Neetzow
Neetzow ist ein Ortsteil der am 1. Januar 2014 gebildeten Gemeinde Neetzow-Liepen[1] in der Nähe von Anklam, südlich der Peene gelegen. Neetzow-Liepen wird vom Amt Anklam-Land mit Sitz in der Gemeinde Spantekow verwaltet.
Neetzow Gemeinde Neetzow-Liepen | ||
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Höhe: | 12 m ü. NHN | |
Einwohner: | 578 (31. Dez. 2013) | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2014 | |
Postleitzahl: | 17391 | |
Vorwahl: | 039723 | |
Lage von Neetzow in Mecklenburg-Vorpommern | ||
Neetzow aus Süden |
Geografie und Verkehr
Neetzow liegt ca. 2 km südlich der Peene an der Bundesstraße 110. Die Autobahn 20 ist über die Anschlussstelle Jarmen (etwa fünf Kilometer) erreichbar. Die Stadt Anklam liegt etwa 20 Kilometer östlich des Ortes.
Ortsteile der ehemaligen Gemeinde Neetzow
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Geschichte
Neetzow ist vom Namen her eine slawische Gründung. Der Name bedeutet so viel wie ‚der durch Fürsorge für die Seinigen Berühmte‘.[4]
Ein gut erhaltener Turmhügel im alten Park westlich des Ortes deutet auf eine folgende frühdeutsche Besiedlung um 1230 hin.
Aber erst 1454 wurde Neetzow als Netzow erstmals urkundlich genannt.[4]
Im 15. Jahrhundert war das Gut im Besitz des Geschlechts von Heydebreck, es folgte 1517 Drews Budde, bis dahin auf Rügen ansässig. Er erhielt 1518 das Lehen von Herzog Bogislaw X. 1671 ging der Besitz an die Familie des schwedischen Generalmajors Burchard Müller von der Lühne. Gegen 1719 wurde Neetzow an den Obrist-Lieutenant Jakob Friedrich von Bomin veräußert. Durch Heirat mit einer Tochter der Bomins ging das Gut 1794 an P. F. von Luck.
Etwa 1803 oder 1805 ging der Besitz dann an die ursprünglich aus Holstein stammenden Familie Kruse. Mitte des 19. Jahrhunderts stand die Familie bereits in der dritten Generation im Besitz und erwarb nach 50 Jahren somit das Präsentations-Wahlrecht.[5] Seit 1842 war Wilhelm von Kruse (1824–1867)[6] Gutsherr, er heiratete ein Fräulein von Essen und wurde im gleichen Jahr in den Adelsstand erhoben. Ihm gehörten neben Neetzow als Stammsitz noch Klein-Below (ab 1848), das Gut und Kirchdorf Gramzow (ab 1803) mit dem Vorwerk Krusenfelde, Kagenow (ab 1852), Priemen (ab 1848) und Steinmocker (ab 1851).
Wilhelm von Kruse ließ von 1848 bis 1851 östlich des bisherigen Gutshofes ein neues Herrenhaus nach einem Entwurf Friedrich Hitzigs errichten. Die Klinker kamen aus der eigenen Ziegelei der Kruses zwischen Neetzow und Kagenow. Schloss Neetzow befindet sich innerhalb eines englischen Landschaftsparks nach einem Entwurf von Peter Joseph Lenné. Der östliche Teil hat einen barocken Zuschnitt. Die Anlage ist in den Landschaftsparkteilen mit vielen Gestaltungselementen versehen.[7] In den Turmhügel im alten Park ließen die von Kruse eine Gruft ausbauen.
Neben dem von Heinrich Berghaus als „Prachtschloss“ bezeichneten Herrenhaus hatte Neetzow 1865: 1 Schule, 12 Wohnhäuser, 15 Ställe und Scheunen, sowie 1 Windmühle und 1 Krug.[8]
Ein neuer Wirtschaftshof mit einem architektonisch aufwändigen Marstall mit Reithalle wurde südlich des Landschaftsparks mit Stallscheunen und Stallspeichern angelegt. An der Parkmauer südöstlich des Parks befand sich die gutseigene Gärtnerei mit Treibhäusern. An der Dorfstraße entstanden ansehnliche, mit Fachwerk verzierte Landarbeiterhäuser nebst einer Schule.
Kruses Nachfolger war die 1880[9] nobilitierte Familie gleichen Namens, die des August von Kruse (1860–1894), liiert mit Athalie, Lilly von Heyden - Cartlow (1867–1945),[10] die nach dem frühen Tod des Ehemannes noch dreimal heiratete. Der letzte Besitzer, seit etwa 1905, war dann dessen gemeinsamer Sohn Wolf-Eginhard von Kruse (1887–1950). Wolf von Kruse war nach dem Besuch des Gymnasiums in Anklam[11] jung gleich Rittergutsbesitzer[12] mehrerer Rittergüter, Neetzow mit 557 ha, in Klein-Below 200 ha, Krusenfelde mit 433 ha, Kagenow 467 ha. Dazu kam noch die Domäne Krien auf rund 500 ha.[13] Er wurde im September als Grundbesitzer 1945 enteignet. Das Herrenhaus war im gleichen Jahr geplündert worden, wobei das Mobiliar zerstört oder entwendet wurde.[14] Ebenfalls geplündert wurde die Gruft im alten Park. Der Sohn Joachim von Kruse veröffentlichte wesentlich später Erinnerungen, besonders an Neetzow.[15]
Nördlich und östlich des Landschaftsparks wurden nach dem Zweiten Weltkrieg Krieg zahlreiche neue Häuser gebaut. Nach der Bodenreform richteten sich Neubauern dort ihre Höfe ein.
Zu DDR-Zeiten diente das Herrenhaus von 1952 bis 1962 als Sitz des Staatlichen Dorfensembles der DDR,[16] das Auftritte in der ganzen Welt hatte und für das das Schloss mit einem Tanzsaal erweitert wurde. Nach dem Umzug des Ensembles nach Neustrelitz befand sich von 1962 bis 1991 das Institut für Agrarökonomie der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR im Schloss. Das Institut entwickelte im Auftrag des Zentralkomitees der SED Prognosen für die Landwirtschaft der DDR. Dort entstanden die Pläne für die Großraumwirtschaften der kleinen dörflichen LPGen zwecks Zusammenschluss zu Kooperativen und später zu den großen LPG (P) und LPG (T) in den 1970er Jahren. Trotz dieser kulturellen und politischen Bedeutung war der Ort weiterhin hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt.
Im Jahr 2001 gelangte das Herrenhaus wieder in Privatbesitz. Nach dreijähriger Renovierung wurde 2004 im Schloss ein Hotel eröffnet. Der Park wurde durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zum Teil wieder gesäubert und hergerichtet. Leider ist in den letzten Jahren die Pflege durch die Gemeinde nicht mehr gewährleistet.
Die alten großen Ställe und Scheunen im Nordwestteil des Landschaftsparks sind mittlerweile Ruinen. In einem ruinösen Leerstand befindet sich das noch erhaltene frühere Gutshaus mit angebauter Gutskapelle.
Sehenswürdigkeiten
- Schloss Neetzow, in Tudorgotik Neugotik vom Schinkel-Schüler Friedrich Hitzig 1848 erbaut. Von 1903 bis zur Vertreibung 1945 besaß es die Familie von Kruse. Das Schloss wurde 2004 als Hotel eröffnet.
- Schlosspark Neetzow mit Teich und Grotten, östlich vom Schloss als Barockpark gestaltet
- Turmhügel im alten Park Neetzow
Literatur
- Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (=Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. Seiten 88, 93, 100, 127
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 1, Anklam 1865 (Online)
Weblinks
Einzelnachweise
- StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2014
- Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
- Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (= Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. Seite 93
- Heinrich Karl Wilhelm Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Enthaltend Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Berghaus. Landbuch von Pommern und Rügen. II. Theils. Band 1. Verlag von W. Dietze Anklam. Druck von Gunkel & Muthschall Berlin, Anklam 1865, S. 314–392 (google.de [abgerufen am 8. September 2021]).
- Programm des Königlichen Pädagogiums zu Putbus mit welchem zu der am 15. April 1867 im Hörsaale der Anstalt stattfindenden Schulfeierlichkeit im Namen des Lehrer-Collegiums ergebnst einladet der Director Dr. G. Sorof. Druck der Fürstlichen Buchdruckerei von August Knaak, Putbus 15. April 1865, S. 29 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. September 2021]).
- Architektonisches Skizzenbuch Heft 19 / 36. Mit Details in zwanglosen Heften. In: Eine Sammlung von Landhäusern, Villen, ländlichen Gebäuden, Gartenhäusern, Städtischen Wohngebäuden, Decorationen innerer Räume, Gittern, Erkern, Balcons, Blumenfenstern, Brunnen, Springbrunnen, Hofgebäuden, Erfassungsmauern etc. Heft XIV bis Heft XXIV. Verlag Ernst & Korn, Berlin 1864, S. Heft XX Blattsammlung (google.de [abgerufen am 8. September 2021]).
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 1, Anklam 1865, S. 314/315 (Online)
- Walter v. Hueck, Klaus Freiherr v. Andrian-Werburg, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel/von 1400 bis 1918 nobilitiert). 1990. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): Genealogisches handbuch des Adels GHdA von 1951 bis 2015. Band XIX, Nr. 99. C. A. Starke, 1990, ISBN 978-3-7980-0700-0, ISSN 0435-2408, S. 258–259 (d-nb.info [abgerufen am 8. September 2021]).
- Beständig im Wandel. Berichte aus sechs Generationen der Familie von Heyden/von Heyden-Linden von 1800 bis 1989. In: Harald von Heyden (Hrsg.): Familienchronik. Breklumer Druckerei Manfred Siegel KG, Borgwedel 1989, S. 170–171 (kit.edu [abgerufen am 8. September 2021]).
- Adolf Stamm: Gymnasium zu Anklam (Prov. Pommern, Kgr. Preussen). Ostern 1903. 56. Jahresbericht über das Schuljahr 1902/1903. In: Schulnachrichten. 1903. Progr. No.: 154. Druck von Richard Poettke Nachfahren, Anklam 1903, S. 15 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. September 2021]).
- Gymnasium zu Anklam (Prov. Pommern, Kgr. Preussen) Ostern 1915. Bericht über das Schuljahr 1914/1915. 68.tes der Anstalt. Inhalt: Schulnachrichten, vom Direktor Dr. Petri. 1915. Progr. Nr.: 205. Gedruckt in der Buchdruckerei von Richard Poettke Nachfolger, Anklam 1915, S. 28 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. September 2021]).
- Niekammer`s Güter-Adressbücher. I. Pommersches Adressbuch. 1905. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen etc. In: Standardwerk Adressbuch Landwirtschaft. 2. Auflage. Paul Niekammer, Stettin 1905, S. 4–5 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 8. September 2021]).
- Hubertus Neuschäffer: Vorpommerns Schlösser und Herrenhäuser. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft 1993, S. 138, ISBN 3-88042-636-8
- Joachim von Kruse(-Neetzow): Das Schloß im Mond. Erinnerung an eine untergegangene Welt. In: Monographie. 1. Auflage. Verlag Ernst Vögel, München/Stamsried 1987, ISBN 978-3-920896-97-7, S. 9–167 (d-nb.info [abgerufen am 8. September 2021]).
- Hanna Walsdorf: Bewegte Propaganda. Politische Instrumentalisierung von Volkstanz in den deutschen Diktaturen. Königshausen & Neumann, 2010, ISBN 978-3-826-04259-1, S. 158–160.