Oktavia Aigner-Rollett
Oktavia Auguste Aigner-Rollett (* 23. Mai 1877 in Graz; † 22. Mai 1959 ebenda) war die zweite Frau, die an der Universität Graz das Studium der Medizin abgeschlossen hat (1905), die erste Frau, die in Graz als Ärztin eine Praxis eröffnete und erste Sekundarärztin in Österreich. Sie war die älteste Tochter des Physiologen Alexander Rollett und Schwester des Publizisten Edwin Rollett.
Leben
Oktavia Rollett maturierte als erste Grazerin im Jahr 1900 am Ersten Staatsgymnasium in Graz (dem heutigen Akademischen Gymnasium) als Externistin. Ihr Vater Alexander Rollett, Rektor der Universität Graz, gestattete ihr nur zögernd das Universitätsstudium. Am 9. Dezember 1905 wurde sie ganz alleine in der Aula der neuen Universität zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert. Vor ihr hatte nur die gebürtige Wienerin Maria Schuhmeister ein Studium der gesamten Heilkunde in Graz abgeschlossen. 1906 wurde Oktavia Rollett als unbezahlte Hilfsärztin am Grazer Landeskrankenhaus zugelassen. Der Abschluss des Studiums der Philosophie und Chemie und damit ein zweiter Doktortitel scheiterte im Zuge der Dissertation am Professorenwiderstand, die Annahme der Doktorarbeit wurde verweigert.
1906 war Oktavia Rollett als erste Ärztin am Allgemeinen Krankenhaus in Graz (Paulustor) als unbezahlte Hilfsärztin tätig. Danach (1906/1907) bekam sie eine Stelle als Sekundarärztin an der chirurgischen Abteilung des privaten Anna-Kinderspitals. 1907 eröffnete sie in der Humboldtstraße 17 ihre eigene Praxis als praktische Ärztin, die sie bis 1952 führte. Im Jahre 1908 heiratete sie den Anatomen Walter Aigner (1878–1950). Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor, darunter der Mathematiker Alexander Aigner (1909–1988) und der Psychologe und Gymnasialprofessor für Geografie und Geschichte Adalbert Aigner (1912–1979). 1935 erhielt sie den Titel Medizinalrat verliehen.
Oktavia Aigner-Rollett ist im Familiengrab am Grazer Zentralfriedhof (Feld 10d III 1) begraben.[1]
Ehrungen
- Ein zweiteiliges Denkmal für Oktavia Aigner-Rollett wurde 1997 in Graz beim Paulustor und vor der Vorklinik aufgestellt.[2]
- Ihr zu Ehren wurde die Aigner-Rollett-Gastprofessur für Frauen- und Geschlechterforschung an der Karl-Franzens-Universität Graz benannt.[3]
- Das städtische Seniorenheim in Graz-Geidorf wurde nach der Generalsanierung im Jahr 2014 als Pflegewohnheim Aigner-Rollett am Rosenhain neu benannt.[4]
Weblinks
- Biografie mit Fotos auf gsund.net
- Lebenslauf auf der Website der Universität Wien
- Eintrag zu „Fräulein Doktor“ war die erste Grazer Ärztin im Austria-Forum
Einzelnachweise
- Karin Derler, Ingrid Urbanek: Planung für die Unendlichkeit – Der Grazer Zentralfriedhof. Steirische Verlagsgesellschaft, 2002, ISBN 3-85489-086-9.
- OFFSITE_Graz: Denkmal für Aigner-Rollett
- Aigner-Rollett-Gastprofessur für Frauen- und Geschlechterforschung (Memento des Originals vom 31. Mai 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Stadt Graz: Pflegewohnheim Aigner-Rollett am Rosenhain (Memento des Originals vom 30. Juli 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.