Musizierende Engel
Die Musizierenden Engel sind eine Gruppe von Fresken, die von Melozzo da Forlì in der Apsidenkuppel der Kirche Santi XII Apostoli in Rom ausgeführt wurden.
Musizierender Engel mit Bratsche |
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Melozzo da Forlì, zwischen 1475 und 1480 |
Fresko |
Vatikanische Pinakothek, Rom |
Entstehung, Datierung und Verbleib
Die Freskengruppe, die neben musizierenden Engeln auch die Himmelfahrt Christi, mehrere Apostel und Cherubim darstellt, entstand im Zuge der von Kardinal Giuliano della Rovere im Jahr 1475 angeordneten Restauration von Santi Apostoli. Der Auftrag ging an Melozzo, den damaligen Hofmaler (Pictor papalis) von Sixtus IV. Das genaue Ausführungsdatum ist nicht bekannt, in Frage kommen die Jahre 1475 oder erst 1478, 1479 bzw. 1480. Das Fresko, das sich durch eine kühne und rigorose Anwendung der Perspektive auszeichnet, beeinflusste nachhaltig die Zeitgenossen Melozzos. So entstanden wenige Jahre später das Werk Filippino Lippis in der Carafa-Kapelle von Santa Maria sopra Minerva und Michelangelos Zyklus in der Sixtinischen Kapelle.
Das Fresko verblieb an seinem Entstehungsort bis zum Jahr 1711, als die Apsis wegen einer Kirchenmodernisierung eingerissen wurde. Um das Werk Melozzos vor der vollständigen Zerstörung zu retten, wurde es in 16 Teile zerlegt. Dieses Unterfangen ging aber leider nicht ohne Schäden vor sich. Die Engelsgruppe wird heute, zusammen mit vier Apostelhäuptern, in der Vatikanischen Pinakothek aufbewahrt – ausgenommen ist hiervon ein Engel, der sich im Prado in Madrid befindet. Die Himmelfahrt Christi, die einst das Zentrum der Komposition bildete, wurde in den Quirinalspalast überbracht.
Beschreibung
Eigentliches Hauptthema der Apsidenausschmückung war die Himmelfahrt Christi in Freskotechnik. Die hervorgehobene Figur Christi ist perspektivisch verkürzt dargestellt und scheint förmlich in der Kuppel zu schweben. Er wird von musizierenden Engeln, Aposteln und anderen Figuren umringt, deren perspektivische Darstellung von unten nach oben (ital. da sott'in su) gerichtet ist.
Die monumentalen Figuren verschmelzen auf illusionierende Weise mit dem Hintergrund. Charakteristisch für den Maler aus Forlì ist das klare Licht, mit dem die Farben durchdrungen werden und der Schatten aufgehellt wird – eine Technik, die bereits Piero della Francesca verwendete. Durch seine natürlichere Darstellungsweise verstand es jedoch Melozzo, die etwas ernst wirkenden Volumina Francescas insbesondere bei Porträts aufzulockern.
Bedeutung
Die das Zentrum der Freskenkomposition einnehmende Figur Christi ist in derart geschickter Verkürzung wiedergegeben und die Schar der ihn umgebenden Engel beweist eine so große Beherrschung der verschiedensten perspektivischen Ansichten, dass dieses Werk Melozzo da Forlìs zu den Vorläufern der späteren illusionistischen Deckenmalerei gezählt werden kann.[1]
Die von Melozzo gemalten Figuren zeichnen sich durch ihre edle Erhabenheit aus. Ihre Plastizität, akzentuiert durch Perspektiven und Verkürzungen, wirkt gleichsam rhetorisch. Die lyrischen Gesichtsausdrücke der Engel mit ihrem lockigen Haar dürften eine der idyllischsten und feinsinnigsten Schöpfungen der Renaissance darstellen.[2]
Werk
Folgende Fresken befinden sich in der Vatikanischen Pinakothek:
Weitere Abbildungen
- Engel mit Laute
- Engel mit Laute
- Engel mit Laute
- Engel mit Tamburin
- Engel mit Triangel
- Engel mit Rebec
- Engel mit Trommel
- Himmelfahrt Christi, Detail
- Gruppe kleiner Engel
- Gruppe kleiner Engel
- Apostelhaupt
- Apostelhaupt
- Apostelhaupt
- Drei Apostelhäupter
Literatur
- Nicodemi, G.: Melozzo da Forlì. Rom 1935.
- Buscaroli, R.: Melozzo e il melozzismo. Bologna 1955.
- Clark, N.: Melozzo Da Forli, Pictor Papalis. London 1990.
Weblinks
Einzelnachweise
- Stadler, W.: Lexikon der Kunst – Malerei, Architektur, Bildhauerkunst. Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, ISBN 3-86070-452-4.
- Sureda, J. und Milicua, J.: Histoire universelle de l'art – La Renaissance. tome 6. Larousse Diffusion France, 1989, ISBN 2-03-505216-5.