Parabolani
Die Parabolani bzw. Parabalani (altgriechisch παράβολοι paráboloi oder παραβολᾶνοι parabalánoi) waren eine teils militante und gewalttätige christliche Laienbruderschaft zur Zeit der Alten Kirche. Sie werden im Zeitraum vom 3. bis zum 6. Jahrhundert erwähnt und agierten in den größeren Städten des Ostens des Römischen Imperiums, sicher in Karthago, Ephesus, Alexandrien und Konstantinopel.
Beziehungen und Wirkungen
Ursprünglich kümmerten sich die Parabolani im 3. Jahrhundert, zur Zeit des Dionysius von Alexandria, Bischof von Alexandria, um die Pflege von „Pestkranken“, so übernahmen sie freiwillig die Pflege der Kranken und die Bestattung der Toten. Daher rührt wohl nicht ihr Name, zu altgriechisch παραβάλλεσθαι τὴν ζωήν parabállesthai tēn zōēn, deutsch ‚sein Leben einsetzen‘. Obgleich die Beleglage nicht eindeutig ist, soll die Bruderschaft zum ersten Mal während einer „großen Pest“[1], (zu lateinisch pestis ‚Seuche, Epidemie‘) in Alexandria im Episkopat von Dionysius von Alexandria um 248 n. Chr. aufgetreten sein.
Aus Alexandria und Ephesus ist überliefert, dass sie im 5. Jahrhundert eine Schutztruppe für den örtlichen Bischof bildeten, die äußerst aggressiv und gewalttätig gegen Andersgläubige vorging.[2] Die Institution der Parabolani als private Leibgarde eines Bischofs kann man analog zu den Privatarmeen der Landbesitzer, den Buccelariern, sehen.
Die Parabolani spielten eine wichtige Rolle im Konflikt zwischen Kyrill von Alexandria und dem Stadtpräfekten von Alexandrien, Orestes. In diesem Konflikt ereignete sich auch die Ermordung der neuplatonischen Philosophin Hypatia, an der die Parabolani mutmaßlich beteiligt waren.[3] Ein Jahr nach diesem Ereignis sandten die Bürger der Stadt eine Abordnung zu Kaiser Theodosius II., um die Macht der Parabolani einzuschränken. Daraus resultierte 416 ein Gesetz; eine Überarbeitung erfolgte 418:[4]
- Die Zahl der Parabolani war auf 500 Männer zu beschränken (ab 418: 600). Ebenso reduzierte Theodosius II. ihre Anzahl in Konstantinopel auf 950 Mann[5]
- Sie durften nicht als Gruppe vor Gericht, im Stadtrat oder im Theater erscheinen.
- Sie waren aus Armen und Handwerkern rekrutierbar, honorati und curiales waren ausgenommen.
- Der Praefectus Augustalis wählt die Leute aus, ab 418 wurde diese Aufgabe dem Bischof übertragen. Ihre Namen wurden in ein öffentliches Verzeichnis eingetragen.
Die Paraboloni spielten ebenfalls eine Rolle während der „Räubersynode“ in Ephesus im Jahr 449. Dort wurde Bischof Basilius von Seleucia von einer Gruppe von Mönchen und Parabolani bedroht, die unter ihrem Leiter Barsauma von Nisibis zum Konzil kam.
Literatur
- Johannes Hahn: Parabalani. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 26, Hiersemann, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-7772-1509-9, Sp. 924–932.
- Glen Bowersock: Parabalani: A Terrorist Charity in Late Antiquity. In: 'Anabases' 12/2010.
- Johannes Hahn: Gewalt und religiöser Konflikt. Studien zu den Auseinandersetzungen zwischen Christen, Heiden und Juden im Osten des Römischen Reiches (von Konstantin bis Theodosius II.). Klio-Beihefte N. F. 8, Akademie Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-05-003760-1
- Stephen Greenblatt: Die Erfindung der Intoleranz. Wie die Christen von Verfolgten zu Verfolgern wurden. Wallstein Verlag, Göttingen 2019
- Glen W. Bowersock: Parabalani: A Terrorist Charity in Late Antiquity. Anabases, 12, 2010, 45-54 https://doi.org/10.4000/anabases.1061
Weblinks
Siehe auch
Anmerkungen
- Die wissenschaftliche Meinung ist, dass es sich bei den im Altertum im Mittelmeerraum auftretenden Seuchen vor 541 n. Chr. (so die Justinianische Pest) nicht um die Pest handelte, sondern eher um Seuchen wie die der Antoninischen Pest nachfolgenden Epidemien, die wahrscheinlich Pocken-Epidemien waren.
- Catherine Nixey: Heiliger Zorn. Wie die frühen Christen die Antike zerstörten. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2017, ISBN 978-3-421-04775-5, S. 187–202
- Sokrates Scholastikos: Historia ecclesiastica 7,15.
- Codex Theodosianus XVI,2,43.
- Codex Iustinianus I,2,4.