Orgel der Royal Albert Hall
Die Orgel in der Royal Albert Hall in London ist nach der Großen Orgel der Kathedrale von Liverpool die zweitgrößte Pfeifenorgel im Vereinigten Königreich. Sie wurde ursprünglich von Henry „Vater“ Willis errichtet und zuletzt 2002 bis 2004 durch John Mander reorganisiert. Seither hat sie 147 Register und 9999 Pfeifen.
Willis-Orgel
Die ursprüngliche Orgel wurde 1871 von Henry Willis & Sons gebaut. Sie hatte vier Manuale, 111 Register und war zu dieser Zeit die größte der Welt.
Umbauten und Erweiterungen durch Harrison & Harrison
Die Durhamer Firma Harrison & Harrison baute die Orgel 1924 und 1933 in zwei Schritten um, in denen sie diese auf 146 Register (einschließlich drei Percussions-Register) erweiterte und eine elektro-pneumatische Traktur installierte. Sie war zu dieser Zeit immer noch die größte Orgel in Großbritannien. Das Pink-Floyd-Album The Endless River von 2014 enthält den Titel Autumn ’68 mit einer Aufnahme von Bandmitglied Richard Wright, der 1969 die Orgel spielte.
In den 1970er Jahren renovierte Harrison & Harrison den Spielschrank und ersetzte die Registrieranlage, nahm geringfügige Änderungen an der Intonation vor und fügte ein Dach hinzu, um zu versuchen, den Klang nach vorne zu lenken, was nicht erfolgreich war. Die Komponistin Wendy Carlos stellte die Orgel während der abschließenden Titelsequenz des Disney-Science-Fiction-Films Tron von 1982 vor, der vom Organisten Martin Neary aufgeführt wurde.
Ende des 20. Jahrhunderts befand sich die Orgel wieder in einem schlechten Zustand. Immer mehr Register waren aufgrund von Undichtigkeiten im Windsystem, Rissen in den Windladen und anderen Problemen unbrauchbar. Der Wind entwich geräuschvoll aus Windkanälen und -laden, die Windversorgung war für ein volles Spiel unzureichend. Auch die Lederteile der Traktur waren undicht. Bis 2002 wurde die Orgel nur durch „heldenhafte Bemühungen“ von Harrison & Harrison spielbar gehalten und konnte im Falle einer Störung nur in Anwesenheit von Orgelbauern genutzt werden.[1][2]
Instandsetzung und Umbau durch Mander
Im Jahr 2002 wurde die Orgel für einen umfassenden Umbau durch John Mander, Inhaber der Firma Mander Organs, außer Betrieb genommen. Es wurde erwogen, die ursprüngliche Willis-Disposition wiederherzustellen; aber die nachfolgenden Änderungen und Vergrößerungen hatten dies unpraktikabel gemacht, und man war der Ansicht, dass es im Wesentlichen so bleiben sollte, wie es ist.
Die Trockenheit in der Halle hatte die Windladen beschädigt, daher wurden diese ersetzt und neue sowie größere Windkanäle gebaut. Das Dach wurde entfernt und die Zungenregister in der Great Division wurden auf ihren Winddruck von 1924 zurückgesetzt. Die Aufteilung der Großen Orgel in den 1970er Jahren (die es ermöglichte, zwei unabhängige Große Orgeln gleichzeitig zu registrieren und in verschiedenen Manualen zu spielen) wurde rationalisiert und bot effektiv getrennte Registergruppen von Willis und Harrison & Harrison. Außerdem wurde eine Fourniture IV hinzugefügt. Die Disposition umfasste nun insgesamt 127 Register, zuzüglich 17 Transmissionen und Extensionen mit 9999 klingende Pfeifen. Für einige Jahre war die Orgel erneut die größte in Großbritannien, bis sie 2007 von der Orgel in der anglikanischen Kathedrale von Liverpool (10.268 Pfeifen) übertroffen wurde.
Die Orgel wurde am Abend des 26. Juni 2004 bei einem Galakonzert mit David Briggs, John Scott und Thomas Trotter mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter Richard Hickox wieder eingeweiht. Das Instrument spielte bei den BBC Proms 2004 eine herausragende Rolle. Die ersten Aufnahmen auf dem neu umgebauten Instrument stammen von Gillian Weir. Das Instrument wurde auch von der Progressive-Rock-Band Muse verwendet, als sie Megalomania spielte, das ursprünglich auf einer anderen Willis-Orgel, in der Kirche Saint Mary in Bathwick, aufgenommen wurde.
Disposition
Die aktuelle Disposition nach dem Umbau von Mander im Jahr 2004 lautet wie folgt:[3]
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- Koppeln: Choir to Pedal, Great to Pedal, Swell to Pedal, Solo to Pedal, Choir (unenclosed) on Solo, Octave Orchestral, Sub Octave Second Division (Orchestral), Unison off, Swell to Choir, Solo to Choir, Reeds on Choir, Great Second Division on Choir, Choir to Great, Swell to Great, Solo to Great Octave (nur 16′, 8′, 4′), Solo to Swell, Octave, Sub Octave, Unison off, Octave Bombard (16′, 8′, 4′ stops only), Bombard on Choir, Tubas on Choir
- Anmerkungen
- (H) = Register von Harrison & Harrison, 1974
- (GC) = Great, 2nd Division on Choir
- Nicht schwellbar.
- Schwellbar.
- Schwellbar, im Solowerk untergebracht.
- Anmerkungen zur Komposition der mehrchörigen Register
- 15.19.22.
- 12.15.17.19.22.
- 8.12.15.19.22.
- 10.15.17.19.21.22.
- 19.22.26.29.
- 19.22.26.29.31.33.36.
- 15.19.22.26.29.
- 10.12.15.17.19.21.22.
Einzelnachweise
- Molloy Woodcraft: Pink Floyd: The Endless River review – 'a good way to call it a day'. In: The Observer. 9. November 2014. Abgerufen am 10. Dezember 2014.
- NME News Desk: Pink Floyd producer says Royal Albert Hall organ solo used on new album was 'moment of rebellion'. In: NME. 26. September 2014. Abgerufen am 10. Dezember 2014.
- Details zur Orgel im National Pipe Organ Register, abgerufen am 29. Dezember 2021 (englisch).