OSADL
Das Open Source Automation Development Lab (OSADL) ist eine eingetragene Genossenschaft mit dem Ziel, die Entwicklung von Open-Source-Software für den Maschinen- und Anlagenbau und für die Automatisierungsindustrie zu fördern und zu koordinieren. Sie vertritt speziell die Interessen von Maschinenbauern, Herstellern von Automatisierungs-Hardware und -Software sowie Open-Source-Software-Dienstleistern. Mitglied der Genossenschaft kann weltweit jedes Unternehmen werden.
Gründung
Bei der Gründung standen verschiedene Gesellschaftsformen (Verein, Stiftung, GmbH, Genossenschaft usw.) zur Diskussion. Die enge inhaltlich-ethische Verwandtschaft zwischen dem bereits im 19. Jahrhundert formulierten Genossenschaftsgedanken und der erst wenige Jahrzehnte alten Open-Source-Bewegung gab den Ausschlag[1], eine Genossenschaft zu gründen. Die Gründung erfolgte am 8. Dezember 2005; im August 2006 wurde das OSADL in das Genossenschaftsregister beim Registergericht Stuttgart unter der Nummer 440085 eingetragen.
Präambel des Genossenschaftsstatuts
„Die Automatisierungsindustrie und ihre Zulieferunternehmen profitieren in besonderem Maße von quelloffenen Betriebssystemen wie z.B. GNU/Linux oder FreeBSD, da hierdurch lange Produktionszyklen, rasche Fehlerbeseitigung, sowie die Unabhängigkeit von einzelnen Software-Herstellern gewährleistet wird. Allerdings benötigt diese Branche spezifische Erweiterungen des Betriebssystems wie zum Beispiel Echtzeitfähigkeit, es muss die Kompatibilität mit diesen Erweiterungen zertifiziert werden können, und es müssen standardisierte Software-Schnittstellen verfügbar sein. Die Entwicklung dieser Voraussetzungen ist das Ziel des Open Source Automation Development Lab OSADL.“
Reguläre und akademische Mitglieder
Bei den 87 Mitgliedsfirmen[2] (Stand November 2021) handelt es sich um namhafte in- und ausländische Unternehmen. Die 32 akademischen Mitglieder[3] sind meist fachspezifische Institute von Universitäten und Hochschulen aus Europa, insbesondere Deutschland, aber auch aus Indien und China.
Tätigkeit
Das OSADL agiert unter anderem als „Einkaufsgemeinschaft für Open-Source-Software“, d. h. von den Mitgliedsbeiträgen werden Entwicklungsaufträge für Open-Source-Software-Projekte vergeben, die von der Mehrheit der Mitglieder benötigt bzw. befürwortet werden. Darüber hinaus verfolgt das OSADL die Standardisierung von Software-Schnittstellen für die Automatisierungsindustrie sowie deren Zertifizierung. Außerdem erarbeitet das OSADL Konzepte zur praktischen Vorgehensweise bei der Verwendung von Open-Source-Software in Industrie-Produkten im Hinblick auf juristische und administrative Aspekte. Syndikus des OSADL ist Rechtsanwalt Dr. Till Jaeger, ein Mitbegründer des ifrOSS.
Arbeitsgruppen und Projekte
- Ingo Molnárs und Thomas Gleixners Echtzeit-Linux (Realtime-Preempt-Patches)
- Kernel-based Virtual Machine in Verbindung mit den Realtime-Preempt-Patches
- Critical Safety Linux
- Universelles industrielles I/O-Framework
- Integration von Gerätetreibern in den Mainline-Linux-Kernel (Upstream-Submission)
- Zertifizierungen von Board-Support-Packages
- Qualitätssicherung des Linuxkernels und speziell dessen Echtzeiteigenschaften in sogenannter „QA Farm“[4]
- License Compliance Audit (LCA), mit dem Unternehmen die Einhaltung von Open-Source-Lizenzpflichten zertifizieren lassen können
- Organisation des seit 1999 jährlich stattfindenden internationalen Real-Time Linux Workshop (bisher in Wien, Orlando, Mailand, Boston, Valencia, Singapore, Lille, Lanzhou, Linz, Guadalajara, Dresden, Nairobi, Prag und Chapel Hill)
Einzelnachweise
- Genossenschaft und Open Source – Die Traditionale Genossenschaft als Organisationsform im Bereich internetbasierter Kooperation (PDF; 160 kB), Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen 61/3, 2011, S. 1–16
- OSADL Regular Members
- OSADL Academic Members.
- Echtzeit im Echtheits-Test (PDF; 449 kB), Elektronik, 60/4, 2011, S. 54–58
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz (englisch)