Nyksund
Nyksund ist ein etwa 15 Einwohner sowie bis zu 40 Touristen zählendes Fischerdorf auf den Vesterålen in Nord-Norwegen. Es liegt am Nordrand der Insel Langøya und ist von dem kleinen Städtchen Myre über eine teils asphaltierte und teils nur geschotterte Straße zu erreichen.
Das Dorf ist in der Vergangenheit schon mehrere Male verlassen worden. Hauptgrund war, dass der Naturhafen für die immer größer werdenden Fischereiboote nicht mehr ausreichte, die Fischer keine ausreichende Lebensbasis mehr sahen und in andere Orte umzogen.
Nyksund-Projekt der TU 1985–1990
1985 entdeckte der Sozialpädagoge Burkhard Herrmann, damals Wissenschaftlicher Assistent an der TU Berlin zusammen mit einigen Studenten im Rahmen eines „Theorie-Praxis-Seminars“ den zu dieser Zeit verlassenen Ort wieder und begann, ihn „instandzubesetzen“[1], um dort eine internationale Jugendbegegnungsstätte aufzubauen. Hochschullehrer verhandelten im Namen der Universität und eines eingetragenen Vereins mit den Hausbesitzern sowie mit der Kommune nebenan und erreichten eine Übernahme vieler Wohnhäuser und der Lagerhallen im Hafen für sieben Jahre – unter vielen Auflagen, aber mietfrei. Ein Sozialpädagoge wohnte jeweils im Sommerhalbjahr durchgehend am Ort und verwaltete bzw. moderierte Gruppen von betreuten Jugendlichen aus verschiedenen westeuropäischen Ländern. Diese renovierten die Häuser, in denen sie kostenfrei für die Zeit der Workshops im Workcamp Nyksund wohnen durften. Es wurde auch zentral gemeinsam gekocht, politisch diskutiert und gefeiert.[2]
Durch das engagierte Leben der ausländischen Gäste wurde ein Teil der norwegischen Hausbesitzer neu motiviert, selbst wieder zumindest phasenweise ihr Eigentum zu pflegen und zu beleben. Zur Enttäuschung der Projektleitung konnte nach 1989 keine Verlängerung der Pacht eines kompletten Dorfes mit den Verantwortlichen erreicht werden.
Wiederbelebung nach 1990
Seit einigen Jahren wird es wiederbelebt.[3]
Das Ortsbild prägen die bunten Fischerhäuser, die sich in eine schmale Bucht zwängen. Teilweise sind sie noch verfallen, einige schon renoviert und eingerichtet. Bekannt geworden ist Nyksund inzwischen für seine Reggae- und Ska-Konzerte sowie seine Gastronomie. In den letzten Jahren stieg der Anteil norwegischer Bewohner wieder.
Allgemein wird in dem Ort auf Ursprünglichkeit Wert gelegt und versucht der begrenzten Anzahl an Touristen ein authentisches Bild der ursprünglichen Lebensweise zu vermitteln. In Nyksund beginnt auch die Wanderroute Königinnenweg, welche sich nach einem ersten Anstieg teilt und für eher ungeübte Wanderer an der Küste entlangführt und für erfahrene Wanderer seinen Weg durch die Berge findet. Beide Wege enden im Nachbardorf Stø und können gegebenenfalls als Rundwanderweg genutzt werden. Walsafaris werden von Stø aus unternommen.
Weblinks
- Nyksund.no
- Nyksund.org
- Holmvik Brygge Nyksund Touristen-Informationen
- Nyksund Ekspedisjonen und Touristen-Informationen
- Nyksund Impressionen
Literatur
- Grethe Nytun Andreassen: En annen verden. Historien om Det internasjonale Nyksundprosjektet. Orkana, Stamsund 2017, ISBN 978-82-8104-307-7.
Einzelnachweise
- Quabs über die Nysund-Geschichte
- Christoph Wendt: Eine Geisterstadt erwacht zu Leben. Berliner Jugendliche bauen in Nordnorwegen. In: Rheinischer Merkur vom 24. Dezember 1986, S. 27
- Thomas Heinloth: Nyksund auf den Vesteralen: Das Gegenteil von Düsseldorf. Spiegel online, abgerufen am 4. April 2015: „Die Fischer gingen, Künstler, Kiffer und Berliner Ghettokids kamen. Nyksund auf den Vesteralen war lange ein verlassener Ort für Aussteiger. Nun erobern die Kinder ehemaliger Bewohner das Küstendorf in Norwegen zurück.“