Menstruationsshaming
Menstruationsshaming, Perioden-Peinlichkeit oder period shame ist das Schamgefühl über die eigene Periodenblutung, beziehungsweise die Angst davor, wegen der Menstruation beschämt zu werden.
Diese Scham ist weltweit auf unterschiedliche Weise verbreitet und wird von den Vereinten Nationen, neben der Desinformation über die Menstruation, als Bedrohung der Menschenrechte bezeichnet, da Frauen dadurch Diskriminierung, Gewalt und Gesundheitsproblemen ausgesetzt sind.[1]
Umfragen und Berichte (Auswahl)
Zu dem Thema wurden zahlreiche Studien durchgeführt und Berichte veröffentlicht:
Eine repräsentative Umfrage unter österreichischen Jugendlichen ergab 2017, dass 60 % der Mädchen ihrer Menstruation negativ gegenüber stehen, 70 % der Jungen finden das Thema Menstruation unwichtig und peinlich. Die Umfrage ergab außerdem auch, dass 53 % der Mädchen kein Problem damit haben, über Menstruation zu sprechen. Fast 18 % hingegen fühlen sich dabei unwohl und wollen das Thema meiden.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen zum Teil massive Lücken im Basiswissen über Menstruation – sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen. Dies lässt darauf schließen, dass die Menstruation nicht ausreichend oder nicht adäquat im Unterricht behandelt wird. Gewisse Themen wie der richtige Umgang mit Menstruationsprodukten oder die gesundheitlichen bzw. ökologischen Auswirkungen dieser Produkte finden großteils überhaupt keine Erwähnung.[2]
Die Organisation plan international UK veröffentlichte im Januar 2018 einen Bericht über den Umgang mit Menstruation im Vereinigtem Königreich und anderen Ländern. Dieser zeigt, dass die Situation für Mädchen nicht positiv ist, da allgegenwärtige Stigmatisierungen und Tabus einen großen Einfluss darauf haben, wie Mädchen ihre Menstruation erleben und verstehen.
Demnach haben Tabus und die mangelnde Bildung rund um die Menstruation den Alltag von Mädchen eine Reihe von negativen Auswirkungen. Die mangelnde Unterstützung und Aufklärung über die Menstruation in Schulen kann auch zu Fehlzeiten in der Schule führen und dazu, dass Mädchen Aktivitäten wie Sport meiden.[3]
Ursachen
Die Ursachen können unterschiedlich sein und unterscheiden sich auch stark
- Aberglaube
- Tabus und mangelnde Bildung
- Umgang mit Menstruation in der Werbung (Produkte sollen einen "sauberen" Umgang garantieren und gleichzeitig nicht auffallen (Versprechen von Reinheit und Sicherheit) ; z. B. wird in der Werbung für Binden eine blaue anstatt einer roten Flüssigkeit verwendet um das Menstruationsblut darzustellen obwohl dieses rot ist)
Aberglaube
In der heutigen Zeit sterben Menstruationsmythen zunehmend aus, da es keine wissenschaftlichen Beweise dafür gibt, treten aber vereinzelt noch auf. So z. B. der Aberglaube von der Schädlichkeit des Menstruationsbluts oder der Körperflüssigkeiten menstruierender Frauen. Demzufolge sollten menstruierende Frauen beispielsweise keine Sahne schlagen, da diese sonst schlecht würde, kein Obst und Gemüse einkochen, nicht beim Schlachten helfen, nur mit Haushaltshandschuhen putzen, sich keine Wasser- oder Dauerwelle machen lassen et cetera.
Tabus und die mangelnde Bildung
Gesellschaftlich etablierte Tabus und fehlende oder nicht ausreichende Bildung können Ursachen sein. Aufgrund fehlender Bildung glauben 48 % der Mädchen im Iran, 10 % in Indien und 7 % in Afghanistan, dass die Menstruation eine Krankheit ist und 51 % der Mädchen in Afghanistan und 82 % in Malawi kannten ihre Periode vor der Menarche nicht (erste Periode).[3]
Die Hälfte der befragten Mädchen in einer irischen Studie fand die Schule nicht hilfreich bei der Bereitstellung von Informationen über die Menstruation.[4]
Folgen
Die Folgen variieren und können sowohl psychischer, ökologischer als auch sozialer Natur sein.
Mögliche Folgen sind:
- psychische Probleme
- Erhöhung der Gefahr von sexuellen Übergriffen, da Frauen, die sich mit ihrem Körper unwohl fühlen, im Schnitt weniger sexuell selbstbestimmt sind[5]
- Verstärkung der geschlechtsspezifischen Diskriminierung und Verewigung der Vorstellung, dass menstruierende Frauen und Mädchen unrein sind[6]
- Mehrkosten durch nicht fachgerechter Entsorgung von Menstruationsprodukten. Eine Umfrage unter Jugendlichen zeigte: 83 % der Mädchen werfen Monatshygieneprodukte nach Gebrauch in die Toilette. Auf die Frage, warum sie dies täten, antworteten fast 20 %, dass es keinen Mülleimer direkt neben der Toilette gäbe und 25 %, dass ihnen die Entsorgung in Mülleimern außerhalb des WCs peinlich wäre. Eine weitere Umfrage ergab, dass jede 6. erwachsene Frau ihre Monatshygiene teilweise oder immer über die Toilette entsorgt. Die Entsorgung von Menstruationsprodukten in der Toilette kann nicht nur zur Verstopfung der Kanäle führen, sondern ist auch für die Kläranlagen eine Herausforderung, da der Müll entfernt und verbrannt werden muss. All das verursacht Kosten für das Gemeinwesen und neben den Belastungen der Abwassersysteme können Gewässer zusätzlich durch kleine Plastikteilchen, welche u. a. in vielen konventionellen Monatshygieneprodukten enthalten sein können, verunreinigt werden.[2][7]
- Menstruationstabus können Frauen und Mädchen davon abhalten, Wasser zu berühren oder zu kochen, religiöse Zeremonien beizuwohnen oder sich an Gemeinschaftsaktivitäten zu beteiligen. Diese Tabus verstärken die geschlechtsspezifische Diskriminierung und verewigen die Vorstellung, dass menstruierende Frauen und Mädchen unrein sind.[8]
- Mädchen verpassen Unterricht wenn sie aufgrund ihrer Menstruation nicht in die Schule gehen[3] In Afrika nimmt beispielsweise im Schnitt eines von zehn Mädchen nicht am Schulunterricht teil, da sie keinen Zugang zu Hygieneprodukten haben oder es keine sicheren, privaten und hygienischen Toiletten in der Schule gibt.[9]
Siehe auch
Weblinks
- Bericht über den Umgang mit Menstruation in UK und anderen Ländern von plan international: https://plan-uk.org/file/plan-uk-break-the-barriers-report-032018pdf/download?token=Fs-HYP3v
- Artikel im Spiegel über period shame: https://www.spiegel.de/panorama/period-shame-warum-schaemen-wir-uns-fuer-unsere-menstruation-a-f036c8e4-660e-4894-bb7a-2573762fc4f8
Einzelnachweise
- Period shame, misinformation linked to serious human rights concerns. Abgerufen am 28. April 2021 (englisch).
- READY FOR RED Deine interaktive Lernplattform zu Menstruation, Zyklus & Co. Abgerufen am 28. April 2021 (deutsch).
- Switchboard: +44300 777 9777 Plan International UK Finsgate, 5-7 Cranwood Street London, Ec1v 9lh Uk: Break the Barriers: our Menstrual Manifesto. 8. März 2018, abgerufen am 28. April 2021 (englisch).
- We Need To Talk. Period. Abgerufen am 28. April 2021.
- Deborah Schooler, L. Monique Ward, Ann Merriwether and Allison S. Caruthers: Cycles of Shame: Menstrual Shame, Body Shame, and Sexual Decision-Making. In: The Journal of Sex Research. Taylor & Francis, Ltd., November 2005, abgerufen am 28. April 2021 (englisch).
- Period shame, misinformation linked to serious human rights concerns. Abgerufen am 28. April 2021 (englisch).
- erdbeerwoche-Menstruations-Umfrage. In: Erdbeerwoche. Abgerufen am 28. April 2021 (deutsch).
- Period shame, misinformation linked to serious human rights concerns. Abgerufen am 28. April 2021 (englisch).
- UNESCO: Puberty education & menstrual hygiene management. In: In: UNESCO Frankreich (Hrsg.): Good policy and practice in HIV & AIDS and education. Paris 2014, ISBN 978-92-3100011-9, S. 58.