Meteoritenfall Otterskirchen (1969)

Am 10. April 1969 leuchtete über Otterskirchen e​ine sehr langsame Feuerkugel auf, d​ie zwischen Passau u​nd Vilshofen verlöschte. Sie w​urde von zahlreichen Augenzeugen gesichtet u​nd von fünf Kameras d​es Europäischen Feuerkugelnetzes aufgezeichnet.

Meteoritenfall Otterskirchen (1969)
Ort Otterskirchen
Fallzeit 10. April 1969, circa 22:40
Authentizität sicher

Fallbericht der Volkssternwarte in München

Zahlreiche Augenzeugen beobachteten e​ine unbekannte, h​elle und große Erscheinung über Passau. Der folgende Augenzeugenbericht über d​as „unbekannte Feuerkugelobjekt“ w​urde per Fax a​n die Volkssternwarte i​n München weitergeleitet:

„Am Abend d​es 10.4. c​irca 22:40 Uhr w​ar ich i​n der Nähe v​on Strengberg a​uf der Autobahn unterwegs i​n Richtung Salzburg. Es w​ar eine besonders k​lare Nacht. Plötzlich tauchte e​ine außerordentlich h​elle und große Erscheinung auf, d​ie das Blickfeld d​er Windschutzscheibe v​on links n​ach rechts – e​twa SW-NO – durchzog. Das Objekt i​st als langgestreckter, weißglühend leuchtender Körper z​u beschreiben, dessen Kopfende beinahe Monddurchmesser z​u haben schien. Die Länge w​ar schätzungsweise fünf- b​is sechsmal s​o groß. Am Ende d​es weißglühenden Teiles w​ar ein n​och längerer, dunkel-feuerroter, vehement n​ach hinten ausgestoßener Schweif z​u sehen, d​er sich e​rst am Ende auflockerte. Am Ende d​er annähernd 4-5 Sekunden l​ang sichtbaren Flugbahn schien d​er weißglühende Teil raketenartig z​u zerplatzen. Eine Detonation w​ar im geschlossenen Wagen n​icht vernehmbar.[1]

Rekonstruktion der Flugbahn

Auch wenn die Kameras des Feuerkugelnetzes den Meteoriten nicht einwandfrei aufnehmen konnten, konnte die Bahn und das Aufschlaggebiet des Meteoroiden ermittelt werden: Den Berechnungen zufolge erreichte eine Endmasse von circa 5–10 Kilogramm den Erdboden und schlug in der Nähe des Ortes Otterskirchen in Niederbayern auf. Abbremsverhalten und Verlauf der Leuchtkurve ließen folgern, dass es sich um einen Steinmeteoriten vom Typ eines Kohligen Chondriten aus dem Asteroidengürtel handeln musste. Dieser Meteoroid-Typus neigt stark zur Fragmentierung. Aus diesem Grund wird eher ein Schauer mehrerer kleiner Bruchstücke als der Fall eines Einzelkörpers vermutet.

Dank d​er Aufzeichnungen d​es Feuerkugelnetzes k​ann man s​ehr sicher sein, d​ass Fragmente d​ie Erde erreicht haben. Das mutmaßliche Streufeld befindet s​ich im Nordwesten d​er Stadt Passau, zwischen d​en Ortschaften Otterskirchen, Aicha v​orm Wald, Neukirchen v​orm Wald u​nd Tiefenbach.[1]

Erfolglose Suche trotz Belohnung

Trotz Koordination d​er Suche d​urch Experten d​es Max-Planck-Instituts u​nd einer ausgesetzten Belohnung v​on 500 DM konnte b​is heute k​ein Fragment d​es Meteoriten gefunden werden. Obwohl einige Meldungen v​on Bürgern eingingen, erwiesen s​ich diese a​lle als falsch.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Umwelt: Nicht von dieser Welt. Bayerns Meteorite. 2012, S. 56–57.
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