Numerus Brittonum (Walldürn)
Der Numerus Brittonum (deutsch Numerus der Briten) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch eine Inschrift belegt.[A 1]
Namensbestandteile
Geschichte
Die Briten kamen wohl um 100 n. Chr. nach Germania superior, möglicherweise auch schon unter Domitian (81–96). Möglicherweise wurden die aus ihnen gebildeten Numeri am Neckar-Odenwald-Limes eingesetzt, bevor sie später (inschriftlich nachgewiesen) am so genannten Vorderen Limes stationiert wurden, um die hier bereits stationierten Auxiliareinheiten zu entlasten.[1][A 2]
Der einzige Nachweis des Numerus beruht auf der Inschrift (CIL 13, 6592), die auf 232 datiert ist.[A 1]
Standorte
Standorte des Numerus in Germania superior waren möglicherweise:[1][A 3]
- Kastell Walldürn: Die Inschrift (CIL 13, 6592) wurde hier gefunden.
- Kleinkastell Haselburg
- Kleinkastell Hönehaus
- Kleinkastell Rinschheim
Angehörige des Numerus
Angehörige des Numerus sind nicht bekannt. In der Inschrift (CIL 13, 6592) steht, dass die aufgeführten Einheiten während der Bauarbeiten unter dem Kommando von T(itus) Fl(avius) Romanus, einem Centurio der Legio XXII Primigenia standen.[2]
Einheiten in der Inschrift
Sowohl die Anzahl als auch die Bedeutung der erwähnten Einheiten ist unsicher.[A 4] Laut Tatiana Alexandrovna Ivleva sind bis zu vier verschiedene Einheiten denkbar:
- Expl(oratio) Stu(ri) oder Expl(oratores) Stu(ri): bei dieser Einheit könnte es sich auch um einen Numerus Brittonum Stu[] gehandelt haben.[A 5]
- Brit(tones) Gentiles
- Officiales Bri(ttonum)
- Deditic(iorum) Alexandrianorum
Siehe auch
Weblinks
Anmerkungen
- Das hier angegebene Szenario folgt den Ausführungen von Tatiana Alexandrovna Ivleva. Es geht davon aus, dass in der Inschrift (CIL 13, 6592) mindestens ein (möglicherweise auch ein zweiter) Numerus Brittonum aufgeführt ist. Sie hält es für möglich, dass in der Inschrift insgesamt bis zu vier verschiedene Einheiten aufgeführt sind. Laut Marcus Reuter handelt es sich hierbei um eine der am meisten diskutierten Inschriften, die am Obergermanischen Limes gefunden wurden, da sowohl die Anzahl als auch die Bedeutung der erwähnten Einheiten unklar ist.
- Laut Marcus Reuter kamen die erstmals rekrutierten Briten als geschlossenes Kontingent nach Germania superior und wurden erst hier in die einzelnen Einheiten aufgeteilt. Er geht dabei von 1500 bis 2000 Briten in diesem ersten Kontingent aus.
- Laut Marcus Reuter haben die in der Inschrift erwähnten Soldaten aus drei verschiedenen Einheiten die Renovierung des Bades beim Kastell Walldürn aus eigenen Mitteln bestritten, so daß er davon ausgeht, dass sie dort auch eine Unterkunft hatten. Das Kastell selbst war aber wohl für drei Einheiten zu klein, so dass zumindest ein Teil der Soldaten in den benachbarten Kleinkastellen Haselburg, Hönehaus und Rinschheim untergebracht war.
- Siehe dazu auch im Artikel Kastell Walldürn den Abschnitt Die Bauinschrift des Bades.
- Verschiedene Historiker (u. a. Dietwulf Baatz) haben einen Numerus Brittonum Stu[] postuliert. Tatiana Alexandrovna Ivleva hält dies für möglich, während Marcus Reuter einen solchen Numerus für unwahrscheinlich hält.
Einzelnachweise
- Marcus Reuter: Studien zu den numeri des Römischen Heeres in der Mittleren Kaiserzeit, Dissertation, In: Berichte der Römisch-Germanischen Kommission 80, 1999, S. 359–569, hier S. 385–389, 549–551.
- Tatiana Alexandrovna Ivleva: Britons abroad: the mobility of Britons and the circulation of British-made objects in the Roman Empire Dissertation, Leiden University 2012, S. 170–171, 175–176, 545 (Online).