Oh Happy Day
Oh Happy Day (engl. für Oh fröhlicher Tag) ist ein von den Edwin Hawkins Singers 1969 veröffentlichter Gospel-Song, der die internationalen Hitparaden erreichte und die Gospelmusik einem größeren Publikum erschloss.
Entstehungsgeschichte
Gospelmusik beruht textlich auf Inhalten des Alten und Neuen Testaments. Das gilt auch für den vom englischen Pastor Philipp Doddridge ursprünglich unter dem Titel Oh Happy Day, That Fixed My Choice verfassten Text. Dieser Gospelsong wurde postum 1755 von seinem Freund Job Orton in einer 370 Kirchenliedern umfassenden Sammlung publiziert. Wer die Musik geschrieben hat, ist umstritten. Ihr Ursprung soll auf eine 1704 von Johann Anastasius Freylinghausen komponierte Fassung zurückgehen,[2] die in seinem Freylinghausenschen Gesangbuch enthalten war. Der Refrain wird Edward Francis Rimbault (* 13. Juni 1816 in Soho/London, † 26. September 1876 in London) zugeschrieben, der das Lied 1854 aufgegriffen hatte.
Version der Edwin Hawkins Singers
Der 46 Personen (im Alter zwischen 17 und 25 Jahren) umfassende Gospel-Chor Northern California State Choir wurde im Mai 1967 von Edwin Hawkins und Betty Watson gegründet und brauchte Geld für eine Reise zum „Annual Youth Congress of the Churches of God in Christ“ (jährlicher Jugend-Kirchenkongress) im Juni 1968 in Washington, D.C.[3] Der Chor bat deshalb Century Record Productions, eine Aufnahme von ihren Chorgesängen zu machen. Mit ersparten 1.800 Dollar finanzierten sie die Aufnahme der Gospel-LP Let Us Go Into the House of the Lord in der Kirche Ephesian Church of Christ in Berkeley mit einer Auflage von 500 Stück.[4] Mit einem veralteten Ampex-Zweispurtonband (modern waren Achtspurgeräte) wurden 8 Kirchenlieder lediglich mit Piano, Bass und Schlagzeug im Mai 1968 aufgenommen, Leadsängerin Dorothy Combs Morrison singt mit empathischer kehliger Altstimme. Darunter befand sich auch der seit langem gemeinfreie Titel Oh Happy Day.
Veröffentlichung und Erfolg
LaMont Bench gehörte die kleine Plattenfirma Pavilion Records in Oakland; sie erhielt die Erlaubnis, 1.000 weitere Exemplare zum gewerblichen Verkauf zu pressen. 600 Exemplare hiervon wurden verkauft. Eines der Exemplare kam im Februar 1969 in die Hände des Radio-DJ Abe „Voco“ Keshishian bei KSAN (FM) in San Francisco. Der Sender war zwar als Underground-Station bekannt, doch entschloss sich „Kesh“, Oh Happy Day ein intensives Airplay zu geben.[5] Auch der Sender KOIT in San Francisco übernahm den Song in seine Playlist. Neil Bogart von Buddah Records hörte die Platte im Radio und schloss einen Vertriebsvertrag mit Pavilion Records. Mit einem Vorschuss von 80.000 Dollar wurde der Gospel-Chor von Buddah Records vermarktet und in Edwin Hawkins Singers umbenannt. Oh Happy Day wurde vorweg aus der LP als Single ausgekoppelt und im April 1969 als Oh Happy Day / Jesus, Lover of My Soul (Pavilion 20001) veröffentlicht. Die Single erhielt in der Billboard-Ausgabe vom 19. April 1969 eine Top20-Empfehlung.[6] Sie erreichte als massiver Crossover-Hit sowohl die US-Rhythm & Blues (Rang 2) als auch die US-Pop-Hitparade (Rang 4) und verkaufte innerhalb von nur zwei Wochen seit Veröffentlichung eine Million Exemplare.[7] Nach Veröffentlichung in Großbritannien am 18. Mai 1969 erreichte sie dort Rang 2 der Hitparade. Die Goldene Schallplatte wurde ihr von der RIAA am 3. Juni 1969 verliehen und ist damit die erste zertifizierte Single im Gospel-Sektor. Insgesamt wurden weltweit 7 Millionen Platten verkauft und in den USA 4 Grammy Awards verliehen.[8] In Deutschland und in der Schweiz kam er sogar auf Rang 1 der nationalen Charts. Oh Happy Day schaffte es auf die Liste der Songs of the Century.
Coverversionen und Statistik
Die LP Let Us Go Into the House of the Lord gelangte am 14. Juni 1969 bis auf Rang 5 der Rhythm & Blues-LP-Charts. Der Song war ein One-Hit-Wonder[9] und ebnete den Weg zur Kommerzialisierung der Gospelmusik. Insgesamt gibt es mindestens 42 Coverversionen. Elvis Presley nahm ihn am 7. August 1970 auf, die The Four Seasons auf ihrer LP Half & Half (Mai 1970). Der deutsche Text stammt von Ernst Carl Magaret.[10] Oh Happy Day kommt im Kinofilm Sister Act 2 (US-Premiere: 10. Dezember 1993) mit Sängerin Lauryn Hill vor; in einer der letzten Szenen singt ein Gospelchor das Lied bei einer Schulaufführung.[11] Die auf humoristische Parodien spezialisierte Gruppe Adam und die Micky’s veröffentlichte Anfang der 1970er Jahre eine hessische Version namens „Oh häppy day, Papa“.
Einzelnachweise
- Charts DE Charts AT Charts CH Charts UK Charts US
- Steve Sullivan: Encyclopedia of Great Popular Song Recordings, Band 2. 2013, S. 409.
- ‚Oh Happy Day‘ Changed Edwin Hawkins‘ Life, San Francisco Chronicle vom 23. Oktober 2009.
- Emmelt George Price, Encyclopedia of African American Music, Band 3, 2011, S. 381.
- Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 284 f.
- 1969 – Gospel Makes Great Industry Strides, Billboard-Magazin vom 16. August 1969, S. 34.
- Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 254.
- Robert Dimery, 1001 Songs: You Must Hear Before You Die, 2011, ohne Seitenangabe
- Wayne Jancik, The Billboard Book of One Hit Wonders, 1988, S. 254 f.
- Oh Happy Day (Memento des Originals vom 23. März 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf Enominepatris
- Oh Happy Day aus Sister Act 2 auf Youtube