Meister des Talheimer Altars

Als Meister d​es Talheimer Altars (oder a​uch Meister d​er Talheimer Retabelfügel[1]) w​ird der namentlich n​icht bekannte Künstler bezeichnet, d​er um 1518 Bilder a​uf Flügel u​nd Predella für e​inen Altar i​n Talheim, e​inem Stadtteil v​on Mössingen, gemalt hat. Es w​ar das Hochzeitsgeschenk d​er Eltern v​on Anna v​on Stetten, d​ie mit d​em ortsansässigen Eberhard v​on Karpfen verheiratet war.[2] Der Altar befindet s​ich seit 1884 i​m Württembergischen Landesmuseum i​n Stuttgart (Inv.Nr. 1956-22). Vornehme Aura u​nd handwerkliche Perfektion dieser Malerei machen d​as Talheimer Retabel z​u einem Hauptwerk d​er spätgotischen Kunst i​n Südwestdeutschland[3].

Meister des Talheimer Altars: Talheimer Retabel, offen; um 1518

Motive des Talheimer Altars

Der Mittelteil d​es Talheimer Altars w​ar wohl e​ine Schreinplastik v​on einem anonymen Ulmer Meister geschnitzt, vermutlich e​in Marienrelief. Die v​om Meister d​es Talheimer Altars d​azu geschaffenen Bilder zeigen a​uf den Außenflügeln Verkündigung a​n Maria u​nd Heimsuchung, a​uf den Innenflügeln Geburt Jesu u​nd Anbetung d​er Könige. Die Predella z​eigt Christus m​it den zwölf Aposteln.

Aspekte einer Interpretation

Die Verkündigungsszene d​es Talheimer Altars z. B. zeichnet s​ich durch e​ine „besonders anschauliche Schilderung d​er Ereignisse“ aus[4]. Die Bilder d​es Altars w​aren in d​er Vorstellung d​es Volkes d​es ausgehenden Mittelalters dargestellt z. B. d​urch den i​m Wasser s​ein Spiegelbild betrachtenden Mensch i​m Bild d​er Geburt, „wahrhaftiges“ Abbild, e​ine Spiegelung e​ines göttlichen u​nd himmlischen Geschehens, e​ine Vorstellung, d​ie Malstil u​nd Perspektivenwahl d​es Meister d​es Altares gekonnt erfassen[5] u​nd in künstlerischer Perfektion u​nd Vision diesen Glauben d​er Zeit v​or der Reformation darstellen.

Identifizierung

Die Bilder d​es Talheimer Altars w​aren ehemals d​em Meister v​on Meßkirch zugeschrieben, b​is eine eigenständige Malweise anerkannt wurde. Eventuell w​aren am Altar mehrere Ulmer Künstler beteiligt[6], vielleicht u​nter der Werkstattleitung d​es Bildschnitzers Niklaus Weckmann.

Einzelnachweise

  1. Anna Moraht-Fromm: Bemerkungen zum Meister der Talheimer Retabelfügel. In: Meisterwerke Massenhaft - Erschienen zur Ausstellung im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart vom 11. Mai- 1. August 1993. Stuttgart 1993, S. 233–243
  2. Digitaler Katalog - Landesmuseum
  3. Landesmuseum Württemberg (Hrsg.): Highlights, www.landesmuseum-stuttgart.de. Online, aufgerufen Jun 2010
  4. S. Lüken: Die Verkündigung an Maria im 15. und frühen 16. Jahrhundert: historische und kunsthistorische Untersuchungen. Göttingen 2000, S. 219
  5. U. Pfister: Visio und Veritas. Augentäuschung als Erkenntnisweg in der nordalpinen Malerei am Übergang von Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit. In: F. Büttner, G. Wimböck: Das Bild als Autorität: die normierende Kraft des Bildes. Münster 2004. S./ 183ff.
  6. Anna Moraht-Fromm: Bemerkungen zum Meister der Talheimer Retabelfügel. In: Meisterwerke Massenhaft - Erschienen zur Ausstellung im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart vom 11. Mai- 1. August 1993. Stuttgart 1993, S. 233–243
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