Oscar Seifert

Oscar Seifert (* 11. März 1861 i​n Neuschönefeld; † 25. Dezember 1932 i​n Leipzig) w​ar ein deutscher Schausteller, fliegender Händler u​nd Leipziger Original.

Oscar Seifert

Leben

Oscar Seifert w​urde 1861 i​n Neuschönefeld, d​as 1890 e​in Stadtteil v​on Leipzig wurde, geboren. Er verlor früh s​eine Eltern d​urch die Cholera u​nd wuchs b​ei Pflegeeltern auf. Durch seinen Wortwitz a​ls fliegender Händler w​urde er a​ls Seiferts Oscar z​u einem Leipziger Original. Oscar Seifert erwarb g​egen Ende seines Lebens e​in Karussell m​it sechs Autos, angetrieben m​it einem Elektromotor, d​as auf d​er Leipziger Kleinmesse e​ine Attraktion a​ls „Seiferts Oscars Pracht-Auto-Corso“ war.

Mit seinen sieben Kindern wohnte er in der Leipziger Elisenstraße (der heutigen Bernhard-Göring-Straße), einige seiner Kinder und Enkel haben bis nach der Wende ebenfalls im Schaustellergewerbe gearbeitet. Die Familientradition wurde mit der Weitergabe des Vornamens Oscar weitergeführt. Zurzeit tragen ein Urenkel und ein Ururenkel diesen Namen weiter. Seifert Oscars Grab befindet sich auf dem Leipziger Südfriedhof.

Grab von Seiferts Oscar, Leipzig Südfriedhof

Ein Straßenbahnzug d​er Leipziger Verkehrsbetriebe trägt h​eute seinen Namen.

Sprüche

  • „Gindersch, gooft Gämme, ’s gomm laus'sche Zeiden!“ („Kinder, kauft Kämme, es kommen lausige Zeiten!“)
  • Der Leipziger Mundartdichter Edwin Bormann (1851–1912) schildert eine Begegnung mit Seiferts Oscar:
„... Ein dichter Menschenknäuel von einigen hundert Köpfen, meist Männern und Knaben, umsteht einen plantuchüberspannten Verkaufsstand. In der Mitte fahren ein paar weiße Hemdärmel in der Luft herum, und man hört von weitem eine laute, etwas heisere Ausruferstimme, bisweilen von Gelächter der Menge unterbrochen. Ein Gelächter, das allerdings stets auf ein Minimum von Zeit beschränkt wird, denn keiner will sich von der in die Lüfte gebrülltem Weisheit, die nun kommen soll, etwas entgehen lassen. ‚Hier habterr sechs feine Daschendiecher!’ ruft Seiferts Oscar, der Mann in Hemdsärmeln, der den weichen Filzhut schief aufs Ohr gedrückt hat. ‚Na was nehm’ mer denn nu? – Hier diese ff. Harmonega!’ Er nimmt eine Mundharmonika und spielt einige Takte: Ei du lieber Augustin. ‚Eißerschder Fawrikpreis anderthalwe Mark. Ich lasse se eich fer fuffzig Fenge, fer dreissig! Der selige Mendelssohn, wenn er’sch erlebd hädde, wärde misch derum beneidn. Un Richard Wagner hädde mit so enner Harmonega de Niwelungen noch emal so schnell und so scheene zu Wege gebrachd! Niemand? Ei fui Deifel – in der großen Musiekstadt Leipzig niemand: Heide is awer ooch gar nischt mit eich! Fimfmalhunderttausende Menschen um de Bude ’rum, un nich emal mausen duht eenr, dass mer was los wärde!’“
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