Nockenschalter
Die Nockenschalter sind elektrische Schalter, welche vor allem im Niederspannungsnetz als Hauptschalter, beispielsweise für das manuelle Schalten von elektrischen Antrieben, verwendet werden. Sie stellen eine robuste Bauform des Drehschalters dar. Das wesentliche Merkmal ist eine im Inneren des Schalters angebrachte Nockenwelle aus abriebfestem leitendem Material, welche einen oder mehrere elektrische Kontakte trägt. Durch Drehen dieser Nockenwelle werden die Kontakte geöffnet oder geschlossen, der Antrieb erfolgt manuell durch eine außen angebrachte Armatur, welche auch den jeweiligen Schaltzustand anzeigt. Oft sitzen auf einer Welle mehrere Nocken, die gleichzeitig jeweils mehrere Kontaktpaare schalten bzw. umschalten.[1]
Der Nockenschalter behielt in Bereichen der Elektroinstallationen wie bei elektrischen Verteilern, wo das Schalten mittels Schütz nicht wirtschaftlicher ist und auch keine Fernsteuerbarkeit gefordert ist, eine gewisse Bedeutung.
Geschichte
Das Nockenschalterprinzip soll Friedrich Natalis (1864–1935), seit 1897 Mitarbeiter der Schuckert-Werke (später Siemens-Schuckertwerke) bereits vor 1900 in Deutschland entwickelt haben. Jedoch lieferte schon 1895 Johann Sigmund Schuckert, Gründer des Elektrotechnikunternehmens Schuckert & CO Stufenschalter mit Nockenwalzen und unter Federdruck stehenden Einzelschalter (DRP 88586). So bürgerte sich im Laufe der Jahre für solche und ähnliche Geräte die Bezeichnung Nockenschalter ein.
In den Kleingerätebau hielt der Nockenschalter seinen Einzug vermutlich erst Anfang der 1930er Jahre. 1931 brachte das amerikanische Unternehmen General Electric GE ihren Schalter SBl heraus, einen 20-A-Hilfsstromsteuerschalter, im Grunde ein miniaturisiertes Abbild der großen Hauptstromsteuerschalter. Die Geräte besaßen Einfachunterbrechung und Silbertastschaltstücke, in einzelnen Fällen waren sie mit einem Schnappmechanismus ausgerüstet.
Im September 1948 lieferte Kraus & Naimer aus Wien den ersten firmeneigenen Nockenschalter des Types C15 aus. 1949 stellte das Unternehmen auch den ersten – nach Baukastenprinzip – konstruierten Nockenschalter der Welt vor. Anfang 1950 folgte mit dem gleichen Aufbau der Kraus & Naimer Nockenschalter C30. Entscheidenden Einfluss auf das Vordringen des Nockenschalters und die Ablöse des Walzenschalters in der Elektrotechnik hatten die Kraus & Naimer Nockenschalter C16 bis C200 (16/200A), welche im Frühjahr 1951 auf den Markt kamen. Sie besaßen Doppelunterbrechung und ein dem Nennstrom angemessenes Motorschaltvermögen. Die Vielzahl der Kombinationsmöglichkeiten und die umfangreiche Zusatzausrüstung als charakteristische Merkmale waren maßgeblich verantwortlich für die spätere Entwicklung von Nockenschaltern als Industriestandard.[2]
Kraus & Naimer entwickelte den seit 1994 am Markt befindlichen weltkleinsten Nockenschalter (Modell CA4N).[3]
Einzelnachweise
- Walter Kaspers: Messen Steuern Regeln. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-85947-1 (google.at [abgerufen am 30. November 2016]).
- Ose, Karl: 100 Jahre schalten, steuern, schützen: ein Beitrag zur Geschichte der Niederspannung.
- Kraus & Naimer – Geschichte. In: www.krausnaimer.at. Abgerufen am 30. November 2016.