Muhammad I. Tapar
Ghiyath ad-Dunya wa-d-Din Abu Schudscha Muhammad (I.) Tapar (arabisch غياث الدنيا والدين أبو شجاع محمد, DMG Ġiyāṯ ad-Dunyā wa-’d-Dīn Abū Šuǧāʿ Muḥammad; * 21. Januar 1082; † 5. April 1118) herrschte von 1105 bis 1118 als Sultan der Großseldschuken über Westiran und den Irak.
Er war ein Sohn des Sultans Malik Schah I. († 1092) und der Bruder Sultan Sandschars. Zwischen 1098 und 1104 herrschte Bürgerkrieg zwischen ihm und seinem älteren Halbbruder Berk-Yaruq. Er begann, als Muhammad die Stadt Rey besetzte und dort Berk-Yaruqs Mutter Zubaida tötete, woraufhin die Chutba in Bagdad (vorübergehend) in seinem Namen gelesen wurde. Der Krieg verhinderte (trotz einer entsprechenden Aufforderung des Kalifen) ein Vorgehen der Seldschuken gegen die Kreuzfahrer und endete nach fünf Schlachten unentschieden. Nachdem beide Seiten erschöpft waren, kamen sie zu einer Übereinkunft, bei der das Reich geteilt wurde und Muhammad den oberen Irak, Mossul, Syrien und Diyarbakir erhielt.[1] Berk-Yaruq verstarb jedoch schon 1105 im Alter von 25 Jahren, sodass Muhammad den Thron erbte – zumindest nachdem er dessen Sohn Malik-Schah II. in Isfahan abgesetzt hatte. Sandschar, welcher auch dieselbe Mutter wie Muhammad hatte und ab 1097 über Chorasan herrschte, stand im Bürgerkrieg mit Berk-Yaruq auf seiner Seite[2] und setzte sich nach Muhammads Tod als Dynastieoberhaupt durch.
Muhammad, der seine Tochter Fatima mit dem Abbasidenkalifen al-Mustazhir verheiratet hatte, entsandte (auf Wunsch des Kalifen) Truppen zu einem kombinierten Angriff auf die Kreuzfahrer, was aber trotz einiger militärischer Erfolge (Sieg über König Balduin bei Tiberias 1113) aufgrund von Streitigkeiten unter den Muslimen ohne entscheidende Ergebnisse blieb. Zudem ließ er zwischen 1108 und 1118 zweimal die Ismailiten-Festung Alamut belagern und zwang Hasan-i Sabbāh durch die jahrelange Belagerung zu Kapitulationsverhandlungen.
Anmerkungen
- Vgl. Nagendra Kr. Singh: International encyclopaedia of Islamic dynasties, S. 1086
- Vgl. Friedrich Christoph Schlosser: Allgemeine Geschichte der Zeiten der Kreuzzüge, erster Teil, S. 82 Anm. h); Fahri Özkul: Das Khalifat in der Seldschukkenzeit, S. 15; Martijn Theodoor Houtsma: E. J. Brill's first encyclopaedia of Islam, 1913–1936, Band 2, S. 151.
Literatur
- Clifford Edmund Bosworth: Muḥammad b. Malik-S̲h̲āh. In: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. 7. Mif – Naz. Brill, Leiden 1993 ISBN 90-04-09419-9 (online).
- Hans Eberhard Mayer: Geschichte der Kreuzzüge. Kohlhammer, Stuttgart 92000, ISBN 3-17-016390-6 (Urban-Taschenbücher 86), S. 70.
- Steven Runciman: Geschichte der Kreuzzüge. Sonderausgabe in einem Band ohne Quellen- und Literaturangaben. Beck, München 1978, ISBN 3-406-02527-7, S. 327, 353, 374–375, 415, 418, 419–420, 427, 429–430, 438, 441, 454.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Malik-Schah II. | Sultan der Großseldschuken 1105–1118 | Ahmad Sandschar |