Nazanin Zaghari-Ratcliffe
Nazanin Zaghari-Ratcliffe (* 26. Dezember 1978 in Teheran) ist eine britisch-iranische Journalistin. Für internationale Aufmerksamkeit sorgte der Fall Ihrer Inhaftierung im Iran. Zaghari-Ratcliffe besitzt die britische und die iranische Staatsbürgerschaft, der Iran erkennt doppelte Staatsbürgerschaften seiner Bürger jedoch nicht an.[1]
Leben und Wirken
Zaghari-Ratcliffe zog 2007 in das Vereinigte Königreich; dort lernte sie auch ihren Ehemann kennen.[2] Sie ist Mitarbeiterin der Journalisten-Stiftung von Thomson Reuters[2] und war zuvor bei der BBC Media Action, einer internationalen Entwicklungsgesellschaft beschäftigt.[3]
Nach eigenen Angaben reiste Zaghari-Ratcliffe zum Frühjahrsfest Akitu im März 2016 mit ihrer Tochter in den Iran um ihre Eltern zu besuchen.[3] Im Juni 2016 wurde sie im Iran wegen Spionage verhaftet.[2][4] Iranische Stellen warfen ihr offenbar Umsturzpläne und den Aufbau eines regierungskritischen Netzwerkes vor und verurteilten sie in einer nicht öffentlichen Verhandlung im September 2016 zu fünf Jahren Haft.[3] Im August 2018 wurde ihr ein dreitägiger Hafturlaub gewährt, bei dem sie ihre Tochter wiedersehen durfte.[2][3]
Am 1. November 2017 trat Außenminister Boris Johnson vor einem Parlamentsausschuss auf und bemerkte, dass Zaghari-Ratcliffe vor ihrer Verhaftung doch nichts weiter getan habe, als Leuten Journalismus beizubringen.[5] Er nahm die Äußerung später zurück,[3] jedoch führte das iranische Gericht seine Worte im Nachhinein ausdrücklich als Beweis für Zaghari-Ratcliffes Schuld an, und ihr wurde "Propaganda gegen das Regime" vorgeworfen.[5]
Neben Johnsons Fehltritt wird für Zaghari-Ratcliffes andauernde Inhaftierung auch eine Auslandsschuld der britischen Regierung mit verantwortlich gemacht, die das Verhältnis zwischen den Staaten seit den 1970er Jahren belastet. Dabei waren vom Regime des Schah 1971 bei einem Rüstungskonzern des britischen Verteidigungsministeriums 1.500 Chieftain-Panzer und andere Panzerfahrzeuge bestellt und bezahlt worden, die Fahrzeuge wurden aber wegen des Sturzes des Regimes nie geliefert und der Vertrag 1979 storniert. Die vom Iran bereits gezahlten 375 Millionen Pfund Sterling wurden jedoch nicht zurückerstattet und waren seit dem Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzung.[6] Irans Außenminister Mohammad Javad Zarif erklärte im September 2019, die britische Regierung hätte angeboten, die Freigabe des Geldes zu erwirken, wenn sich Zarif für Zaghari-Ratcliffes Freilassung einsetzt. Man wurde sich jedoch nicht einig, und der neue Außenminister Jeremy Hunt verwarf das Angebot. Nach den Worten von Verteidigungsminister Gavin Williamson könne man dem iranischen Verteidigungsministerium kein Geld zukommen lassen, während die USA zeitgleich versuchten, den Staat von Einnahmequellen abzuschneiden.[1]
Referenzen
- Iran says it considered exchanging Zaghari-Ratcliffe for £400m owed by UK. In: theguardian.com. 23. September 2019, abgerufen am 2. Mai 2020 (englisch).
- aar/dpa: Nach drei Tagen Hafturlaub in Iran: Nazanin Zaghari-Ratcliffe ist wieder im Gefängnis. In: Spiegel Online. 27. August 2018, abgerufen am 2. Mai 2020.
- "Nazanin Zaghari-Ratcliffe: What is Iran jail case about?" BBC vom 14. Januar 2019
- Iran: Britin muss Haftstrafe komplett absitzen. suedostschweiz.ch, 23. Juni 2019, abgerufen am 23. Juni 2019.
- "Fears for Nazanin Zaghari-Ratcliffe after Boris Johnson remark" BBC vom 6. November 2017
- Patrick Wintour: Court ruling over tanks debt deals new blow to UK-Iran relations. In: theguardian.com. 26. Juli 2019, abgerufen am 2. Mai 2020 (englisch).