Mikrosoziologie
Die Mikrosoziologie (vgl. den nicht immer scharf dazu abgesetzten Gegenbegriff: Makrosoziologie) ist der Teil der Soziologie, der sich mit dem sozialen Handeln zwischen Individuen (sozialen Akteuren) in kleinen sozialen Einheiten (etwa Paarbeziehungen oder kleinen Gruppen) und grundlegenden „Feinstrukturen“ im zwischenmenschlichen Verhalten befasst. Ein Beispiel wäre, wie sich aus sozialem Handeln soziale Beziehungen entwickeln, Interaktionen in sozialen Beziehungen aus kleinsten Verhaltensandeutungen im Wechsel zwischen Alter und Ego entstehen und anhalten, oder wie die Folgen des sozialen Handelns ständig neue Ausgangsbedingungen für neues soziales Handeln schaffen.
Die Mikrosoziologie analysiert das Verhältnis zwischen Akteur und – übriger – Gesellschaft (bzw. zwischen mehreren sozialen Akteuren) und setzt dabei auf dessen Ebene an. Beispiele für mikrosoziologische Theorien sind Handlungstheorien, Rollentheorien, Theorien der Interaktion und Kommunikation, Ethnomethodologie, Symbolischer Interaktionismus, Konflikttheorien, Theorien der Identitätsbildung, Theorie der rationalen Entscheidung (rational choice theory), Methodologischer Individualismus sowie konstruktivistische Ansätze. Werden auch Interventionen angestrebt, so spricht man von Klinischer Soziologie.
Gelegentlich wird angenommen, soziologische Disziplinen der Mikrosoziologie bedienten sich nur qualitativer Methoden und nicht auch quantitativer. Ein Zweig der Soziologie wie die Ethnomethodologie wird dann von Mikrosoziologen leicht übersehen. Manchmal fungiert die Nennung der Mikrosoziologie auch einfach nur als Abgrenzung zur Makrosoziologie, also für alle Soziologie, die nicht makrosoziologisch ansetzt.
Literatur
- Scheff, Thomas J. (1994): Microsociology: discourse, emotion, and social structure. Chicago u. a.: University of Chicago Press. ISBN 0-226-73667-9