Omics Publishing Group
Omics Publishing Group (Eigenschreibweise OMICS) ist ein Zeitschriftenverlag für wissenschaftliche Veröffentlichungen. Der Sitz ist in Hyderabad, Indien. Tochtergesellschaften sind iMedPub LTD und Conference Series LLC LTD. Weitere Unternehmen, die zu Omics gezählt werden, sind EuroSciCon Ltd, Allied Academies, Trade Science Inc, and Meetings International.[1]
Als Verlag und Konferenzveranstalter steht Omics wegen unseriöser Geschäftspraktiken in der Kritik und wird als „Raubverlag“ charakterisiert.
Nach einem Urteil von 2019 darf der Verlag in den USA nicht mehr tätig werden und muss 50 Millionen Dollar Strafe zahlen. Omics will in Berufung gehen.[2]
Geschäftstätigkeit
Omics nahm seine Veröffentlichungstätigkeit im Jahr 2008 auf.[3] Im Jahr 2015 führte der Verlag 700 Zeitschriften vornehmlich in den Bereichen Medizin, Ingenieurswissenschaften und Naturwissenschaften. Von diesen war allerdings die Hälfte nicht aktiv.[4] Die Titel einiger Omics-Zeitschriften ahmen bestehende seriöse Fachzeitschriften nach. So gründete BioMed Central im Jahr 1995 das Journal of Biomedical Science, Omics brachte 2012 das Journal of Biomedical Sciences heraus.
Omics arbeitet nach dem Open-Access-Modell, bei dem Autoren gegen Gebühr wissenschaftliche Artikel veröffentlichen. Die Gebühren betragen zwischen einigen Hundert und 1700 Euro.[5] Die Artikel sind online für jedermann ohne weitere Beschränkungen zugänglich.
Außerdem organisiert Omics wissenschaftliche Tagungen, Konferenzen und Workshops. Im Jahr 2017 waren es mehr als 3000 solcher Veranstaltungen. Sie trugen zu 60 % zum Umsatz bei.[3]
Im Jahr 2016 hatte OMICS einen Umsatz von 11,6 Millionen US-Dollar und einen Gewinn von 1,2 Millionen.[3]
Kritik
Omics wird verbreitet als „räuberischer Verlag“ angesehen, der die wissenschaftliche Qualität der gegen Geld veröffentlichten Artikel entgegen seinen Behauptungen nicht überprüft.[6][7][8][9][10][11] So boten Journalisten der Süddeutschen Zeitung vermeintlich wissenschaftliche Zeitschriftenartikel, die in Wirklichkeit nur „wissenschaftlich klingender“ Unsinn waren, zur Publikation an. Weder die erfundene Identität des Autors noch die seines Forschungsinstituts oder des Arbeitsergebnisses führten im angeblich durchgeführten Peer-Review-Begutachtungsverfahren zu einer Ablehnung durch die Zeitschrift, sondern es wurden lediglich redaktionelle Hinweise zur Verbesserung des Erscheinungsbildes gemacht. Nach der Zahlung einer Artikelgebühr wurde der Unsinn in einer Zeitschrift online publiziert.[12] Auch bei Omics-Konferenzen werden unsinnige Beiträge akzeptiert, so computergenerierter Nonsens,[13][14] oder Beiträge zum Beweis, dass Schweine fliegen können.[15]
Kritisiert wurde außerdem, dass Wissenschaftler als Herausgeber von OMICS-Zeitschriften oder Redner auf Omics-Konferenzen aufgeführt werden, ohne dass die Betreffenden davon in Kenntnis gesetzt werden bzw. ihr Einverständnis eingeholt wurde.[8][16][9][10][11]
Im Jahr 2016 reichte die US-amerikanische Handelsbehörde Federal Trade Commission eine gerichtliche Beschwerde gegen Omics ein mit dem Vorwurf der Täuschung.[3] Im Jahr 2017 wurde eine einstweilige Verfügung erlassen, die es Omics unter anderem untersagt zu behaupten, ihre Zeitschriften würden Artikel einem Peer-Review durch fachkundige Gutachter unterziehen.[17]
Einzelnachweise
- All those OMICS linked companies in one place. Graham Readfearn (weblog), 21. Januar 2018. Abgerufen 10. Oktober 2018
- #FakeScience: Hohe Geldstrafe für pseudowissenschaftlichen Verlag, Tagesschau, 3. April 2019
- Medical Journals Have a Fake News Problem, Bloomberg, 29. August 2017
- Predatory publishers criticised for ‘unethical, unprincipled’ tactics. Australian Broadcasting Corporation, 11. November 2015
- Article Processing Charges. OMICS International‚ abgerufen 4. Oktober 2018
- Tagen im Zwielicht. Die Zeit, 26. Oktober 2017
- The OMICS Publishing Group’s Empire is Expanding. Scholarly OA (Weblog). Memento aus dem Internet Archive vom 22. Oktober 2015
- Predatory Online Journals Lure Scholars Who Are Eager to Publish. Chronicle.com, 4. März 2012
- Investigating journals: The dark side of publishing. Nature, 27. März 2013
- ScienceInsider: U.S. Government Accuses Open Access Publisher of Trademark Infringement. Science, 9. Mai 2013. Memento aus dem Internet Archive vom 10. Mai 2013
- Inside India’s fake research paper shops: pay, publish, profit. The Indian Express, 19. Juli 2018
- Dunkelmänner im Labor? Börsenblatt, 23. Juli 2018
- Nonsense paper written by iOS autocomplete accepted for conference. The Guardian, 21. Oktober 2016
- Fake science publisher offers shoddy continuing education for doctors, nurses. Ottawa Citizen, 5. Juni 2017
- When pigs fly: Fake science conferences abound for fraud and profit. Ottawa Citizen, 3. März 2017
- Predatory Open-Access Scholarly Publishers. The Charleston Advisor, 1. Juli 2010.
- https://www.ftc.gov/news-events/press-releases/2017/11/ftc-halts-deceptive-practices-academic-journal-publishers