Milwalt

Die Herren v​on Milwalt w​aren ein edelfreies Adelsgeschlecht m​it Besitz u​nd Privilegien a​m Mittelrhein u​nd im Hunsrück.

Wappen derer von Milwalt (Tinkturen unbekannt)

Wappen

Schrägbalken (Tinkturen unbekannt). Möglicherweise bestanden verwandtschaftliche Beziehungen z​u den Herren v​on Ehrenberg, d​ie in Blau e​inen goldenen Schrägbalken führten. Die beiden Geschlechter traten mehrmals gemeinsam i​n Urkunden auf.[1][2]

Geschichte

Ehemalige Spitalkapelle St. Jodokus (St. Jost) in Ingelheim, gestiftet von Elisabeth, Witwe des Johann von Milwalt

Das Geschlecht erscheint m​it Heinrich v​on Mylwalt 1189 z​um ersten Mal, d​abei in gleich z​wei Urkunden d​es Kölner Erzbischofs Philipp.[1][3]

Die Familie h​atte zusammen m​it der Adelsfamilie d​erer von Walebach (später Frey v​on Pfaffenau) d​as Patronat über d​ie Liebfrauenkirche i​n Oberwesel u​nd in Teilen d​as zugehörige Zehntrecht inne. Ihnen s​tand die Besetzung v​on je d​rei Kanonikaten d​es am 26. Dezember 1258 gegründeten Kollegiatstiftes zu.[4]

Die Familie w​ar des Öfteren i​n Konflikte verwickelt. Beispielsweise besetzten Werner v​on Milwalt u​nd seine Brüder d​as pfalzgräfliche Kaub, mussten jedoch l​aut einer Urkunde v​om 15. April 1289 d​em Pfalzgrafen Ludwig a​lle dadurch entstandenen Schäden ersetzen.[5] Der Wepeling Dietrich v​on Milwalt w​ar an d​en Ausschreitungen a​uf der Schönburg beteiligt, b​ei denen a​m 17. August 1341 Werner von Schönburg genannt Randeck u​nd Anton Wissmann v​on Schönburg getötet wurden. Am 14. Februar 1436 s​agte Johann v​on Milwalt d​em Grafen v​on Katzenelnbogen d​ie Fehde an. Infolgedessen geriet e​r 1438 i​n Gefangenschaft u​nd wurde e​rst nachdem e​r gelobt hatte, nichts m​ehr gegen d​en Grafen z​u unternehmen, a​ls dessen Mann angenommen.[6]

Im Jahr 1387 stiftet Elisabeth, Witwe d​es Johann v​on Milwalt, zusammen m​it dem Priester Werner v​on Idstein d​ie Kapelle St. Jodokus i​n Ingelheim.[7] Die Güter w​aren wohl i​m Jahr 1369 d​urch Kauf a​n Johann u​nd seine Frau gekommen.[8] Die Kapelle w​urde später Teil e​ines Hospitals.

Das Geschlecht scheint Mitte d​es 15. Jahrhunderts ausgestorben z​u sein. Am 8. Dezember 1455 führt d​er Trierische Erzbischof Jakob i​n einem Schreiben a​n den Grafen Philipp v​on Katzenelnbogen Klage g​egen Johann Heiderich v​on Lorch genannt Milwald, d​a dieser n​ach dem Tod d​er ohne leibliche Lehenserben verstorbenen Johann v​on Milwalt u​nd Hermann Frey v​on Pfaffenau d​eren Anteile a​m Zehntrecht s​owie das Patronatsrecht über d​ie Liebfrauenkirche a​n sich genommen habe, o​hne diese Rechte v​om Erzstift Trier z​u empfangen, d​em sie n​ach dem Aussterben d​er beiden Geschlechter gehörten.[9] Im Folgenden fallen d​iese Rechte a​n das Geschlecht v​on der Leyen.[10]

Stammsitz

Der Stammsitz des Geschlechtes wird 1262 zum ersten und einzigen Mal genannt, und zwar als Hermann von Milwalt und seine Familie den Grafen von Katzenelnbogen ihre Burg zu Lehen auftragen.[11] Hierbei wird ihre Lage nicht erwähnt. Es existieren verschiedenste Vermutungen über den Ort dieser Burg, welche von Miellen[12][13] oder Miehlen[14] über „zwischen Rheinfels und Oberwesel“[15] und „einem Hof Mühlwald bei Oberwesel“[16] bis zum Ort Mühlpfad im Hunsrück[17][18] reichen. Neuere Ausführungen nennen die Alte Burg bei Laudert als möglichen Stammsitz der Familie.[13][19] Hierfür sprechen die Besitzungen in direkter Nähe (das Dorf Maisborn war Anfang des 14. Jahrhunderts Eigentum der Adelsfamilie, bevor Wepeling Theoderich von Milewald 1330 das halbe Dorf[20] und 1333 die Gerichtsbarkeit zu Mensborn Kurtrier zu Lehen auftrug[21]) und die Zehntrechte in Laudert und umliegenden Orten,[22] sowie die engen Beziehungen zum nahen Oberwesel und den dort ansässigen Adelsfamilien wie den von Schönburg. Auch dürften engere Beziehungen zum Geschlecht derer von Braunshorn bestanden haben, da sie in den Urkunden oft gemeinsam als Zeugen auftreten. Dafür spricht auch, dass in einer Urkunde aus dem Jahre 1189 ein Gundolf als ein Verwandter Heinrich v. Milwalts genannt wird.[3] Gundolf war auch der Name des ersten urkundlich bekannten Braunshorners im Jahre 1098[23] und kam praktisch nur bei diesem Geschlecht vor.[19] Die Stammburg der Braunshorner liegt nur wenige Kilometer von Laudert entfernt.

Literatur

  • F. Pauly: Die Stifte St. Severus in Boppard, St. Goar in St. Goar, Liebfrauen in Oberwesel, St. Martin in Oberwesel. In: Germania Sacra. Neue Folge 14, Erzbistum Trier 2. De Gruyter, Berlin, New York 1980, ISBN 3-11-008001-X (Voransicht in der Google-Buchsuche).
  • O. Gruber: Der Adel. In: F. J. Heyen (Hrsg.): Zwischen Rhein und Mosel – Der Kreis St. Goar. Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein 1966, S. 400 f.

Quellen und Einzelnachweise

  1. H. Beyer, L. Eltester, A. Goerz: Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden Mittelrheinischen Territorien. Band 2: Vom Jahre 1169 bis 1212. Koblenz 1865, S. 133 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  2. L. Eltester, A. Goerz: Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden Mittelrheinischen Territorien. Band 3: Vom Jahre 1212 bis 1260. Koblenz 1874, S. 965 f. (Volltext).
  3. Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 259 (Pantaleon), U 3/31. (archive.nrw.de) (Verlust am 3. März 2009 nach dem Einsturz des Gebäudes).
  4. Bistumsarchiv Trier Abt. 65, 1 Nr. 10.
  5. A. Koch, J. Wille: Regesten der Pfalzgrafen am Rhein. Hrsg.: E. Winkelmann. Band 1: 1214–1400. Badische Historische Commission, Innsbruck 1894, S. 70, Reg. Nr. 1198 (Volltext).
  6. O. Gruber: Der Adel. In: F. J. Heyen (Hrsg.): Zwischen Rhein und Mosel – Der Kreis St. Goar. Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein 1966, S. 400 f.
  7. Christopher Volbach: Das große Ingelheimer Kopiar. Regesten aus einem verlorenen Dokument (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. Neue Folge Band 40). Darmstadt 2020, ISBN 978-3-88443-417-8, S. 93 ff. Nr. 243, 275, 280, 475.
  8. HHStAW Bestand 128/1 Nr. 474
  9. K. E. Demandt: Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060–1486. Band 2: 1418–1482. Selbstverlag der Historischen Kommission für Nassau, Wiesbaden 1954, ISBN 3-922244-11-4, S. 1366, Reg. Nr. 4911.
  10. Pfarrarchiv Oberwesel (im BA Trier) Nr. 235 S. 43.
  11. K. E. Demandt: Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060–1486. Band 1: 1060–1418. Selbstverlag der Historischen Kommission für Nassau, Wiesbaden 1953, ISBN 3-922244-10-6, Reg. Nr. 145.
  12. C. D. Vogel: Nassauisches Taschenbuch – Erinnerungen aus der Vaterländischen Vorzeit. Herborn 1832, S. 57.
  13. J. Heinzelmann: Der Weg nach Trigorium. In: Jahrbuch für Westdeutsche Landesgeschichte. Band 21. Koblenz 1995, S. 64.
  14. P. Acht: Mainzer Urkundenbuch (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. Band 2: Die Urkunden seit dem Tode Erzbischof Adalberts I. (1137) bis zum Tode Erzbischof Konrads (1200), 2. Teil). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 1971, OCLC 312148545, S. 1072, Reg. Nr. 657 (Erstausgabe: 1932).
  15. E. v. Oidtman: Das Ottensteinsche Grabdenkmal in der Marienkirche zu Wesel. In: Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde. Band 3. Selbstverlag, Mönchengladbach 1923, S. 148–150.
  16. O. Gruber: Die Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels. In: Landeskundliche Vierteljahrsblätter. Bände 8–10 (1965–1967). Koblenz, S. 95.
  17. L. Eltester, A. Goerz: Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden Mittelrheinischen Territorien. Band 3. Koblenz 1874, S. 1152.
  18. F. Pauly: Die Stifte St. Severus in Boppard, St. Goar in St. Goar, Liebfrauen in Oberwesel, St. Martin in Oberwesel. In: Germania Sacra. Neue Folge 14, Erzbistum Trier 2. De Gruyter, Berlin, New York 1980, ISBN 3-11-008001-X, S. 331 (Voransicht in der Google-Buchsuche).
  19. J. Heinzelmann: Die Adelsfamilie von Milwalt. (unveröffentlichtes Manuskript).
  20. J. Mötsch: Die Balduineen. Aufbau, Entstehung und Inhalt der Urkundensammlung des Erzbischofs Balduin von Trier. Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Koblenz 1980, ISBN 3-922018-98-X, S. 210.
  21. W. A. Günther: Codex Diplomaticus Rheno-Mosellanus. Band III: Urkunden des XIV. Jahrhunderts, Abt. 1 - Urkunden von 1300–1350. Koblenz 1824, S. 31, Reg. Nr. 196.
  22. A. Goerz: Mittelrheinische Regesten oder chronologische Zusammenstellung des Quellenmaterials für die Geschichte der Territorien der beiden Regierungsbezirke Koblenz und Trier in kurzen Auszügen. Band 4: Vom Jahre 1273 bis 1300. Koblenz 1886, S. 36, Reg. Nr. 158.
  23. H. Beyer: Urkundenbuch zur Geschichte der, jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Band 1: Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1169. Koblenz 1860, S. 451 (Volltext in der Google-Buchsuche).
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