Mission Freedom

Mission Freedom i​st ein i​n Hamburg tätiger Verein, d​er am 1. Januar 2011 v​on einem Team u​m die christliche Aktivistin u​nd Buchautorin Gaby Wentland[1] gegründet w​urde und s​ich gegen Zwangsprostitution einsetzt. Er i​st als gemeinnützig anerkannt u​nd wird v​on Aktion Mensch e. V. u​nd dem Hamburger Spendenparlament gefördert. Der Verein i​st Mitglied i​n der Diakonie Hamburg s​owie im Bündnis „Gemeinsam g​egen Menschenhandel“[2], d​as unter d​em Vorsitz d​es ehemaligen Bundestagsabgeordneten Frank Heinrich steht.

Aufbau und Finanzierung

Das Team von Mission Freedom setzt sich aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern verschiedener Berufsgruppen zusammen, darunter Ärzte, Psychologen, Betriebswirte, Krankenschwestern, Sozialarbeiter, Streetworker und Pädagogen.[3] Mission Freedom wird durch Privat- und Sachspenden finanziert sowie durch eine mehrjährige Start-Förderung von Aktion Mensch e. V.[4] und weiteren Initiativen.

Arbeitsweise

Die Arbeit v​on Mission Freedom h​at die Schwerpunkte Aufklärung u​nd Sensibilisierung d​er Gesellschaft, Betreuung d​er Betroffenen i​n einem Schutzhaus,[5] Streetwork s​owie Öffentlichkeitsarbeit a​uf politischer Ebene.

Aufklärung und Sensibilisierung

Zur präventiven Arbeit von Mission Freedom gehören Informations- und Diskussionsveranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen in Deutschland, in den Herkunftsländern der Frauen sowie weltweite Aufklärung über die Themen Menschenhandel und Prostitution durch Materialien und Filme, die in mehreren Sprachen angeboten werden. Die Öffentlichkeitsarbeit soll auf die rechtliche Lage der Opfer aufmerksam machen und die Politik sensibilisieren um langfristig eine Änderung von Gesetzen zu erreichen. Mission Freedom beteiligt sich außerdem am Walk for Freedom,[6] einer weltweiten Initiative gegen Sklaverei und Menschenhandel, die von The A21 Campain geleitet wird. Außerdem informiert der Verein auf Veranstaltungen wie dem Deutschen Evangelischen Kirchentag über Menschenhandel.[7] Die Organisation steht in Kontakt mit Organisationen in den Herkunftsländern der Betroffenen in Afrika und Osteuropa, die vergleichbare Arbeit leisten und kann dadurch Präventions- und Aufklärungsarbeit in den Ursprungsländern ermöglichen[4] sowie nachhaltige Betreuung für Frauen gewährleisten, die in ihre Heimatländer zurückkehren.

Begleitung der Betroffenen

In dem von Mission Freedom eröffneten Schutzhaus HOME werden betroffene Frauen, zum Teil mit ihren Kindern, aufgenommen und psychologisch begleitet. Während ihrer Zeit in der Schutzunterkunft werden Vorkehrungen getroffen, die ihnen langfristig ein eigenständiges Leben ermöglichen. Die Hilfe von Mission Freedom umfasst dabei die Versorgung mit Kleidung, Hygieneartikeln und Lebensmitteln, Unterstützung bei der Kinderbetreuung, Deutschunterricht für ausländische Frauen und die Vermittlung medizinischer und therapeutischer Begleitung. Rechtliche Belange werden in Kooperation mit den örtlichen Sozialstellen und Behörden geklärt. Die Begleitung bei Behördengängen sowie Berufsberatung und Weiterbildungsmaßnahmen sind darüber hinaus weitere Angebote des Vereins, die eine Entwicklung neuer Lebensperspektiven für die Betroffenen ermöglichen.[8]

Langfristige Begleitung der Betroffenen

Das langfristige Ziel d​er Betreuung v​on Mission Freedom ist, d​ie betroffenen Frauen z​u einer selbstständigen Lebensgestaltung z​u befähigen u​m eine gesellschaftliche Eingliederung i​n Deutschland o​der in i​hrem Heimatland z​u ermöglichen. Mission Freedom unterstützt e​ine Rückkehr i​n das Heimatland, w​enn eine Frau d​as wünscht, d​urch die Organisation u​nd Finanzierung d​er Rückreise u​nd gewährleistet e​ine Betreuung d​urch eine Partner-Hilfsorganisation v​or Ort.[4]

Auszeichnung und Kritik

Am 20. Februar 2014 wurde Mission Freedom vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) mit dem Bürgerpreis der deutschen Zeitungen ausgezeichnet – auf Vorschlag der Zeitung Hamburger Abendblatt.[9] Zuvor war Kritik an der Arbeit des Vereins verlautet worden.[10][11] Die Kritiker halten die Gründerin Gaby Wentland für eine konservative Predigerin und Missionarin. Der Verein warb mit einem Video, in dem eine junge Frau erzählt, sie sei als Kind und Jugendliche von ihrem angeblich im Rotlichtmilieu tätigen Vater vergewaltigt und in einem in seinem Besitz befindlichen Bordell von ihm zur Prostitution gezwungen worden. Die Geschichte wurde von Jörn Blicke, Leiter des Dezernats „Milieu“ beim Hamburger Landeskriminalamt, als unwahr enttarnt.[12] Mission Freedom gab an, den Aussagen der Betroffenen vertraut zu haben, konnte sie nach Nachforschungen allerdings nicht bestätigen und nahm die kritisierte DVD deshalb aus dem Vertrieb. Eine weitere Kritik wurde durch den Hamburger Senat geäußert mit der Aussage, dass die Arbeit und das Konzept des Vereins aufgrund seiner missionarischen Ausrichtung „nicht den fachlichen Qualitätsanforderungen im Umgang mit Menschenhandel“ entspräche und „spezifisch religiöse Ausrichtung im Umgang mit Opfern sexuellen Missbrauchs“ zeige.[13]

Mission Freedom betrachtet die Vorwürfe als nicht haltbar. Der christliche Glaube begleite und motiviere zwar die Arbeit, allerdings werde die Religionsfreiheit des Einzelnen stets berücksichtigt.[14] Entschieden wies Mission Freedom auch die Vorwürfe zurück, den Bewohnerinnen ihrer Schutzwohnung mit bevormundenden Regeln zu begegnen. „Es werden Frauen jeder Nationalität und Religion aufgenommen und sie können ihre eigene Religion ausüben. Ein Großteil der bisher im Mission Freedom Home untergebrachten Frauen sind Muslima.“ Jede Bewohnerin könne mit einem eigenen Schlüssel frei kommen und gehen. Sowohl Heinrich wie auch der Vorsitzende der Hamburger Allianz und des Netzwerks „Gemeinsam für Hamburg“, Matthias C. Wolff, wiesen die Anschuldigungen an den Verein ebenfalls zurück. Die Arbeit mit sexuell ausgebeuteten Frauen sei durch christliche Nächstenliebe motiviert. Den Frauen stehe es selbstverständlich frei, ihre eigenen weltanschaulichen oder religiösen Überzeugungen zu pflegen, betonte Wolff. Von „Zwangsmissionierung“ könne keine Rede sein.[15]

Die Bewohnerinnen verpflichten sich allerdings, die gemeinsame Hausordnung einzuhalten, wozu zum Schutz der Bewohner gehört, dass zum Beispiel die Adresse nicht weitergegeben wird und alte SIM-Karten nicht weiter verwendet, um der Ortung von Menschenhändlern zu entgehen.[16] Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger hielt trotz den vorab geäußerten Vorwürfen an der Verleihung seines Bürgerpreises für die Vereinsvorsitzende fest.[17] In der Eröffnungsrede betonte der Vorsitzende des BDZV die wichtige Rolle, die Mission Freedom in der Aufklärungsarbeit in Kooperation der Medien spiele.[17] Helmut Heinen (Köln), Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger, sagte bei der Verleihung des mit 20.000 Euro dotierten Preises, es vergehe kaum ein Tag, an dem in der deutschen Presse nicht über die Einschränkung des Menschenhandels, die Bestrafung von Freiern oder das Verbot von Prostitution geschrieben werde. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich, der als Theologe und Sozialpädagoge die Arbeit von Mission Freedom begleitet, erklärte, Wentland wolle sowohl einzelnen Menschen helfen wie auch die Öffentlichkeit „für diesen alltäglichen Skandal vor unseren Haustüren sensibilisieren“. Nach den Worten der 56-jährigen Pastorenfrau helfe die Auszeichnung dem Kampf gegen den Menschenhandel. Mit Aussicht auf Erfolg könne er nur gemeinsam mit Politik und Medien geführt werden. Das Preisgeld solle in eine Aufklärungskampagne zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Thematik fließen.[15]

Einzelnachweise

  1. Onlineauftritt von Gaby Wentland, abgerufen am 10. Mai 2016.
  2. Diakonie Hamburg, abgerufen am 10. Mai 2016.
  3. mission-freedom.de: Team von Mission Freedom, abgerufen am 10. Mai 2016.
  4. mission-freedom.de: Presseinformation, abgerufen am 10. Mai 2016.
  5. Website von Mission Freedom, Über Uns (Memento vom 12. Mai 2016 im Internet Archive), abgerufen am 10. Mai 2016.
  6. a21.de: Walk for Freedom, abgerufen am 10. Mai 2016.
  7. Gemeinsam gegen Menschenhandel, abgerufen am 10. Mai 2016.
  8. Mission Freedom: Mission Freedom Home, abgerufen am 10. Mai 2016.
  9. BDZV verleiht Bürgerpreis der deutschen Zeitungen an Gaby Wentland auf bdzv.de, abgerufen am 2. November 2016.
  10. Bürgerpreis für dubiosen Verein. Sendung des NDR (online).
  11. Dubiose Hilfsorganisation – Vom Strich in die Christensekte. In: taz vom 12. November 2013.
  12. Sabrina Andorfer: Die dubiosen Methoden von Mission Freedom. Spiegel.de, 27. Dezember 2013.
  13. Hanna Klimpe: Die Lügen der Frau Wentland. taz.de, 3. Dezember 2013.
  14. Mareike Fuchs et al. (ndr online): Bürgerpreis für dubiosen Verein, abgerufen am 10. Mai 2016.
  15. Evangelische Allianz, 2014: Gaby Wentland erhält Bürgerpreis, abgerufen am 10. Mai 2016.& lt;
  16. Mülheimer Verband, 2014: Mission Freedom: Verein widerspricht Vorwürfen, abgerufen am 10. Mai 2016.
  17. bdzv.de: BDZV verleiht Bürgerpreis der deutschen Zeitungen an Gaby Wentland, abgerufen am 10. Mai 2016.
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