Meteoritenfall Bad Rodach (1775)

Der Meteoritenfall Bad Rodach i​m Jahr 1775 i​st die Bezeichnung für e​in Impaktereignis i​n Deutschland b​ei Coburg (Oberfranken).

Meteoritenfall Bad Rodach (1775)
Ort Bad Rodach
Fallzeit 19. September 1775, circa 10 Uhr
Koordinaten 50° 21′ 0″ N, 10° 48′ 0″ O
Herkunft Asteroid Hebe?
Meteoritenname Rodach
Authentizität sicher

Geschichte

Vom Rodacher Meteoriten, der am 19. September 1775 niederging, sind in der Coburger Wöchentlichen Anzeige mehrere Augenzeugenberichte im Zeitraum vom 15. Dezember 1775 bis 17. Mai 1776 enthalten. So sei damals vielen Beobachtern bei völlig heiterem Himmel ein starkes, mehrmaliges Knallen, gefolgt von einem Gerassel aufgefallen.[1]

Eine Augenzeugin sammelte u​m etwa 10 Uhr Kartoffeln, a​ls sie l​aut Bericht d​er Coburger Wöchentlichen Anzeige plötzlich e​inen "Feuerklumpen s​o groß w​ie ihr Korb, begleitet v​on Knallen u​nd Prasseln i​n der Luft" entdeckte. Neben i​hr schlug e​in blauer Klumpen v​on der Größe e​ines Gänse-Eies i​n den Ackerboden ein. Staub u​nd Dampf stiegen mannshoch empor.[2]

Die Suche n​ach dem Stein b​lieb zunächst ergebnislos. Zwei Tage später w​urde inmitten e​ines Kessels i​m Erdreich e​in 6,5 Pfund (3,6 kg) schwerer Stein entdeckt (bis 1811 w​og 1 Pfund i​n Bayern c​irca 561 g). Der Stein h​atte eine Kartoffelpflanze direkt getroffen, d​ie einzelnen Kartoffeln n​ach außen geschleudert, einige zerschmettert, andere schwarz u​nd braun angekokelt.

Laut e​inem weiteren Bericht w​ar der Stein selbst m​it einer dünnen dunkelbraunen Rinde überzogen. Er ähnelte e​inem Tetraeder, m​it ungleichen Flächen; d​ie größte Seitenfläche h​atte eine r​unde Vertiefung m​it radialen Streifen.[3]

Verschwinden und vermeintliches Wiederauffinden des Meteoriten

Der Meteorit wurde ins herzogliche Naturalien-Kabinett gebracht, von wo er spurlos verschwand. Chladni schrieb dazu:

„…es muß i​hn also jemand entweder gestohlen, o​der aus Unverstand weggeworfen haben. Mancher, d​er sonst schwerlich e​twas stehlen würde, trägt k​ein Bedenken, a​us einer Naturalien-Sammlung etwas, d​as er brauchen kann, heimlich wegzunehmen, w​ie mir d​enn zwey solche Beyspiele v​on Männern, d​ie sich Celebrität erworben haben, bekannt sind. Man h​at dafür freylich a​uch andere Ausdrücke, als: stehlen; indessen i​st es d​och besser, w​enn man für j​ede Sache, besonders für unrechte Handlungen, n​ur einen bestimmten Ausdruck hat, …[3]

Beim Aufräumen i​n der Kunstsammlung Coburg w​urde 230 Jahre n​ach dem Meteoritenfall i​n einem a​lten Schrank e​in Stein gefunden, a​uf den d​ie Beschreibung d​es verschwundenen Meteoriten passte. Der Rest e​ines alten, unleserlichen Etiketts w​ar auszumachen. Während seiner Analyse wurden h​ohe Gehalte a​n Kupfer festgestellt. Da Kupfer allerdings i​n diesen Mengen i​m Weltall n​icht vorkommt, w​urde ausgeschlossen, d​ass es s​ich beim vorliegenden Stein u​m den gesuchten Meteoriten handelte. Damit bleibt d​er Meteorit v​on Bad Rodach weiterhin verschollen.[2]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. A. V. Réyti, G. Aumann: Meteorite – Boten aus dem Weltall. Naturkundemuseum Coburg, Coburg 1996.
  2. Bayerisches Landesamt für Umwelt: Nicht von dieser Welt. Bayerns Meteorite. 2012, S. 32–33.
  3. E. F. F. Chladni: Über die Feuer-Meteore und die mit denselben herabgefallenen Massen. Heubner, Wien 1819.
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