Oberbergischer Dom
Als Oberbergischer Dom wird gelegentlich die evangelische Kirche in Gummersbach im Oberbergischen Kreis (Nordrhein-Westfalen) bezeichnet.
Geschichte
Die Kirche ist ein dreischiffiger romanischer Bruchsteinbau mit vorgelagertem Westturm und Langhaus des heutigen Baus aus dem 11. und 12. Jahrhundert, einem gotischen Querhaus aus der Mitte des 15. Jahrhunderts mit damals vorhandenen Wandmalereien und dreiseitig geschlossenem Chor. Durch Grabungen im Kircheninneren im Jahre 1963 wurde nachgewiesen, dass der ursprüngliche Bau der Kirche um das Jahr 1000 erfolgt sein muss. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche insgesamt fünf Mal erweitert, der letzte Ausbau erfolgte im 15. Jahrhundert.
Um 1570 wurde die Reformation in Gummersbach eingeführt, was in der Folgezeit zu Veränderungen der Kirchenausstattung führte, beispielsweise dem Übertünchen von Wandgemälden und der Entfernung der Seitenaltare.
1721 wurde die Anordnung Altar, Kanzel und Orgel übereinander realisiert, zum typischen protestantischen Predigtaltar. Von der ehemaligen Kanzel am nordöstlichen Pfeiler des Langhauses zeugt heute nur noch der verbliebene Haken für den Kanzeldeckel.
1785 erhielt die Kirche eine neue Orgel aus der Werkstatt der Brüder Johann Christian und Johann Gerhard Kleine und den dazugehörigen Orgelprospekt. Beides wurde 1926 renoviert.
Eine groß angelegte Renovierung erfolgte in den Jahren 1899 bis 1900 nach Plänen des Gummersbacher Architekten Heinrich Kiefer. Sie bestand im Wesentlichen aus dem Anbau von zwei Emporentreppentürmen, der Verlängerung der Fenster im nördlichen Querschiff auf die gleiche Größe wie die des südlichen Querschiffes, einer Buntverglasung aller Fenster in den Querschiffen (gestiftet von Lebrecht Steinmüller d. Ä. und seiner Frau Elise, geb. Luyken), der Erneuerung des Gestühls, der Einführung des elektrischen Lichts und einer Dampfheizung statt der bisherigen Kanonenöfen mit ihren langen Ofenrohren rechts und links neben dem Altar. Weiter wurde ein neuer Haupteingang im südlichen Seitenschiff geschaffen mit Vorhalle und Sonnenuhr. Auf der Vierung wurde ein Dachreiter angebracht und die alten Grabsteine, die um das Jahr 1813 vom Friedhof in die Kirche geholt worden waren, wurden an der Wand des nördlichen Seitenschiffs angebracht.
1813 wurde die erste gründliche Außenrenovierung des alten Kirchengebäudes durchgeführt und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte der innere Ausbau zum Oberbergischen Dom. Bei der letzten großen Restaurierung von 1964 bis 1967 wurden als Stilfehler angesehene Umbauten aus früheren Restaurierungen wieder beseitigt. Davon betroffen waren im Wesentlichen die beiden Seitenemporen, die obere Turmempore, die Emporentreppentürme, die Kirchenbänke, der Haupteingang im südlichen Seitenschiff und das „Taufhäuschen“, welches zerlegt im Turmzimmer untergebracht wurde. Entfernt wurden auch die Kriegergedächtnistafeln von 1870/71 und 1914/18 aus dem Chor.
Als markanteste und für jeden weithin sichtbare Veränderung wurde das vormals freiliegende Bruchsteinmauerwerk außen beworfen und mit einem weißen Anstrich versehen. Bei den ebenfalls im Innenbereich erfolgten Anstricharbeiten wurden leider verschiedene Deckenbemalungen überdeckt. Erst in jüngerer Zeit wurden einige davon im Chorbereich wieder freigelegt.
Die ältesten erhaltenen Gegenstände sind zwei Kerzenleuchter aus Zinn aus der Frühzeit der Kirche.
Der Taufstein stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, und das hölzerne sogenannte „Taufhäuschen“ trägt Inschriften aus dem 16. Jahrhundert, ist aber sicherlich deutlich älter. Es war ursprünglich ein hölzerner Altar-Baldachin – ein Ziborium –, welcher nach Grabungsergebnissen vermutlich einmal als Außenaltar am südlichen Seitenschiff stand. Es wurde dann 1580 mit typisch evangelischen Taufsprüchen im Sinne des Luthertums umgewidmet.
Im Jahr 2010 erfolgte eine aufwändige Restaurierung der im Nazarener-Stil gestalteten, buntverglasten Kirchenfenster von 1900, die zudem mit einer Schutzverglasung nach außen hin versehen wurden. 2017 wurde bekannt, dass die Fassade und das Dach der Kirche in hohem Maße restaurierungsbedürftig waren.[1] Zwei Jahre später, im Jahr 2019, begann eine umfassende Sanierung, u. a. auch des Glockenturms.[2]
Literatur
- Klaus Hohmann: Unsere Kirchen in Oberberg. Gronenberg, Gummersbach 1986, ISBN 3-88265-140-7.
Einzelnachweise
- Arnd Gaudich: Flugdrohne: Schäden an der evangelischen Kirche in Gummersbach. In: Oberbergischer Anzeiger. 26. Januar 2017, archiviert vom Original am 27. Januar 2017; abgerufen am 15. Oktober 2020.
- Susanne Lang-Hardt: „Oberbergischer Dom“: Benefizkonzert für Glockenturmsanierung. In: WDR.de. 8. November 2019, abgerufen am 17. September 2020.