Nicolaes Cleynaerts
Nicolaes Cleynaerts (auch Clenardus oder Nicolai Clenardi) (* 5. Dezember oder 6. Dezember 1493 in Diest; † 5. November 1542 in Alhambra, Granada[1]) war ein belgischer Humanist, Theologe, Grammatiker, Orientalist und Semitist.
Neben dem Studium der Theologie an der Universität Löwen studierte er Griechisch, Hebräisch und Arabisch an dem dortigen Dreisprachenkolleg (Collegium Trilingue), welches von Erasmus von Rotterdam gegründet worden war. Cleynaerts publizierte eine hebräische und griechische Grammatik. Die letztere der beiden Publikation wurde in ganz Europa ein großer Erfolg. Sie erreichte eine Auflage von 500 000 Exemplaren. Hierdurch wurde dem Studium der klassischen Sprachen ein wichtiger Impuls gegeben. Cleynaerts entwickelte auch eine Lehrmethode für den lateinischen Spracherwerb, welcher einer Konversation zugrunde lag und somit als Vorläufer der Assimil-Methode angesehen werden kann.
Nach seinem Studium war er in Paris als Dozent tätig. Im Jahre 1531 reiste er nach Spanien. Dort war er vorübergehend Bibliothekar von Fernando Colón, dem Sohn von Christoph Columbus, und im Jahre 1542 Dozent in Salamaca. Später reiste er weiter nach Portugal, wo er Lehrer des Prinzen Henrique, dem Bruder von König João III. war. Auf dem Weg nach Hause kam er in Granada mit der islamischen Theologie in Berührung, als er einen Mauren kennenlernte. Von ihm erlernte er Arabisch. Fortan war sein Lebensziel, das Christentum und den Islam einander näherzubringen.
Von 1540 bis 1541 reiste er nach Fez (Marokko), wo er seine arabischen Sprachkenntnisse verbesserte. Er wurde von dem Sultan empfangen. Cleynaerts war gegen die Sklaverei und gegen die Inquisition. Durch eine Intrige am portugiesischen Könighofe gesponnen von dem portugiesischen Konsul in Fez, der am Sklavenhandel beteiligt war, musste er nach Spanien flüchten.
Viele Briefe Cleynaerts’ sind erhalten geblieben. Sie geben Zeugnis über die spanische, portugiesische sowie marokkanische Geschichte seiner Zeit sowie seine Gedanken über die Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und Islam.
Heute steht in Diest auf dem großen Markt eine Bronzefigur von Cleynaerds. In den Jahren 2003/4 wurde ein Monolog über Nicolaes Cleynaerds als Theaterstück aufgeführt, inszeniert, geschrieben und gespielt von Joris Tulckens (Philosoph).
Am 28. November 2010 wurde der Asteroid (43843) Cleynaerts nach ihm benannt.
Werke
- Tabula in grammaticen hebraeam (1529)
- Institutiones in linguam graecam (1530)
- Meditationes Graecanicae (1531)
- Peregrinationum ac de rebus machometicis epistolae elegantissimae (Louvain, 1550)
- Epistolarum libri duo (Antwerpen, 1561)
Literatur
- Victor Chauvin et Alphonse Roersch: Étude sur la vie et les travaux de Nicolas Cleynard in Memoires couronnes (vol. lx., 1900 1901) of the Royal Academy of Belgium.
- N. Cleynaerts – CD-ROM, Hrsg. Maerlantcentrum (KU Leuven), booklet 4 p.; 2002, ISBN 90-5867-202-6.
- Friedrich August Eckstein: Clenardus, Nikolaus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 322.
- Joris Tulkens: Nicolaes Cleynaerts. Christenhond tussen moslims. Davidsfonds Uitgeverij, Antwerpen 2019, ISBN 978-90-5908-942-6.
Einzelnachweise
- Christian-Muslim Relations. A Bibliographical History. General Editor David Thomas. Brill Online, 2014, S. 125, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche