Musculus gracilis

Der Musculus gracilis (lateinisch; deutsch „schlanker Muskel“, Schlankmuskel) ist ein oberflächennaher Skelettmuskel des Oberschenkels und zählt zu seinen Adduktoren. Eine archaische anatomische Bezeichnung für den Muskel ist „Jungfrauenhüter“ (lat. musculus custos virginitatis) aufgrund seiner „zutrittverschließenden“ Funktion zum weiblichen Geschlechtsorgan.[1]

Musculus gracilis
Ursprung
Schambein (Ramus inferior ossis pubis)
Ansatz
Schienbein (Pes anserinus superficialis), Fascia cruris
Funktion
Mensch: Beugung Hüftgelenk und Knie, Adduktion des Oberschenkels, Einwärtsdrehung des Unterschenkels
Tiere: v. a. Adduktor
Innervation
Nervus obturatorius
Spinale Segmente
L2, L3

Funktion

Der Wirkungsbereich des schlanken Muskels erstreckt sich über das Hüftgelenk und das Kniegelenk. Im Hüftgelenk beugt er den Oberschenkel und zieht ihn zur Körpermitte (Adduktion), im Kniegelenk beugt er den Unterschenkel und dreht ihn nach innen (medial).

Bei den vierfüßigen Säugetieren ist er vornehmlich ein Adduktor, partiell wirkt er auch als Strecker (Extensor) des Kniegelenks. Bei Schlachttieren ist der Muskel Teil der Oberschale.[2]

Klinische Bedeutung

Der M. gracilis wird in der Chirurgie als freier Lappen zur Rekonstruktion von Weichteilen genutzt. In der plastischen Chirurgie wird er aufgrund seiner Eigenschaften insbesondere zur Rekonstruktion von kleinen Brüsten bei besonders dünnen oder bereits am Abdomen operierten Frauen genutzt (transversaler myokutaner Gracilis-Lappen, TMG-Lappen).[3] Bei chirurgischen Eingriffen an der Schulter dient der Schlankmuskel zum sekundären Stabilisieren veralteter Schultereckgelenkssprengungen, die nicht primär versorgt worden sind.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Oberschenkelmuskulatur, Abschnitt 3.2.2, medi-learn.de (PDF)
  2. Franz-Viktor Salomon: Muskelgewebe. In: Anatomie für die Tiermedizin. 2. erw. Auflage. Enke, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 147–234.
  3. Heinz Bohmert, Christian J. Gabka: Plastische und rekonstruktive Chirurgie der Brust: Farbatlas der Operationstechniken. 2. Auflage. Georg Thieme, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-13-155922-7, S. 181–182.
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