert in Ticinum (Pavia), Perctarit in Mediolanum (Mailand). Es machte sich allgemeine Unzufriedenheit breit, zum einen im Adel, der auf seine Mitwirkung bei der Königswahl pochte, zum anderen zwischen den beiden Brüdern, die sich mit Misstrauen begegneten. Godepert bat den Herzog von Benevent, Grimoald um Unterstützung, der allerdings die Situation für sich ausnutzte, mit seinen Truppen nach Norditalien marschierte und Godepert ermordete. Perctarit floh ins Exil zu den Awaren, während seine Frau Rodelinda und sein kleiner Sohn Cunincpert als Geiseln nach Benevent gebracht wurden. Damit war die Herrschaft des Nachfolgers Grimoald unangefochten, der sein Königtum durch den Adel bestätigen ließ[2] und im Jahr 662 die namentlich nicht bekannte Schwester Perctarits heiratete.[3]
Exil
Dennoch machte sich Widerstand breit; in Asti und Turin formierten sich die Anhänger der abgesetzten Dynastie und nahmen Kontakt zum Frankenreich auf. Unterdessen drohte Grimoald den Awaren mit Krieg, sollten sie Perctarit nicht ausliefern. Dieser kehrte ins Langobardenreich zurück und unterwarf sich Grimoald, der ihn zunächst freundlich in Pavia aufnahm. Er erhielt vom König eine Abfindung und ein stattliches Haus, doch blieb er als Thronprätendent eine Gefahr. Perctarit erkannte, dass Grimoald ihn beseitigen wollte und flüchtete erneut, diesmal zu den Franken.[4] Eine militärische Intervention des Frankenreiches zugunsten der Agilolfinger scheiterte in einer für die Franken verlustreichen Schlacht bei Asti.[5]
Erneute Herrschaft
Nachdem Grimoald 671 gestorben war kehrte Perctarit aus dem Frankenreich zurück und wurde bereits an der Grenze des Langobardenreiches von seinen Anhängern begrüßt. Garibald, Grimoalds minderjähriger Sohn und Nachfolger, wurde nach 3-monatiger Herrschaft vertrieben und eine Volksversammlung wählte Perctarit einstimmig zum König. Sogleich ließ er seine Frau und seinen Sohn aus dem beneventinischen Exil zurückholen.[6]
Perctarit war im Gegensatz zu seinen arianischen Vorgängern ein frommer Katholik.[6] Der katholische Glaube wurde zur Staatsreligion.[7] Die Juden wurden zur Taufe gezwungen oder im Weigerungsfall hingerichtet.[8] In Pavia ließ er das Agatha-Kloster bauen, während Königin Rodelinde vor der Stadt die Basilika Sanctae Dei Genitricis (Kirche der Heiligen Mutter Gottes) auf der heidnischen Kultstätte Ad Perticas errichten ließ.[9]
Um 679/680 erhob Perctarit seinen Sohn Cunincpert zum Mitkönig.[9]
Dux Alahis von Tridentum (Trient) erhob sich um 679 gegen Perctarit. Perctarit rückte mit seinem Heer aus und belagerte Alahis in Tridentum. Durch einen Ausfall konnte Alahis den König in die Flucht schlagen. Cunincpert gelang es die beiden zu versöhnen. Darüber hinaus sprach Perctarit dem Rebellen auf Bitten Cunincperts auch das Dukat Brescia zu, obwohl er Alahis misstraute.[10]
Perctarit ließ die prächtige Porta Palatinensis (Palast-Tor) in Pavia bauen.[10] In seiner zweiten Amtszeit suchte er vor allem den Ausgleich mit Byzanz, sodass diese Jahre relativ friedlich verliefen. 680 erkannte Kaiser Konstantin IV. erstmals die Eigenständigkeit des Langobardenreichs in Italien an.[11]
Perctarit starb 688 und wurde in Pavia neben der Kirche Domini Salvatoris (Kirche des Herrn und Heilands, heute: Monastero di San Salvatore), die sein Vater Aripert I. erbauen ließ, beigesetzt.[12] Nachfolger wurde sein Sohn Cunincpert.
Rezeption
Perctarit ist eine Hauptfigur der Opern Rodelinda, regina de’ Longobardi von Georg Friedrich Händel und Flavius Bertaridus, König der Longobarden von Georg Philipp Telemann, die 1725 in London beziehungsweise 1729 in Hamburg uraufgeführt wurden.
Quellen
Literatur
- Wilfried Menghin: Die Langobarden. Stuttgart 1985.
Weblinks
- Paulus Diaconus: History of the Langobards (englisch)
- Thomas Hodgkin, Italy and her Invaders Vol VI (teilweise überholt)
- Ludo Moritz Hartmann: Geschichte Italiens im Mittelalter Bd. II Teil 1, Wigand, Leipzig 1900, S. 245ff
Einzelnachweise
- MGH SS rer Lang I, S. 138
- Paulus Diaconus, Historia Langobardorum IV, 51
- Historia Langobardorum V, 1
- Historia Langobardorum V, 2
- Historia Langobardorum V, 5
- Historia Langobardorum V, 33
- The New Cambridge Medieval History, Bd. 2, S. 321
- Thomas Hodgkin, Italy and her Invaders Vol VI, S. 303
- Historia Langobardorum V, 34
- Historia Langobardorum V, 36
- Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1879
- Historia Langobardorum V, 37
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Aripert I. | König der Langobarden 661–662 | Grimoald |
Garibald | König der Langobarden 671–688 | Cunincpert |