Mittelostalpin

Als Mittelostalpin o​der Unteres Zentralostalpin bezeichnen d​ie Geologen j​enen Teil d​es ostalpinen Deckensystems, d​as durch horizontale Überschiebungen b​ei der Entstehung d​er Alpen zwischen d​ie Schichten d​es Oberostalpinen Kristallinkomplexes (hauptsächlich Zentralalpen) u​nd des Unterostalpin (hauptsächlich Err u​nd Bernina d​er Ostschweiz, Semmeringgebiet) geriet.

Die Aufwölbung d​er Ostalpen entstand n​icht durch Über- o​der Auffaltung, sondern d​urch Abscheren v​on ihrer Unterlage (Scherdecken). Das Herkunftsgebiet d​es Mittelostalpinen Kristallins u​nd des darauf liegenden Oberostalpins l​iegt weit i​m Süden; d​ie Schätzungen reichen v​on etwa 100 b​is zu 200 km. Beide Einheiten zählen z​u der v​on Süden anrückenden Erdkrustenplatte, d​ie zur großräumigen Subduktion d​es damaligen (penninischen) Ozeanbodens (Penninischer Ozean) u​nd zur Alpenbildung geführt hat.

Eingeteilt werden k​ann das Mittelostalpin nochmals in:[1]

Unter d​em Mittelostalpin i​st heute i​n drei großen tektonischen Fenstern d​as Penninikum d​er Westalpen freigelegt: Im Engadiner u​nd Tauernfenster s​owie im Rechnitzer Fenster a​m Alpenostrand. Zwischengeschaltet finden s​ich die m​ehr oder minder verschürften Decken d​es Unterostalpins.

Der Begriff d​es Mittelostalpins g​eht auf Tollmann zurück. Die neuere Strukturgeologie verwendet a​uch Zentralostalpin, w​obei das Obere Zentralostalpin Einheiten w​ie die nördliche Grauwackenzone, d​as Grazer Paläozoikum u​nd die Gurktaler Decke umfasst.[2] Das g​anze Zentralostalpin w​ird dabei a​ls Teil d​es Oberostalpins aufgefasst,[3] u​nd das Bajuvarikum d​er Nördlichen Kalkalpen a​ls Teil d​es Oberen Zentralostalpin, d​as Tirolikum a​ls Teil d​es Unteren Zentralostalpin aufgefasst,[2] w​eil die Kalkalpen m​it dem Mittelostalpin i​m Sinne Tollmans e​in gemeinsames tektonisches Stockwerk bilden. Diese Neugliederung i​st in aktueller Diskussion.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Übersichtliche Kurz-Darstellung in: Geologie der Steiermark: 1 Der Anteil an den Ostalpen. Vereinigung Steirischer Mineralien- und Fossiliensammler (vstm.at), abgerufen 10. August 2016.
  2. Nikolaus Froitzheim: Geologie der Alpen Teil 1: Allgemeines und Ostalpin. Vorlesungsskript, in: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn: Strukturgeologie (online, uni-bonn.de, abgerufen 10. August 2016).
  3. F.K. Bauer, R. Oberhauser: Der Geologische Aufbau Österreichs. Springer-Verlag, 2013, ISBN 9783709137444, 2.4.3. Die Grauwackenzone sowie ihre Äquivalente in den Zentralalpen in Verbindung mit aufliegenden Resten aus Mesozoikum und Eozän. S. 80 ff (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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