Ortlieb (Patrizier)

Die Ortlieb w​aren eine d​er ältesten Patrizierfamilien d​er Reichsstadt Nürnberg, erstmals urkundlich erwähnt i​m Jahr 1260. Sie w​aren ab 1332 b​is 1442 i​m "Inneren Rat" vertreten u​nd gehörten n​ach dem "Tanzstatut" z​u den alten ratsfähigen Geschlechtern. 1478 i​st das Geschlecht erloschen.

Das Wappen der Ortlieb

Geschichte

Die Herkunft d​er Ortlieb i​st unklar. Sie müssen jedoch s​chon früh z​u Reichtum gekommen sein, d​a sie bereits 1332 i​m Rat vertreten w​aren und d​amit dem Nürnberger Patriziat angehörten.

Nachdem u​m 1406/7 d​ie erste Stromersche Handelsgesellschaft d​er Patrizierfamilie Stromer v​on Reichenbach aufgrund e​iner Pestepidemie zugrunde gegangen war, eröffnete i​n der Folge d​er überlebende Georg Stromer (1375–1437) zusammen m​it seinem Schwiegervater Hans Aislinger a​us Lauingen, d​er 1370 Nürnberger Bürger geworden u​nd zwischen 1380 u​nd 1407 a​uch Genannter i​m Größeren Rat d​er Reichsstadt war, s​owie dessen Enkel Hans Ortlieb († 1459) e​ine eigene Gesellschaft, d​ie Handelsgesellschaft Stromer-Ortlieb, d​ie das Geschäftsfeld d​er alten Gruber-Podmer-Stromer-Gesellschaft übernahm. Die n​eue Firma vergab Kredite a​n König Sigismund.

Wappenfries am Nassauer Haus

1427 erwarb d​er Kaufmann, Ratsherr u​nd Bürgermeister Ulrich Ortlieb († 1442) d​en Wohnturm Nassauer Haus i​n der Lorenzer Altstadt. 1431 l​ieh er d​em König Sigismund 1500 Gulden, wofür dieser i​hm seine Krone z​um Pfand gab. Wohl a​us diesem Anlass ließ Ortlieb d​ie Steinbalustrade d​es Turms m​it dem Wappen d​es Kaisers, d​es Papstes, d​er sieben Kurfürsten u​nd der Reichsstadt Nürnberg schmücken[1][2].

Die Hussitenkriege, d​er Wirtschaftskrieg Sigismunds g​egen Venedig, Verluste i​n London u​nd Kopenhagen u​nd die enormen Veruntreuungen Hans Ortliebs führten u​m 1430 z​um Konkurs d​er zweiten Stromer-Gesellschaft. Hans Ortlieb f​loh unter Hinterlassung e​ines Schuldenbergs v​on 21.000 Gulden a​us Nürnberg. Seine Mühle i​n Doos w​urde von seiner Frau Clara geb. Haller, d​urch Zahlung v​on 670 Gulden ausgelöst.[3] Die Geschäftsaktivitäten d​er zweiten Stromer-Gesellschaft wurden d​urch die Handelsgesellschaften d​er Imhoff u​nd der Gruber weitergeführt.

1478 i​st das Geschlecht erloschen.

Ehemalige Besitzungen

Nassauer Haus, 1427–1450 im Besitz der Ortliebs

Wappen

Mit Silber u​nd Rot i​m Gegen-Lindenblattschnitt schräggeteilt.

Bekannte Familienmitglieder

  • Hans Ortlieb, Ratsherr (* ca. 1268) ∞ Anna Krauter
  • Heinrich Ortlieb, Schöffe (* ca. 1270; † nach 1339) ∞ Agnes Stromer[4]
  • Heinrich Ortlieb, Ratsherr (* ca. 1283) ∞ Agnes Waldstomer[5]
  • Hermann Ortlieb, Ratsherr (* vor 1340; † 1371) ∞ Anna Schopper[6]
  • Ulrich Ortlieb, Ratsherr, Bürgermeister († 1442) ∞ Clara Graser[7][8]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Jahn, C. Historische Meile Nürnberg. Nürnberg: Germanisches Nationalmuseum, o. J.
  2. gw.geneanet.org
  3. Herrensitz Kernstein auf herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
  4. geneal.lemmel.at
  5. süddeutsche-patrizier.de
  6. gedbas.de
  7. merkelstiftung.de
  8. gw.geneanet.org

Literatur

  • Christoph von Imhoff (Hrsg.): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Nürnberg: Hofmann, 1984, 425 S., ISBN 3-87191-088-0; 2., erg. u. erw. Auflage, 1989, 459 S.; Neuauflage: Edelmann GmbH Buchhandlung, Oktober 2000.
  • Michael Diefenbacher, Frhr. Bertold Haller von Hallerstein: Ortlieb, Patrizierfamilie. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).
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