Meister des Hersbrucker Altars

Als Meister des Hersbrucker Altars oder Meister des Hersbrucker Hochaltars wird der vermutlich aus Bamberg stammende spätgotische Maler bezeichnet, der um 1480 die Malereien zum Hochaltar der Hersbrucker Stadtpfarrkirche geschaffen hat.

Der Hersbrucker Altar

Um einen reich geschnitzten Mittelteil mit vier Figuren von Kirchenvätern zeigen die von dem namentlich nicht bekannten Künstler gemalten Flügelbilder auf ihren Innen- und Außenseiten in zwei großen Darstellungen die Geburt Christi und den Tod der Maria sowie acht kleinere Darstellungen aus der Passion und vier aus dem Marienleben.

Der Altar befand sich in neuerer Zeit im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg und ist seit 1961 wieder in der Stadtkirche St. Marien in Hersbruck zu sehen.

Der Hersbrucker Hochaltar und die Bildsprache seines Meisters werden gerne wegen gekonnter noch spätgotischer Symbolik beispielsweise in der Darstellung von Tieren wie sanfte Taube, aggressiver Hund[1][2] oder lichtsuchende Eidechse[3] zitiert. Dabei zeigt das Werk des Meisters trotz im Vergleich zu anderen gotischen Malern detailgetreuer Wiedergabe beispielsweise von Landschaft oder Möbelstücken, wie man sie bei den neueren Werken aus den Niederlanden seiner Zeit findet, noch wenig Anzeichen eines größeren Einflusses der Kunst der italienischen Renaissance.[4] Der Meister nutzt noch wenig deren typische Einbeziehung von Architektur in das Gesamtbild.

Stil

Der Meister des Hersbrucker Altars war jedoch durch zeitgenössische Malerei der Niederlande beeinflusst. Er hat dann durch sein Werk den aus dieser Region kommenden realistischen neuen Stil an nachfolgende Maler in Franken weitergegeben. Dem Meister wird großer Einfluss auf die Entwicklung der Malerei in Bamberg zugeschrieben und geschäftlich sehr erfolgreiche Künstler wie Paul Lautensack in Bamberg und dann Jan Polack in München sind seinem Stil nachgefolgt.[4][5]

Identifizierung

Es wurde vorgeschlagen, den Meister des Hersbrucker Hochaltars mit dem Maler Michael Wolgemut aus Nürnberg in Verbindung zu bringen.[6] Da bei vier Bildern eines Außenflügels des Hersbrucker Altars die Hand eines Gehilfen erkennbar ist, wurde Wohlgemut auch manchmal als Hauptmeister des Altars[7] und der Meister als sein Gehilfe gesehen. Diese These wird in der Fachwelt meist nicht mehr weiter unterstützt und der Meister des Hersbrucker Altars wird als eigenständige Künstlerpersönlichkeit und Schöpfer des Großteils des Altars gesehen.

Es kann aber vermutet werden, dass der Meister mit der Werkstatt von Wolfgang Katzheimer in Bamberg in Verbindung stand.

Weitere Werke

Als vom Meister des Hersbrucker Altars und aus der Werkstatt von Wolfgang Katzheimer kommend wird ein Bild des heiligen Wolfgang in Karlsruhe ausgezeichnet. Dem Meister werden dann weiter die malerische Gestaltung der Flügel eines heute auf München, Nürnberg und St.Florian aufgeteilten Schnitzaltars sowie eine Kreuztragung im Kunstmuseum Basel[8] zugeschrieben. Auch das Gemälde der Beweinung Christi, Epitaph für die 1482 verstorbene Adelheid Tucher, heute im Nürnberger Museum Tucherschloss, soll aus seiner Hand stammen. Das Bild zeigt eine topografisch erstaunlich präzise spätgotische Ansicht der Stadt Jerusalem.[9]

Literatur

Einzelnachweise

  1. beispielsweise J. Marrow: Circumdederunt me canes multi: Christ’s Tormentors in Northern European Art of the Late Middle Ages and Early Renaissance. In: The Art Bulletin 59/2 (1977), s. 167–181
  2. ebenso M. Kupfer: The Passion Story: From Visual Representation to Social Drama. Pennsylvania 2008.
  3. V. Tolle, P. Weis, U. Fickel: Tiere im mittelalterlichen Hersbruck. Ein historischer Stadtrundgang (Beitrag zum Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte 2000/01). Hersbruck 2001 gymnasium-hersbruck.de (Eigenverlag, PDF; 4,3 MB).
  4. S. Lüken: Die Verkündigung an Maria im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Göttingen 2000.
  5. A.Langer: Polack, Jan. In: Neue Deutsche Biographie. 20 (2001), S. 593.
  6. W. von Seidlitz: Wolgemut, Michel. In: Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Allgemeine Deutsche Biographie. Band 55, München 1910, S. 118–122.
  7. H. Bergner: Handbuch der Kirchlichen Altertuemer in Deutschland. Leipzig 1905.
  8. Kunstmuseum Basel, Inv. 1261 Depositum der Prof. J. J. Bachofen-Burckhardt-Stiftung 1921.
  9. Reiner Haussherr: Spätgotische Ansichten der Stadt Jerusalem (Oder: War der Hausruchmeister in Jerusalem?) In: Jahrbuch der Berliner Museen. Band 29/30, 1987/88, S. 47–70.
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