Melchior Inchofer
Melchior Inchofer (* 1584 in Wien; † 28. September 1648 in Mailand) war ein Jesuit und katholischer Theologe.
Er erstellte für den Prozess gegen Galileo Galilei im Jahr 1633 das Gutachten Tractatus syllepticus, das den Vorwurf untermauern sollte, der Heliozentrismus des Astronomen stehe im Gegensatz zu Schriftaussagen.
Unter dem Pseudonym Lucius Cornelius erschien 1646 eine utopisch-satirische Schrift mit dem Titel LVCII CORNELII EVROPAEI MONARCHIA SOLIPSORUM. Ziel der Satire war der Orden der Jesuiten, mit deren lateinischem Namen Societas Iesu schon im Titel gespielt wurde, indem das Ordenskürzel SI (heute SJ) zu Monarchia Solipsorum aufgelöst wurde, was sich mit Königreich der Selbst-Sonnen übersetzen lässt. Das Werk fand so großen Anklang, das es schon kurz nach Erscheinen u. a. ins Französische, Italienische und Deutsche übersetzt wurde. Inchofer geriet schon bald in Verdacht der Verfasser der Satire zu sein und wurde daraufhin entführt. Auf Intervention des Papstes Urban VIII. beim Jesuitengeneral wurde Inchofer wieder in das deutsche Kolleg in Rom zurückgebracht. Die Autorenschaft Inchofers war immer wieder umstritten, als möglicher Verfasser galt auch der Exjesuit Julius Clemens Scotti.[1]
Werke
- Tractatus syllepticus. (Digitalisat)
- LVCII CORNELII EVROPAEI MONARCHIA SOLIPSORUM Ad Virum Clarissimum LEONEM ALLATIVUM. Venedig 1645.
- La Monarchie des Solipses, traduite de l'original latin de Melchior Inchofer, de la Compagnie des Jesus. Chez Herman Uytwerf, Amsterdam 1754.
Literatur
- Richard J. Blackwell: Behind the Scenes at Galileo’s Trial. Including the First English Translation of Melchior Inchofer’s Tractatus syllepticus, Notre Dame: University of Notre Dame Press, 2006.
- Franz Heinrich Reusch: Inchofer, Melchior. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 64 f.