Naturschutzjugend
Die Naturschutzjugend (NAJU) ist der eigenständige Kinder- und Jugendverband der deutschen Naturschutzorganisation Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie in Bayern des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern (LBV – NABU-Partner in Bayern). Mit über 100.000 Mitgliedern[1] ist die NAJU der führende Verband in der außerschulischen Umweltbildung sowie im praktischen Naturschutz. In über 1.000 Gruppen vor Ort setzen sich Kinder und Jugendliche bis 27 Jahre für den Natur- und Umweltschutz ein.
NAJU (Naturschutzjugend im NABU) | |
---|---|
Gründung | 1982 |
Sitz | Karlplatz 7, 10117 Berlin |
Schwerpunkt | Umwelt- und Naturschutz, Umweltbildung |
Mitglieder | über 100.000 (2021)[1] |
Website | www.naju.de |
Geschichte
Seit den 1970er Jahren gab es Bestrebungen junger Mitglieder des NABU – damals noch Deutscher Bund für Vogelschutz (DBV) – eine eigenständige Jugendorganisation auf Bundesebene zu organisieren. Ende 1982 fand in Darmstadt-Wixhausen in Hessen der erste DBV-Bundesjugendkongress statt mit Wahl eines siebenköpfigen Bundesjugendvorstandes. Die Delegierten, darunter der seit 1969 amtierende Bundesjugendleiter Klaus Ruge, Jochen Flasbarth als neuer stv. Bundesjugendsprecher und Markus Rösler als erster Schatzmeister, sprachen sich für eine eigene Satzung und feste Jugendvertretungen im DBV aus. Schon im April 1983 beschlossen die Jugendlichen in Münster in Nordrhein-Westfalen eine eigenständige Satzung und etablierten sich auch strukturell innerhalb des DBV-Gesamtverbandes. Jochen Flasbarth wurde 1983 der zweite Vorsitzende des bundesweiten Jugendverbandes.[2]
1984 begann die DBV-Jugend den Umweltwettbewerb „Erlebter Frühling“, der Kinder bis heute dazu ermuntert, die jährlich wechselnden Frühlingsboten und deren Lebensräume zu erforschen.[2]
Schon Anfang der 1980er Jahre begann die Zusammenarbeit der DBV-Jugend mit der Jugend des bayerischen Landesbundes für Vogelschutz (LBV), die bis hin zu strukturellen Verzahnungen wie Stimmrechten beim Bundeskongress für die Bayern führte. 1987 gab sich die Jugendorganisation den Namen Naturschutzjugend, kurz NAJU, um der seit vielen Jahren bereits erfolgten thematischen Öffnung über den Vogelschutz hinaus gerecht zu werden. Nach der Wiedervereinigung benannte sich auch der Erwachsenenverband DBV um in Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU).[2]
Ab 1990 baute die NAJU Landesverbände in den neuen Bundesländern auf. In dieser Zeit wurde auch eine Bundesgeschäftsstelle der NAJU professionalisiert. Diese war in den 1980er Jahren auf Gut Sunder, dann in Stuttgart, später in Bonn ansässig und zog 2007 gemeinsam mit der NABU-Bundesgeschäftsstelle nach Berlin.
Organisation und Tätigkeit
Die NAJU ist dezentral über Landesjugendverbände und Jugendgruppen vor Ort organisiert. In bundesweit ca. 700 Kindergruppen und 300 Jugendgruppen sind junge Aktive vor Ort für die Natur tätig.
Die NAJU-Landesverbände bieten zahlreiche Wochenend- und Ferienfreizeiten im In- und Ausland an und organisieren Seminare z. B. für angehende Gruppenleitende. Die Teilnehmenden lernen neue Lebensräume, Kulturen und andere Engagierte kennen und beteiligen sich an Naturschutzeinsätzen. Auf der jährlichen Bundesdelegiertenversammlung wird die Arbeit koordiniert.
Die NAJU ist seit 1986 Mitglied im Deutschen Bundesjugendring (DBJR), in der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) und im Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (IDA).
Zentral ist zudem die Zusammenarbeit mit anderen Jugendverbänden. So ist die NAJU zum Beispiel Teil von Youth and Environment Europe (YEE), einem Zusammenschluss von über 50 Verbänden im Jugendumweltbereich. Ebenfalls engagiert sich die NAJU im Global Youth Biodiversity Network (gybn) und in der National Coalition Deutschland, einem Netzwerk für die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention.
Ein wesentlicher Schwerpunkt in den Tätigkeiten der NAJU ist die Umweltbildung. Viele NAJU-Angebote sind offizielle Projekte der UN-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung und der UN-Dekade Biologische Vielfalt, darunter „Ein Storch auf Reisen“ und „Fokus Biologische Vielfalt – von der Naturerfahrung zur politischen Bildung“.
Projekte für Kinder
- „Erlebter Frühling“
Seit 1984 lädt die NAJU jedes Jahr zum Kinderwettbewerb „Erlebter Frühling“ ein. Am Beispiel heimischer Arten entdecken Kinder die biologische Vielfalt vor ihrer Haustür. Jedes Jahr stehen dabei vier verschiedene Tier- und Pflanzenarten im Mittelpunkt. Sie werden nach ökologischen, sozialen und kulturellen Aspekten ausgesucht. Die Deutsche UNESCO-Kommission hat den NAJU-Kinderwettbewerb „Erlebter Frühling“ als Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.
- NAJUversum
Auf der NAJUversum-Website finden Kinder verständliche Informationen zu Tieren, Pflanzen und ihrer Umwelt und zudem zahlreiche Bastel- und Experimentierideen. Zudem erscheint unter dem Namen „NAJUversum“ jährlich ein kostenloses Printmagazin für Kinder. Passend zum Titelthema (z. B. Müll, Störche, Meere) enthält es Reportagen, Rätsel, Aktions- und Bastelideen.
- Ein Storch auf Reisen
„Ein Storch auf Reisen“ ist ein umweltpädagogisches Spiel für Kindergruppen. An 24 Stationen lernen Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren in Kleingruppen die verschiedenen Routen der Störche und Besonderheiten der überflogenen Länder kennen. Das Spiel kann an bundesweit 30 Stationen ausgeliehen werden.
- „Schulstunde der Gartenvögel“ und „Schulstunde der Wintervögel“
Die „Stunde der Gartenvögel“ und „Stunde der Wintervögel“ sind deutschlandweite Mitmachaktionen von NAJU und NABU zur Vogelkunde. Ziel ist es, die Kenntnisse über die heimische Vogelwelt zu steigern und ein möglichst genaues Bild der Vogelwelt in Deutschlands Städten und Dörfern zu erhalten. Ergänzend zu beiden Aktionen hat die NAJU für Kinder die „Schulstunde der Gartenvögel“ und „Schulstunde der Wintervögel“ entwickelt: Durch Spiele, Experimente und Aktionsideen lernen Kinder heimische Vögel und deren Lebensraum kennen.
Projekte für Jugendliche und junge Erwachsene
- Trashbusters
Im Zentrum des Projektes „Trashbusters“ stehen seit 2013 jährliche Aktionswochen, während derer Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in ganz Deutschland auf das Müllproblem aufmerksam machen und mit Aufräumaktionen selbst aktiv werden. Begleitet werden die Aktionswochen von einem Wettbewerb, der besonders kreative und öffentlichkeitswirksame Aktivitäten prämiert. Zusätzlich entstehen Bildungsmaterialien zu Abfallvermeidung und Plastikmüll.
- Voice for BioDiv
Seit 2012 entsendet die NAJU eigene Jugenddelegationen zu internationalen Umweltschutzkonferenzen. Sechs junge Menschen bilden dabei die Jugenddelegation für den Schutz der biologischen Vielfalt. Sie vertraten die Stimme junger Menschen auf den Vertragsstaatenkonferenzen 2012 (Indien), 2014 (Südkorea), 2016 (Mexiko), 2018 (Ägypten) und 2021 (China). Auf Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet diskutieren sie im Vorfeld und Anschluss mit Jugendlichen über Biodiversität und machen sich für den Schutz der Vielfalt stark. Seit 2019 nehmen Aktive der NAJU zudem an den UN-Klimakonferenzen teil, zuletzt 2021 in Glasgow.
Jugendmagazin STØRK
Hierbei handelt es sich um ein Magazin, das von jungen NAJU-Aktiven selbst gestaltet wird und einmal im Jahr erscheint. In der STØRK[3] werden wechselnde ökologische Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln vorgestellt. Seit 2017 erschienen vier Ausgaben zu den Themen „Wasser“, „Konsum“, „Vielfalt“ und „Mobilität“.
Jugendumweltfestival
Alle zwei Jahre findet ein bundesweites Jugendumweltfestival statt. Auch dieses wird von ehrenamtlichen Aktiven der NAJU organisiert und durchgeführt. Das Festival findet zu wechselnden Themen an unterschiedlichen Orten statt, so 2018 unter dem Titel „Verknallt in Vielfalt“ in Baunach bei Bamberg. Der Fokus lag dabei auf Landwirtschaft und Biodiversität. Vom 3. bis 6. Juni 2022 soll das nächste Festival mit dem Namen Rock die Farm in der Nähe von Bremen stattfinden.[4]
Deutsch-Israelischer Fachkräfteaustausch
Die NAJU pflegt eine enge Zusammenarbeit mit der Society for the Protection of Nature in Israel. Seit 2010 gibt es regelmäßige Austauschprogramme für Mitarbeitende und Ehrenamtliche zu verschiedenen Aspekten der Umweltbildung. Aufgrund der Corona-Pandemie können sie aktuell nicht durchgeführt werden. Die Kooperation von NAJU und SPNI wurde im Jahr 2020 vom Auswärtigen Amt und dem Deutsch-Israelischen Zukunftsforum mit dem Shimon-Peres-Preis ausgezeichnet.
Who the Bug - Artenkenntnis und Schutz von Insekten
Bei dem Projekt "Who the Bug" tauchen wir ein in die artenreiche, bunte Welt der Insekten. Wir stellen in kurzen, knackigen Workshops die wichtigsten Artengruppen vor und zeigen wie mit einfachen Methoden die am weitesten verbreiteten Arten gut erkennbar sind. Zusätzlich wird Einblick in spannende Themen rund um Insekten gegeben: historische Sammlungen, Citizen Science, Insekten in der Landwirtschaft und vieles mehr. Ob aus Eigeninteresse, für Kinder in NAJU-Gruppen, das Biologiestudium oder für den Schutz der heimischen Artenvielfalt, hier findest du viele nützliche Informationen und Anregungen zum selbstständigen weiterforschen.
Das Projekt besteht aus einer Sommerakademie und mehreren Workshops Besonders empfehlenswert ist die Begleitbroschüre "Who the Bug", welche die wichtigsten Insektengattungen vorstellt.[5]
Weblinks
- Offizielle Webseite Naturschutzjugend
- Nils Franke: Geschichte der Naturschutzjugend (Memento vom 1. Juni 2011 im Internet Archive), 2007 (PDF; 61 kB)
Einzelnachweise
- Werde NAJU-Mitglied. In: Mitmachen › Mitglied werden. Naturschutzjugend im NABU, 2021. Auf Naju.de, abgerufen am 5. November 2021.
- Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Millennium: NABU-Chronik 1946 bis 1998. In: NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. Abgerufen am 14. April 2016.
- Unser dritter Streich. Abgerufen am 15. November 2021 (deutsch).
- ROCK DIE FARM Das Umweltfestival der NAJU an Pfingsten 2022, auf naju.de
- Who the Bug Artenkenntnis und Schutz von Insekten, auf naju.de