Neubrunn (Kirchlauter)
Neubrunn ist ein Ortsteil der unterfränkischen Gemeinde Kirchlauter im Landkreis Haßberge.
Neubrunn Gemeinde Kirchlauter | |
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Höhe: | 303 m ü. NHN |
Einwohner: | 670 (2014)[1] |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 96166 |
Vorwahl: | 09536 |
Neubrunn im Tal der Haßberge |
Geographie
Das Kirchdorf entstand möglicherweise im 9. oder 10. Jahrhundert in der fränkischen Siedlungszeit auf der südlichen Seite des Lauterberges, auf dessen Höhenzug zwischen Kirchlauter und Neubrunn eine alte Handelsstraße, der sogenannte Rennweg über Königsberg von Köslau nach Bamberg führt. Durch Täler angeschnittene Tonschichten lassen Quellhorizonte zutage treten. Der Neubrunner Bach fließt durch den Ort und vereinigt sich im auslaufenden Tal mit dem Ebelsbach. Die Kreisstraße HAS 58 führt durch Neubrunn.
Geschichte
Der Ortsname bedeutet „Zum neuen Brunnen“ und geht wohl auf die geographischen Gegebenheiten mit diversen Quellen an einer Tonschicht zurück.[2] Im Siedlungsbereich sind neun benannte Quellen vorhanden.[3]
Bei der Schenkung eines Gutes im Dorf „Nuwenbrunnen“ aus dem Besitz des Eckehard von Helungen an das Bamberger Kanonikerstift St. Jakob wurde die Siedlung im Jahre 1151 schriftlich erwähnt.[2] Ein über 150 Jahre existierendes Dienstmannengeschlecht „de Nuwenbrunn“ ist nach 1370 ausgestorben. Der Ort war ein Ganerbendorf. Im Laufe von Jahrhunderten erhoben gleichzeitig bis zu zehn herrschaftliche oder ritterschaftliche Familien Anspruch auf Besitz, Steuer, Lehen und Rechte im Ort. In der Hauptsache waren dies die Familie der Flieger, die Herfuoz, von Heide, die Fuchs, von Bibra, Greuel, von Seckendorf, von Coburg, von Rotenhan, Stein von Altenstein, Erthal zu Leuzendorf, von Wiesentau, von Aufsess, die Pfarrei Zeil, das Gotteshaus Neubrunn, von Guttenberg und viele andere. Die meisten Güter und Lehen gehörten dem Hochstift Würzburg, drei Lehen dem sächsischen Amt Königsberg.[3] Eberhard Fuchs von Eltmann erhielt 1351 einen Teil des Zehnts in „Neubrunnen“. 1440 besaß Kunz von Rotenhan den Zehnt zu „Newbrun“ und 1596 gab es 49 Höfe und Herstellen in „Neubron“.[2] Ab 1690 bestand ein Schulhaus neben der Kirche.[3]
Seit den Anfängen lag Neubrunn im Hochstift Würzburg und wurde in dessen Amt, der Hochgerichtszent Eltmann/Wallburg und der Kellerei Haßfurt verwaltet. 1689/90 kam der Ort zum neu errichteten Amt und zur Zent Kirchlauter.[3] Nach der Säkularisation kam Neubrunn 1814 in das Patrimonialgericht und 1831 in das Landgericht Gleusdorf.[3]
1862 wurde die Landgemeinde Neubrunn, bestehend aus zwei Orten, dem Kirchdorf Neubrunn und der Einöde Passmühle (rechts des Baches), in das neu geschaffene bayerische Bezirksamt Ebern eingegliedert. Der Hauptort Neubrunn zählte im Jahr 1871 353 Einwohner, die alle katholisch waren und zur 2,5 Kilometer entfernten Pfarrei Kirchlauter gehörten. Eine katholische Bekenntnisschule befand sich im Ort.[4] 1900 hatte die 680,85 Hektar große Gemeinde 442 Einwohner, von denen alle bis auf einen Katholiken waren, und 72 Wohngebäude. Der Hauptort zählte 430 Einwohner und 71 Wohngebäude.[5] 1904 wurde das Schulhaus, das 1840 aus der alten Zehntscheune entstanden war, aufgestockt.[3] 1925 lebten in Neubrunn 509 Personen in 82 Wohngebäuden. Die evangelischen Einwohner gehörten zur evangelischen Pfarrei im 3,0 Kilometer entfernten Ort Altershausen. Die Einöde Klaubmühle ist zusätzlich in die Landgemeinde eingegliedert worden.[6] 1950 hatte das Kirchdorf 619 Einwohner und 99 Wohngebäude. Die evangelischen Einwohner gehörten zur evangelischen Pfarrei in Dörflis bei Königsberg.[7] Im Jahr 1961 zählte Neubrunn 584 Einwohner und 112 Wohngebäude.[8] 1970 waren es 603[9] und 1987 655 Einwohner sowie 160 Wohngebäude mit 203 Wohnungen.[10]
Neubrunn gehört seit dem 1. Mai 1978 zur Gemeinde Kirchlauter.[11]
Sehenswürdigkeiten
Die katholische Filialkirche St. Andreas, St. Katharina und St. Sebastian geht auf eine Kapelle zurück, die bereits bei der Pfarreigründung von Kirchlauter 1445/46 erwähnt wurde. Eine spätgotische Sakramentsnische und eine St.-Sebastians-Figur stammen aus dem Vorgängerbauwerk. Der spätbarock gestaltete Kirchenneubau wurde von 1777 bis 1779 unter der Leitung des Bamberger Stadtbaumeisters Johann Josef Vogel errichtet. Es ist ein Saalbau mit eingezogenem Chor und Einturmfassade, den Hausteingliederungen und Figuren aus Sandstein schmücken. Die im frühklassizistischem Stil erhaltene Einrichtung ist ein Werk der die Knetzgauer bzw. Bamberger Bildhauerfamilie Moritz aus den Jahren 1784 bis 1797. Das Gotteshaus wurde 1974/1975 mit zwei Querschiffen erweitert.[3]
In der Bayerischen Denkmalliste sind insgesamt sechs Baudenkmäler in Neubrunn aufgeführt.
Literatur
- Norbert Kandler: Neubrunn – Filialort und Gotteshaus. Festschrift herausgegeben vom Pfarramt Kirchlauter und dem Pfarrgemeinderat Neubrunn, 1984.
- Norbert Kandler, Herbert Roller: Neubrunn – Ein Haßbergdorf, Aschaffenburg 2001.
Einzelnachweise
- Einwohnerzahlen nach Bürgerversammlung vom 28. August 2014
- Werner Schmiedel: Landkreise Ebern und Hofheim. In: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern. Unterfranken. Band 2: Landkreise Ebern und Hofheim. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1973, ISBN 3-7696-9872-X, S. 38.
- Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1296., urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1309. (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1344. (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1177. (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 861. (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 187. (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 362. (Digitalisat).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 760.