Moshe Gammer
Moshe Gammer (hebräisch משה גמר; geb. 24. September 1950, gest. 16. April 2013) war ein israelischer Historiker. Seine Schwerpunkte lagen auf der Geschichte Zentralasiens und des Kaukasus im 19. und 20. Jahrhundert. Er gilt als prominentester Experte für die zaristische Eroberung des Kaukasus.[1]
Leben und Werk
Moshe Gammer wurde 1950 in der damaligen Sowjetunion geboren. Er emigrierte 1960 nach Israel und studierte zunächst an der Universität Tel Aviv. Von 1983 bis 1989 studierte er an der London School of Economics and Political Science und promovierte bei Elie Kedourie mit einer Dissertation über „Shamil und der muslimische Widerstand gegen die russische Eroberung des Nordostkaukasus“. Bis zu seinem Tod war er Professor an der Abteilung für Geschichte des Mittleren Ostens und Afrikas der Universität Tel Aviv.
In seiner akademischen und publizistischen Tätigkeit behandelte Gammer hauptsächlich die Geschichte des tschetschenischen und dagestanischen Widerstandes gegen die russische Kolonisation sowie die Ausbreitung von Sufi-Orden im gesamten Kaukasus. Sein Artikel „Der Beginn der Naqschbandīya in Dagestan und die russische Eroberung des Kaukasus“ erschien 1994 in der Fachzeitschrift Die Welt des Islams.[2] Ein Artikel über „Die Qādirīya im Nordkaukasus“ wurde 2000 im Journal of the History of Sufism veröffentlicht.
Gammer organisierte regelmäßig wissenschaftliche Konferenzen in Israel, den USA und der EU über die Geschichte und Kultur des Nordkaukasus, insbesondere Dagestans. Nach einer mehrmonatigen Krankheit verstarb er am 16. April 2013 überraschend und wurde in Petach Tikwa beigesetzt. Er war verheiratet und hatte eine Tochter.
Publikationen (Auswahl)
- Muslim resistance to the tsar. Routledge, 1992. ISBN 0-7146-3431-X.
- ‘Proconsul of the Caucasus’: a Re-examination of Yermolov. Social Studies, März 2003. Online
- The Lone Wolf and the Bear. Three Centuries of Chechen Defiance of Russian Rule. Hurst, London 2006.
- Moshe Gammer und David J. Wasserstein: Daghestan and the world of Islam. Academia Scientiarum Fennica, Helsinki 2006. ISBN 9789514109454.
- Ethno-Nationalism, Islam and the State in the Caucasus: Post-Soviet Disorder. (Hrsg.) Routledge, 2008. ISBN 978-0-415-42345-8.
- Ingeborg Baldauf, Moshe Gammer und Thomas Loy: Bukharan Jews in the 20th Century: History, Experience and Narration. Reichert Verlag, Wiesbaden 2008. ISBN 978-3895006388.
- Moshe Gammer (Hrsg.) Islam and Sufism in Daghestan. Sastamala: Finnish Academy of Science and Letters. 2009
- Empire and Mountains: The Case of Russia and the Caucasus. Social Studies, September 2013. Online
- Separatism in the Northern Caucasus. Caucasus Survey, 2014. Online
Weblinks
- Ron Sela: „In Memoriam Moshe Gammer (1950-2013)“, 17. April 2013
- Rebecca Ruth Gould: „Why Daghestan is Good to Think: Moshe Gammer, Daghestan, and Global Islamic History“, Written Culture in Daghestan, ed. Moshe Gammer (Helsinki: Annales Academiae Scientiarum Fennicae, 2015), 17–40 (mit einem Überblick über die Arbeit von Moshe Gammer).
- Öffentliche Vorlesung, 1. von 3 Teilen an der Ilia-Universität, Tiflis (engl.)
- Rebecca Ruth Gould: „Moshe Gammer, 1950-2013: Historian of the Caucasus“, Perspectives on History: The Newsmagazine of the American Historical Association 52.6 (2013): 46–47.