Orgel der Dominikanerkirche Vilnius

Die Orgel d​er Dominikanerklosterkirche Heilig Geist i​n Vilnius i​st die einzige erhaltene Orgel v​on Adam Gottlob Casparini. Sie i​st überwiegend i​m Originalzustand v​on 1776 erhalten u​nd gilt a​ls bedeutende Barockorgel. Sie h​at 31 Register m​it zwei Manualen. Die Orgel befindet s​ich in d​er Katholische Heilig-Geist-Kirche, i​n der Altstadt Vilnius.

Orgel der Dominikanerkirche Vilnius
Allgemeines
Ort Klosterkirche Heilig Geist Vilnius
Orgelerbauer Adam Gottlob Casparini
Baujahr 1774–1776
Letzte(r) Umbau/Restaurierung Rimantas Gučas, 1995–2006
Epoche Barock
Orgellandschaft Litauen
Abbildungen
Technische Daten
Anzahl der Register 31
Anzahl der Pfeifenreihen 38
Anzahl der Manuale 2

Geschichte

Orgelneubau 1774–1776

Nachdem die vorherige Orgel mit der Kirche 1770 abgebrannt war, wurde Adam Gottlob Casparini aus Königsberg gebeten, ein neues Instrument zu bauen. Der Vertrag wurde am 19. Januar 1774 geschlossen, ihm wurden 350 Goldstücke zugesagt. Von diesem Jahr ist eine Inschrift in der Windlade des Cymbelregisters von seinem Schüler Christoph Braveleit erhalten, der offensichtlich an den Arbeiten beteiligt war. Der Prospekt wurde von Johann Holz aus Vilnius gestaltet, acht Skulpturen von Anton Grosman geschnitzt. Die Orgel wurde im Frühjahr 1776 fertiggestellt, eine Inschrift nannte den 20. März. Bis 1787 wurden Bemalungen und Vergoldungen angefertigt.

Im 19. Jahrhundert wurden einige kleinere Arbeiten durchgeführt. Um 1900 wurde die Klaviatur der Manuale und des Pedals ausgetauscht.

Restaurierung 1995–2006

Seit 1995 war die Orgelbaufirma von Rimantas Gučas aus Vilnius mit der Restaurierung der Orgel beschäftigt.[1] Parallel dazu wurde seit 2000 eine Rekonstruktion des Instruments für die Christ Church in Rochester, New York begonnen. Diese sollte durch ausführliche Analysen die Kenntnis über die Bauart des Instruments erweitern und damit die Restaurierung in Vilnius unterstützen. Das Register Vox humana musste neu angefertigt werden, da es nicht mehr im Original vorhanden war. Die Klaviatur des Manuals konnte aus erhaltenen Teilen der Casparini-Orgel aus Barciany (Barten) angefertigt werden. 2006 waren die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen.

Disposition

Die Orgel i​st in i​hrem Grundbestand i​m Wesentlichen i​n der Originalfassung erhalten. Das Register Vox Humana 8′ w​urde neu angefertigt.

Die Disposition lautet w​ie folgt:[2][3]

I Hauptwerk C–c3
Bordun16′
Principal8′
Hohlflaut8′
Quintatena8′
Octava Principal4′
Flaut Travers4′
Qvinta3′
Super Octava2′
Flasch Flöt2′
Tertia135
Mixtura V
Trompet[8′]
II Pozytyff C–c3
Iula8′
Principal Amalel8′
Flaut Major8′
Unda Maris8′
Principal[4′]
Spiel Flöt4′
Flaut Minor4′
Octava2′
Wald Flöt2′
Mixtura IV
Vox Humana8′ (rek.)
Pedall C–c1
Principal Bass16′
Violon Bass[1]6′
Full Bass12′
Octava Bass8′
Flaut & Quint Bass8′
Super Octava Bass4′
Posaun Bass16′
Trompet Bass8′

Effektregister:

Ventile:

  • Ventil ad Clavituram Primam
  • Ventil ad Clavituram secundam
  • Ventil Pedall

Technische Daten:

  • Kammerton a1=465 Hz
  • Stimmung: Neidhardt modifiziert, 1732 („für das Dorf“)

Replik

Seit 2000 w​ar die Firma Göteborg Organ Art Center (GOArt) m​it dem Bau e​iner originalgetreuen Kopie d​er Vilniuser Orgel beschäftigt.[4] Nach umfangreichen Dokumentationen w​urde mit Unterstützung e​ines Beraterteams v​on Fachleuten a​b 2004 m​it dem Bau begonnen. 2008 w​urde die Orgel i​n der Christ Church i​n Rochester eingeweiht.[5]

Das Register Vox humana 8′ wurde nach historischen Vorbildern rekonstruiert, wie in Vilnius, Dulcian 16′ wurde als einziges neu hinzugefügt. Die Disposition lautet:[6]

I Hauptwerk C–c3
Borduna16′
Principal8′
Hohlflaut8′
Quintathon8′
Flaut Travers4′
Octava Principal4′
Qvinta3′
Super Octava2′
Flasch Flöt2′
Tertia135
Mixtura IV–V
Trompet8′
II Pozytyff C–c3
Iula8′
Principal Amalel8′
Unda Maris8′
Flaut Major8′
Principal4′
Spiel Flöt4′
Flaut Minor4′
Octava2′
Wald Flöt2′
Mixtura III–IV
Dulcian16′ (ergänzt)
Vox Humana8′
Pedall C–c1
Principal Bass16′
Violon Bass16′
Octava Bass8′
Flaut & Quint Bass8′
Full Bass8′
Super Octava Bass4′
Posaun Bass16′
Trompet Bass8′

Weitere Register:

  • zwei Tremolo
  • Gwiazdy (Zimbelstern)
  • Vox Campanorum (Glockenspiel g0-d3)
  • Bebny (Trommel)
  • Calcant

Technische Daten:

  • Kammerton a1=465 Hz
  • Stimmung: Neidhardt modifiziert, 1732 („für das Dorf“)

Literatur

  • Werner Renkewitz, Jan Janca, Hermann Fischer: Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen von 1333 bis 1944. Band II, 2. Mosengel, Caspari, Casparini. Pape Verlag, Berlin 2008, S. 432–453.

Einzelnachweise

  1. Restoration Casparini 1776 (englisch)
  2. The Organ Casparini 1776
  3. Vilnius, Dominikanerkirche Hl. Geist Organindex (deutsch)
  4. Organ in Rochester Göteborg Organ Art Center (englisch)
  5. Pipe Organs in Rochester Christ Church Rochester
  6. Organ in Rochester Göteborg Organ Art Center
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