Moritz von Fries
Moritz Christian Johann Reichsgraf von Fries (* 6. Mai 1777 in Wien; † 26. Dezember 1826 in Paris) war Kunstmäzen, Kunstsammler und Bankier.
Leben und Wirken
Moritz von Fries war der jüngste Sohn von Graf Johann von Fries und Anne d’Escherny. 1794 bis 1797 studierte er in Leipzig, vom Galeriedirektor Lerse, dem Jugendfreund Goethes, betreut. Er vermehrte die von seinem jung verstorbenen Bruder Joseph von Fries (1765–1788) angelegte Kunstsammlung auf mehr als 300 Meisterwerke (unter anderem Werke von Raffael, van Dyck, Rembrandt, Reni, Dürer), besaß eine umfangreiche Sammlung von Handzeichnungen, Kupferstichen, Skulpturen, Münzen und Mineralien sowie eine umfangreiche Bibliothek.
Fries gehörte zum Freundeskreis von Ludwig van Beethoven, den er auch finanziell unterstützte. Der Komponist widmete Fries die a-Moll-Violinsonate op. 23 (1801), die F-Dur-Violinsonate op. 24 („Frühlingssonate“, 1802) sowie die 7. Symphonie A-Dur op. 92 (1812). Ferner war Fries großzügiger Mäzen Franz Schuberts.
Das Bankhaus der Familie Fries, welches sein Vater Johann von Fries gegründet hatte, produzierte in Wien von 1752 bis 1776 den Maria-Theresien-Taler, der bis ins 19. Jahrhundert, selbst in Afrika und im Orient, gesetzliches Zahlungsmittel war. Die Bankiers Fries gehörten zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der österreichischen Hochfinanz.
1773 gelangte die Herrschaft und Schloss Vöslau in den Besitz der Familie Fries und damit begann der Aufstieg von Bad Vöslau. Die Familie Fries ließ das Vöslauer Schloss durch Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg, den Hofarchitekten und Schöpfer der Gloriette und des Schlosstheaters in Schönbrunn sowie des Fries’schen Stadtpalais auf dem Wiener Josefs-Platz (Palais Pallavicini), zu seiner noch jetzt bestehenden Gestalt umbauen. Mit Hetzendorf kam auch der Bildhauer Franz Anton Zauner nach Vöslau, von dem die Putten am Portal des Schlossparkes sowie im Stiegenhaus des Schlosses stammen. Die Architektur des Schlosses mit den Plastiken bilden ein für Österreich seltenes Ensemble frühklassizistischer Kunst.
Graf Moritz von Fries war in erster Ehe seit 1800 mit Prinzessin Maria Theresia zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (1779–1819) verheiratet. Ein Bild der Familie wurde um 1805 von François Gérard gemalt und befindet sich heute im Belvedere in Wien. 1825 heiratete er in zweiter Ehe die Tänzerin Fanny Münzenberg (1795–1869), mit der er eine bereits 1820 geborene Tochter (Amalia Felicia) hatte.
Das Vermögen des Bankhauses Fries war bis 1800 auf 2,5 Millionen Gulden gestiegen, von denen 80 % Fries gehörten. Moritz von Fries war zu diesem Zeitpunkt der reichste Mann der Monarchie. Trotzdem sollte dieses große Vermögen innerhalb eines Vierteljahrhunderts völlig verloren gehen und im April 1826 mit einem Konkurs enden. Der übergroße Lebensaufwand der Familie, die gewaltigen Ausgaben auf den großen Reisen, die große Geldentwertung der Napoleonischen Kriege und anderes mehr bewirkten den fortschreitenden Niedergang des Bankhauses. 1820 war sein Geschäftsanteil bereits auf 40 % gesunken, der unaufhaltsame Abstieg führte so weit, dass man ihn aus dem Bankgeschäft entfernte und seinen Sohn an die Spitze des Hauses stellte, der jedoch die Katastrophe nicht mehr verhindern konnte. Seine bedeutende Sammlung von Kunstschätzen musste zur Befriedigung der Gläubiger nach der Konkurserklärung des Bankhauses Fries versteigert werden. Darunter befand sich etwa die Studiensammlung des Schweizer Pastors und Physiognomen Johann Caspar Lavater, die Kaiser Franz I. von Österreich 1828 für seine Privatbibliothek erwarb. Graf Moritz von Fries ging danach mit seiner zweiten Frau nach Paris, wo er nur wenige Monate später im Alter von 49 Jahren starb.
Literatur
- Christian Steeb: Die Grafen von Fries. Eine Schweizer Familie und ihre wirtschaftspolitische und kulturhistorische Bedeutung für Österreich zwischen 1750 und 1830. Stadtgemeinde Bad Vöslau, Bad Vöslau 1999, ISBN 3-9501205-0-5 (Phil. Diss. Graz 1995).
- Thomas Huber-Frischeis, Nina Knieling, Rainer Valenta: Die Privatbibliothek Kaiser Franz I. von Österreich 1784–1835. Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz. Böhlau, Wien 2015, S. 307–314. ISBN 978-3-205-79672-5 (PDF-Download, 28,2 MB).
- Gustav Otruba: Fries, Moritz Graf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 606 (Digitalisat).
- Fries, Moritz Christian Graf. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 367.
Weblinks
- Eintrag zu Moritz von Fries im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Stammbaum der Familie Fries