Papyrus 45

Papyrus 45 (45 oder P. Chester Beatty I) ist eine frühe Handschrift des Neuen Testaments und Teil der Chester-Beatty-Papyri. Sie wurde wahrscheinlich um das Jahr 250 n. Chr. in Ägypten erstellt.[1] Sie enthält die Texte des Matthäusevangeliums 20–21 und 25–26; des Markusevangeliums 4–9 und 11–12; des Lukasevangeliums 6–7 und 9–14; des Johannesevangeliums 4–5 und 10–11 sowie die Apostelgeschichte 4–17. Das Manuskript wird zurzeit in der Chester Beatty Library in Dublin, Irland aufbewahrt. Ein Blatt (Folio) jedoch mit Matthäus 25,41–26,39 befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien (Pap. Vindob. G. 31974).[2]

Manuskripte des Neuen Testaments
PapyriUnzialeMinuskelnLektionare
Papyrus 45
Name P. Chester Beatty I
Zeichen 45
Text Evangelien, Apostelgeschichte
Sprache griechisch
Datum ca. 250
Gefunden Ägypten
Lagerort Chester Beatty Library
Quelle F.G. Kenyon, The Chester Beatty Biblical Papyri (London: E. Walker), 1933
Größe 30 Blätter; 25 × 20 cm
Typ eklektischer Texttyp
Kategorie I

Zustand des Manuskriptes

P. Chester Beatty I, (P45) Folio 13–14, mit Teilen des Evangeliums nach Lukas

Das Manuskript i​st stark beschädigt u​nd fragmentiert. Der Papyrus w​urde zu e​inem Kodex gebunden, d​er aus wahrscheinlich 220 Seiten bestand. Jedoch h​aben davon n​ur 30 Seiten überlebt (2 v​on Matthäus, 6 v​on Markus, 7 v​on Lukas, 2 v​on Johannes u​nd 13 v​on Apostelgeschichte). Alle Seiten h​aben Lacunae (Lücken), n​ur sehr wenige Zeilen s​ind vollständig. Die Seiten v​on Matthäus u​nd Johannes s​ind die kleinsten. Die ursprünglichen Seiten hatten e​twa die Größe v​on 25 × 20 cm. Im Gegensatz z​u vielen anderen erhaltenen Manuskripten d​es 3. Jahrhunderts, d​ie die Evangelien, Katholischen Briefe o​der Paulusbriefe enthalten, enthielt d​iese Handschrift m​ehr als e​ine Gruppierung v​on Texten d​es Neuen Testaments. Diese Hypothese beruht a​uf der Verwendung d​er Sammlung v​on zwei Blättern, e​inem einfachen Quire (25 Blätter), w​ie ihn d​ie meisten Kodizes hatten.[3]

Textcharakter

Wegen des großen Ausmaßes der Zerstörung war es schwer, den Texttyp zu bestimmen. Die Handschrift wurde von Alfred Chester Beatty in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erworben und in dem Werk The Chester Beatty Biblical Papyri, Descriptions and Texts of Twelve Manuscripts on Papyrus of the Greek Bible von Frederic G. Kenyon im Jahre 1933 veröffentlicht. In dieser Arbeit identifiziert Kenyon den Texttyp als Cäsareanisch und folgt dabei der Definition von Burnett Hillman Streeter.[4] Hollis Huston kritisierte Kenyons Transkription vieler teilweise erhaltener Worte und kam zu dem Schluss, dass sich Kapitel 6 und 11 von Markus in 45 nicht nahtlos in einen Texttyp einordnen lassen, besonders nicht in den Cäsareanischen, da das Manuskript diese speziellen Texte für jeden Texttyp auf das 4. oder 5. Jahrhundert vordatieren würde.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Kurt Aland: Kurzgefaßte Liste der griechischen Handschriften des Neuen Testaments – in Verbindung mit Michael Welte bearb. von Kurt Aland. de Gruyter, Berlin/New York 1994, 2. neubearbeitete und ergänzte Auflage, ISBN 3-11-011986-2, (Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung Bd. 1).
  • Frederic G. Kenyon, Chester Beatty Biblical Papyri II/1: The Gospels and Acts, Text, London 1933.
  • Epp, Eldon Jay. The Twentieth Century Interlude in New Testament Textual Criticism. In: Journal of Biblical Literature. vol. 93, No. 3 (Sep. 1974), S. 386–414
  • Huston, Hollis W. Mark 6 and 11 in P45 and in the Caesarean Text. In: Journal of Biblical Literature. vol. 64, No. 4 (Dec., 1955) S. 262–271
  • Metzger, Bruce M. The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption and Restoration, Oxford University Press, 2005, S. 54.
  • P45. In: The Encyclopedia of New Testament Textual Criticism. Abgerufen am 18. Juni 2007
Commons: Papyrus 45 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. The Conversion of Saul (Paul). Archiviert vom Original am 12. September 2007. Abgerufen am 16. Oktober 2013.
  2. Kurt und Barbara Aland: Der Text des Neuen Testaments. Einführung in die wissenschaftlichen Ausgaben sowie in Theorie und Praxis der modernen Textkritik. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1989, S. 109. ISBN 3-438-06011-6
  3. Bruce M. Metzger, Bart D. Ehrman, The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption and Restoration, Oxford University Press (New York – Oxford, 2005), S. 54.
  4. Huston 1955, S. 262
  5. Huston 1955, S. 265, 268, 270–271
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