Mutzenbecher (Familie)
Mutzenbecher ist der Name einer hanseatischen Familie, aus der eine Linie in den Freiherrnstand erhoben wurde.
Geschichte
Die Stammfolge beginnt mit Lorenz Mutzenbecher, der 1640 Bürger zu Kiel wurde. Sein Sohn Matthias Mutzenbecher (1653–1735) siedelte 1669 nach Hamburg über und wurde dort 1710 Senator (vgl. Biographie Matthias Mutzenbechers). Dessen Neffe Johann Baptista Mutzenbecher (1691–1759) wurde 1723 Senatssyndicus der Freien Reichsstadt Hamburg, gab dieses Amt aber schon 1725 nach der Heirat mit der vermögenden Hanseatentochter Christiane Moller vom Baum auf. 1727 erwarb er das Gut Horst mit Rensdorf und Gehrum (heute Ortsteil von Boizenburg/Elbe) in Mecklenburg, wurde in die mecklenburgische Ritterschaft aufgenommen und gehörte 1755 zu den Unterzeichnern des Landesgrundgesetzlichen Erbvergleichs.[1]
Ein von dem Hamburger Kaufmann Johann Hinrich Mutzenbecher (1700–1757) abstammender Zweig erlangte im Herzogtum Oldenburg, später Großherzogtum Oldenburg, Bedeutung. Sein jüngster Sohn Esdras Heinrich Mutzenbecher (1744–1801) wurde Generalsuperintendent in Oldenburg, dessen Sohn Friedrich Mutzenbecher (1781–1855) Großherzoglich Oldenburgischer Geheimer Staatsrat und Präsident des Regierungskollegiums. Dessen Söhne waren August Mutzenbecher (1826–1897), Großherzoglich Oldenburgischer Staatsrat, Wilhelm Mutzenbecher (1832–1878), Großherzoglich Oldenburgischer Geheimer Staatsrat, Justiz- und Kultusminister sowie Bevollmächtigter zum Bundesrat und Adolf Mutzenbecher (1834–1896), Großherzoglich Oldenburgischer Geheimer Staatsrat und Regierungspräsident in Eutin.
Johannes Eduard Mutzenbecher (1822–1903) gelangte mit dem Guanohandel zu Reichtum und wurde mit Diplom vom 18. Januar 1875 preußischer Freiherr. Er gab seinen Hamburger Bürgerbrief zurück (vgl. „Hanseatische Adelige“) und führte sein Leben als Gutsherr auf Miekenhagen in Mecklenburg zu Ende. Sein Sohn Johannes Freiherr von Mutzenbecher (* 1854) war außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister, ein anderer Sohn Kurt von Mutzenbecher wurde Intendant des Hoftheaters in Wiesbaden.
Hermann Franz Matthias Mutzenbecher (1855–1932) war Gründer und Direktor der „Albingia-Versicherungsgesellschaft“ und der „Hamburg-Mannheimer“ Versicherungsgesellschaft. 1900 ließ er einen Backsteinbau – die heutige Villa Mutzenbecher – im Niendorfer Gehege als privaten Rückzugsort errichten.
Adela Mutzenbecher (1885–1978) heiratete den Oberleutnant im Infanterie-Regiment „Hamburg“ Egmont Baron Ardenne und wurde Mutter des Forschers Manfred von Ardenne.
Besitzungen
- Horst mit Rensdorf und Gehrum 1727–1818
- Miekenhagen 1873–1903
- Klein Flottbek, Villa de Freitas bis 1903
Wappen
Das Stammwappen zeigt einen schrägrechts gelegten Ast, welcher nach oben ein Blatt, nach unten zwei Rosen treibt.[1]
Das freiherrliche Wappen: In Silber ein schrägrechts liegender, gestümmelter, brauner Stamm, aus dem oben drei grüne Blätter, unten zwei fünfblätterige, rote Rosen mit goldenen Butzen sprießen.[2]
Literatur
- Johanna-Luise Brockmann: Esdras Heinrich Mutzenbecher (1744-1801), Oldenburg 1959.
- Deutsches Geschlechterbuch, Band 19, Zweiter Hamburger Band, Stammfolge „Mutzenbecher“ S. 256.
- E.H.W.Mutzenbecher: Beiträge zur Geschichte der Familie Mutzenbecher, Wildeshausen 1911.
- Geert-Ulrich Mutzenbecher: Die Mutzenbechers: Roman einer hanseatischen Familie von 1619 bis heute, 2000, ISBN 380421116X.
- Geert-Ulrich Mutzenbecher: Die Versicherer: Geschichte einer Hamburger Kaufmannsfamilie, 1993, ISBN 3804206387.
- H. Mutzenbecher: Cécilie Mutzenbecher und Hans von Bülow, Hamburg 1963.
- Heinrich Mutzenbecher: Stammbaum der Familie Mutzenbecher 1636-1971, Witzhave 1973.
- Hans Joachim Schröder: Hermann Franz Matthias Mutzenbecher: Ein Hamburger Versicherungsunternehmer, ISBN 3937816526, Hamburg 2008.
- Materialien betreffend Johann Baptista Mutzenbecher: 1691 - 1759, 1913.
- Materialien betreffend die goldene Hochzeit von Senator Matthias Mutzenbecher 1732, Hamburg 1914.
- Zur Erinnerung an Frau Magdalena Mutzenbecher, geb. von Ohlendorff o. O. 1897.
Einzelnachweise
- Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1775). J.G. Tiedemann, Rostock 1864, S. 180
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser. 1921, S. 601