Modaladverb
Modaladverb ist in der deutschen Grammatik eine Bezeichnung für eine Klasse von Adverbien, die Angaben zu Qualität, Art und Weise, Quantität oder Intensität eines Vorgangs, oder zu Einstellungen eines Subjekts machen (die Kategorie ist also weiter gefasst als „Art und Weise“, nicht gleichbedeutend damit).
Die Bezeichnung kann missverständlich sein, denn trotz des gemeinsamen Wortteils „modal“ besteht kein Bezug zum sprachwissenschaftlichen Begriff der Modalität (also Begriffen wie Möglichkeit und Notwendigkeit). Daher besteht keine inhaltliche Verwandtschaft mit dem Begriff „Modalverb“, womit tatsächlich Verben der Modalität gemeint sind, so wie müssen oder können. – Adverbien, die Kategorien der Modalität bezeichnen, wie vielleicht, wahrscheinlich, werden stattdessen als „Satzadverbien“ oder auch „Modalwörter“[1] bezeichnet (sowie auch: „Urteilsadverbien“, „Kommentaradverbien“).[2] Auch der Begriff „modal adverb“ in der Grammatik des Englischen bezeichnet Adverbien der Modalität[3][4] und ist daher nicht gleichbedeutend mit dem deutschen „Modaladverb.“ Im Spanischen wird zwischen Modalverb als „verbo modal“ und Modaladverb als „adverbio de modo“ unterschieden (zu letztern zählen etwa die Wörter así „so“, bien „gut“ usw.)[5]
Im Hauptteil dieses Artikels werden nacheinander die einzelnen Unterklassen des Modaladverbs besprochen.
Art und Weise
- Beispiele
genauso, irgendwie, anders, kopfüber, rundweg, so, folgendermaßen, blindlings, jählings, vergebens, derart, eilends, hinterrücks, insgeheim.
Als Fragewort: wie / wie sehr.
Du hättest es genauso machen können. Nur Wahnsinnige stürzen sich blindlings in ein Abenteuer. Vielleicht können wir in naher Zukunft folgendermaßen vorgehen:
Zu beachten ist, dass Angaben der Art und Weise noch häufiger durch Adjektive erfolgen: „schnell fahren“, „sorgfältig arbeiten“ etc. Diese Wörter gehören, im Gegensatz zur obigen Beispielliste, nicht zur Wortart Adverb weil sie flektierbar sind, vgl.: „schnelle Fahrt, sorgfältige Arbeit“. Es handelt sich also um Adjektive in adverbialer Funktion. Wenn es um die Funktion statt um die Wortart geht, spricht man von einem Modaladverbial. Mehr dazu unter Adverb #Adverb und adverbiales Adjektiv sowie Adverbiale Bestimmung #Bedeutungsklassen.
Grad und Maß
- Beispiele
überaus, äußerst, einigermaßen, halbwegs, sehr, größtenteils, kaum, haufenweise.
Als Fragewort kann in vielen Fällen ebenfalls wie (sehr) verwendet werden.
Er hat sehr gelitten. Mit dem neuen Posten komme ich einigermaßen zurecht.
Einstellung
Der traditionelle Begriff Modaladverb schließt auch sogenannte Einstellungsadverbien ein, wie etwa gerne, freiwillig, unabsichtlich (auch „Adverbien der Subjekthaltung“ genannt). In der Sprachwissenschaft werden diese heute jedoch als separate Klasse identifiziert, sie weisen auch andere grammatische Eigenschaften auf als beispielsweise Art-und-Weise-Adverbien. Näheres siehe im Artikel Adverbiale Bestimmung#Adverbiale im deutschen Mittelfeld.
Ein Problemfall: Erweiterung und Einschränkung
Manchmal werden Adverbien der Erweiterung und Einschränkung (wie „auch, trotzdem“) ebenfalls als Modaladverbien bezeichnet. Sie unterscheiden sich jedoch stark von den anderen Fällen: Adverbien dieses Typs fügen dem Satz keine Aussage hinzu, die zum Satzinhalt zählt und können dementsprechend nicht mit „wie“ erfragt werden:
„Man muss auch verzichten können.“ — ?? „Wie muss man verzichten können?“
Solche Wörter bezeichnen auch keinen „Untertyp“ der vom Verb ausgedrückten Handlung. Viele der nachfolgend aufgelisteten Adverbien gehören stattdessen eher in die Kategorien Konjunktionaladverb oder „Textadverb“[6], da sie das Verhältnis zu einer im Satz oder Text vorhergehenden Aussage bezeichnen.
- Beispiele
Erweiterung: ebenfalls, sonst, auch, ferner, außerdem, zudem, erstens, zweitens, drittens;
Einschränkung: hingegen, allerdings, immerhin, wenigstens, doch, jedoch, nur, zumindest, kurzerhand
Siehe auch
Literatur
Duden. Die Grammatik. 8. Auflage. Bibliographisches Institut/Dudenverlag, Mannheim 2009, ISBN 978-3-411-04048-3, S. 576: Das Modaladverb.
Weblinks
Einzelnachweise
- Diese Terminologie in: Gerhard Helbig, Agnes Helbig: Lexikon deutscher Modalwörter. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1990.
- Dudengrammatik (2009), S. 586 / Randnr. 868f..
- John Payne et al.: The distribution and category status of adjectives and adverbs. In: Word Structure 3, 2010, 31–81, S. 6.
- Marcin Morzycki: Modification. Cambridge University Press, Cambridge (UK) 2016. S. 292.
- Adverbios_de_modo Adverbios de modo. Wikilengua.org
- Dudengrammatik (2009), S. 573 / Randnr. 847: „...sind weder eindeutig zu den lokalen noch zu den temporalen oder modalen Adverbien zu rechnen. Sie haben primär textgliedernde Funktion.“