Michael von Ungarn
Michael (ungarisch Mihály, 960–995 oder c. 997) gehörte zum Geschlecht der Árpáden und war ein jüngerer Sohn von Taksony, dem Großfürsten der Ungarn. Die meisten Einzelheiten seines Lebens sind ungewiss. Fast alle Könige Ungarns nach 1046 stammten von ihm ab.
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Dem ungarischen Historiker György Györffy zufolge erhielt Michael von seinem Bruder, dem Großfürsten Géza, ein ducatus oder Fürstentum. Slowakische Historiker geben an, dass er zwischen etwa 971 und 997 das Fürstentum Nitra verwaltete. Keine dieser beiden Theorien wurde jedoch von Historikern allgemein anerkannt.
Leben
Anonymus, der unbekannte Verfasser der Gesta Hungarorum aus dem späten 12. Jahrhundert, erzählt, dass Michaels Vater Taksony seine Frau „aus dem Land der Kumanen“ mitnahm, wobei das Land, das zur Zeit des Anonymus von den Kumanen beherrscht wurde, bis in die 1050er Jahre von den Petschenegen kontrolliert worden war. Dementsprechend vermutet Györffy, dass Taksonys Frau die Tochter eines Petschenegen-Stammesführers war. Andere Historiker, darunter Zoltán Kordé und Gyula Kristó, sagen, dass der Bericht von Anonymus sich entweder auf ihre chasarische oder auf ihre wolga-bulgarische Herkunft beziehen könnte.
Michael war der jüngere Sohn Taksonys. Györffy schreibt, dass er noch minderjährig war, als er um 972 getauft wurde.[1] Wahrscheinlich erhielt er die Taufe gemeinsam mit seinem älteren Bruder Géza, der Taksony um diese Zeit als Großfürst folgte. Michael wurde nach dem Erzengel Michael benannt. Laut Györffy deutet die häufige Verwendung des Namens „Béla“ durch seine Nachkommen – vier Könige und zwei Herzöge aus dem Hause Árpád trugen diesen Namen – darauf hin, dass es sich um Michaels ursprünglichen heidnischen Namen handelte. Er schreibt auch, dass die „a“-Endung seines Namens ausschließt, dass er aus einer slawischen Sprache entlehnt wurde, da „a“ in diesen Sprachen eine weibliche Endung ist. Stattdessen vermutet er, dass der Name aus dem türkischen bojla-Titel abgeleitet wurde.
Michael war ein Verbündeter seines Bruders Géza,[2] Aufzeichnungen über ein schlechtes Verhältnis zwischen ihnen gibt es nicht. Wahrscheinlich erhielt er von Géza eines der ungarischen Fürstentümer.[3] Wahrscheinlich im Jahr 997[4] erhielt er das Fürstentum Nitra.
Michaels Schicksal ist unbekannt; Möglicherweise erreichte er um 980 das Mündigkeitsalter.[5] Györffy vermutet, dass er entweder vor seinem Bruder († 997) starb oder ohne Widerstand auf sein Herzogtum zugunsten von Gézas Sohn Stephan verzichtete. Andererseits schreibt Steinhübel, dass Michael 995 ermordet wurde, eine Tat, „für die wahrscheinlich sein Bruder Géza verantwortlich war“. Lukačka sagt ebenfalls, dass Michael „offenbar auf Befehl von“ Géza ermordet wurde. Schließlich sagt Vladimír Segeš auch, dass Géza Michael nach seinen Angaben zwischen 976 und 978 ermorden ließ, aber er schreibt, dass Michael von seinem eigenen Sohn Ladislaus dem Kahlköpfigen abgelöst wurde.
Familie
Die Namen der beiden Söhne Michaels, Vazul (Basilius) und Ladislas, sind erhalten geblieben. Laut Györffy „ist es wahrscheinlich“, dass Michaels Frau mit Samuel von Bulgarien verwandt war,[5] denn die Namen seiner beiden Söhne waren bei den orthodoxen Herrschern, einschließlich der Mitglieder der Familie Cometopuli, beliebt. Györffy fügt hinzu, dass Michael seine bulgarische Frau heiratete, als er um 980 volljährig wurde.
Literatur
- Anonymus, Notary of King Béla: The Deeds of the Hungarians (Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Martyn Rady und László Veszprémy) (2010). In: Rady, Martyn; Veszprémy, László; Bak, János M. (2010); Anonymus and Master Roger; CEU Press; ISBN 978-963-9776-95-1. (englisch)
- Györffy György: King Saint Stephen of Hungary. Hrsg.: Atlantic Research and Publications. 1994, ISBN 0-88033-300-6.
- Györffy György: István király és műve (deutsch: König Stephan und sein Werk). Hrsg.: Balassi Kiadó. 2000 (ungarisch).
- Kordé Zoltán: Korai magyar történeti lexikon (9-14. század) (deutsch: Enzyklopädie der ungarischen Frühgeschichte (9.-14. Jh.)). Hrsg.: Gyula Kristó, Pál Engel, Ferenc Makk, Akadémiai Kiadó. 1994, ISBN 963-05-6722-9, Taksony, S. 659 (ungarisch).
- Gyula Kristó, Ferenc Makk: Az Árpád-ház uralkodói (deutsch: Herrscher des Hauses Árpád). Hrsg.: I. P. C. Könyvek. 1996, ISBN 963-7930-97-3 (ungarisch).
- Lukačka Ján: The beginnings of the nobility in Slovakia. In: Mikuláš Teich, Dušan Kováč, Martin D. Brown (Hrsg.): Slovakia in History. Cambridge University Press, 2011, ISBN 978-0-521-80253-6, S. 30–37 (englisch).
- Vladimír Segeš: Nitra Appanage Duchy. In: Július Bartl, Viliam Čičaj, Mária Kohútova, Róbert Letz, Vladimír Segeš, Dušan Škvarna (Hrsg.): Slovak History: Chronology & Lexicon. Bolchazy-Carducci Publishers, Slovenské Pedegogické Nakladatel'stvo, 2002, ISBN 0-86516-444-4, S. 278 (englisch).
- Ján Steinhübel: The Duchy of Nitra. In: Mikuláš Teich, Dušan Kováč, Martin D. Brown (Hrsg.): Slovakia in History. Cambridge University Press, 2011, ISBN 978-0-521-80253-6, S. 15–29 (englisch).
Einzelnachweise
- Györffy, György: King Saint Stephen of Hungary. Atlantic Research and Publications, Highland Lakes 1994, S. 50–52.
- Györffy: King Saint Stephen of Hungary. S. 74.
- Györffy: King Saint Stephen of Hungary. S. 76.
- Györffy: King Saint Stephen of Hungary. S. 78–79.
- Györffy: King Saint Stephen of Hungary. S. 72.