Parenthese
Parenthese (altgriechisch παρένθεσις parénthesis, deutsch ‚Einschub‘) ist in der Grammatik die Bezeichnung für einen Teil einer Äußerung, der innerhalb eines (anderen) Satzes vorkommt, aber nicht in seine syntaktische Struktur integriert ist. Ebenso bezeichnet der Begriff auch ein rhetorisches Stilmittel, wobei ein Gesamtsatz durch einen Einschub unterbrochen wird.
Parenthesen können einzelne Wörter sein oder ihrerseits auch vollständige Sätze. Eine Parenthese, die ein ganzer Satz ist, wird in der deutschen Grammatik auch als Schaltsatz bezeichnet.[1]
Kennzeichnung von Parenthesen
Parenthesen müssen in der Schreibung durch Satzzeichen markiert werden. Der Einschub wird meist von Gedankenstrichen umschlossen in den Satz eingefügt oder durch Klammern oder Kommata vom restlichen Satz getrennt – deshalb werden oftmals auch die entsprechenden Zeichen selbst als Parenthese bezeichnet.
Die Satzteile, die eine Parenthese einschließen, werden als Matrixsatz bezeichnet. Ist die Intention der Parenthese von der des Matrixsatzes abweichend, ist beispielsweise die Parenthese eine Frage und der Matrixsatz ein Ausruf, dann wird vor dem abschließenden Komma oder Gedankenstrich zusätzlich das die Intention ausdrückende Satzschlusszeichen gesetzt.[2]
Beispiele
Die Parenthesen sind in Kursivschrift dargestellt:
- „So bitt ich – ein Versehen war’s, weiter nichts – für diese rasche Tat dich um Verzeihung.“ (Heinrich von Kleist: Penthesilea)
- „Das Gute – dieser Satz steht fest – / Ist stets das Böse, was man läßt!“ (Wilhelm Busch: Die fromme Helene)[3]
- „Eduard – so nennen wir einen reichen Baron im besten Mannesalter – Eduard hatte in seiner Baumschule die schönste Stunde eines Aprilnachmittags zugebracht, um frisch erhaltene Pfropfreiser auf junge Stämme zu bringen.“ (Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften)
- „Diesbezüglich – das will ich ganz deutlich sagen – mache ich mir erhebliche Sorgen darüber, ob wir – ähnlich koordiniert wie bei den Konjunkturpaketen – zu einer international abgestimmten Exit-Strategie kommen werden.“ (Angela Merkel, Rede vor der internationalen Finanzmarktkonferenz, Berlin, 20. Mai 2010)[4]
- „Gefällt dir hier – sag uns nur! – etwas nicht?“[2]
Literatur
- Duden. Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2009, ISBN 978-3-411-04048-3.
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 4. aktualisierte und überarbeitete Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart u. a. 2010, ISBN 978-3-476-02335-3.
- Renate Lachmann: Die Parenthese und ihre Umklammerung. In: Satzzeichen. Szenen der Schrift (Festschrift für Bettine Menke). Hrsg. von Helga Lutz, Nils Plath, Dietmar Schmidt. Kadmos, Berlin 2017, ISBN 978-3-86599-364-9, S. 36–39.
- Henrike Lähnemann, Michael Rupp: Parenthese. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hrsg. von Gert Ueding. Bd. 6: Must–Pop. Max Niemeyer, Tübingen 2003, ISBN 3-534-12024-8, Sp. 573–576.
Weblinks
Einzelnachweise
- Dudengrammatik 2009, S. 1025.
- Peter Gallmann: Interpunktion. In: Hartmut Günther, Otto Ludwig (Hrsg.): Schrift und Schriftlichkeit: ein interdisziplinäres Handbuch internationaler Forschung. Halbband 2 (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 10.2). Walter de Gruyter, Berlin/New York 1996, ISBN 3-11-014744-0, S. 1456–1466, hier S. 1458.
- Die fromme Helene. Abgerufen am 4. Oktober 2021.
- Wortlaut auf der Website der Bundesregierung, abgerufen am 20. Juni 2015.