Mehrspuren-Turingmaschine

Eine Mehrspuren-Turingmaschine (englisch Multi-track Turing machine) i​st eine abstrakte Maschine i​n der theoretischen Informatik u​nd eine Erweiterung d​er klassischen Turingmaschine.

3 Spuren-Turing-Maschine

Die Mehrspuren-Turingmaschine verfügt über e​in Speicherband m​it mehreren Spuren, d. h., p​ro Feld können mehrere Symbole ausgelesen werden, a​ber nur e​inen Lese- u​nd Schreibkopf. Dieser Schreibkopf liest/schreibt i​mmer alle Spuren e​ines Feldes a​m Band u​nd bewegt s​ich dann für a​lle Spuren synchron (ein wesentlicher Unterschied z​u Mehrband-Turingmaschinen). Ansonsten verhalten s​ich Mehrspuren-Turingmaschinen g​enau so w​ie klassische Turingmaschinen.

Eine Mehrspuren-Turingmaschine mit nur einem Band entspricht genau der klassischen Turingmaschine und jede Mehrspuren-Turingmaschine kann durch eine klassische Turingmaschine (mit nur einem Band) simuliert werden. Die beiden Maschinenmodelle sind also bezüglich der Berechenbarkeit von Funktionen äquivalent, d. h., beide Modelle können die gleichen Funktionen berechnen.

Formale Definition

Formal kann eine (deterministische) k-Spuren Turingmaschine als Tupel dargestellt werden.

  • ist die endliche Zustandsmenge.
  • ist das endliche Eingabealphabet.
  • ist das endliche Bandalphabet und es gilt .
  • ist die (partielle) Überführungsfunktion.
  • ist der Anfangszustand.
  • steht für das leere Feld (Blank).
  • die Menge der Endzustände.

Die Definition unterscheidet sich von der einer klassischen Turingmaschine (oder auch einer Mehrband-Turingmaschine) nur in der Definition der Überführungsfunktion. Die partielle Überführungsfunktion liefert zu einem Zustand und den k aus einem Feld gelesenen Bandsymbolen (i) den nächsten Zustand, (ii) k Bandsymbole das in das aktuelle Feld geschrieben werden, und (iii) die Bewegungsrichtung des Lese-Schreib-Kopf (L … ein Feld nach links, N … nicht bewegen, R … ein Feld nach rechts). Im Kontrast zur klassischen Turingmaschine werden k Symbole statt nur einem Symbol gelesen und geschrieben. Der Unterschied zur Mehrband-Turingmaschine besteht darin, dass nur eine Bewegungsrichtung für den Lese-Schreib-Kopf festlegt, während bei Mehrband-Turingmaschinen k Bewegungsrichtungen festlegt (eine für jeden Lese-Schreib-Kopf).

Um eine nichtdeterministische Variante der k-Spuren Turingmaschine zu definieren, ersetzt man die Überführungsfunktion durch eine Übergangsrelation :

Beispiel

Das folgende Beispiel ist eine 3 Spuren Turingmaschine, die 2 gleich lange Binärzahlen addiert. Dabei sind zu Beginn die zwei gegebenen Zahlen in den ersten beiden Spuren gespeichert und die Ausgabe wird in die dritte Spur gespeichert.

Die Überführungsfunktion definieren wir schrittweise. Im Zustand bewegt sich die Maschine an das rechte Ende der Eingabe. Wenn die Maschine den Zustand verlassen hat, steht der Lese-Schreib-Kopf auf der letzten Ziffer der Eingabe.

aktueller
Zustand
geles.
Symbol
  schr.
Symbol
neuer
Zustand
Kopf-
richtung
00b00bR
01b01bR
10b10bR
11b11bR
bbbbbbL

Für die eigentlich Addition werden die zwei Zustände und verwendet. Hier entspricht der Addition an der aktuellen Stelle ohne Übertragsbit aus dem vorherigen Schritt und der Addition mit einem Übertragsbit aus dem letzten Schritt. Wir definieren schließlich noch für und .

aktueller
Zustand
geles.
Symbol
  schr.
Symbol
neuer
Zustand
Kopf-
richtung
00b000L
01b011L
10b101L
11b110L
bbbbbbR
aktueller
Zustand
geles.
Symbol
  schr.
Symbol
neuer
Zustand
Kopf-
richtung
00b001L
01b010L
10b100L
11b111L
bbbbb1N

Wir betrachten a​ls Beispiel d​ie Addition v​on 0011 u​nd 1010

SchrittZust.Band-Spuren
1 b0011b
b1010b
bbbbbb
2 b0011b
b1010b
bbbbbb
3 b0011b
b1010b
bbbbbb
4 b0011b
b1010b
bbbbbb
5 b0011b
b1010b
bbbbbb
6 b0011b
b1010b
bbbbbb
SchrittZust.Band-Spuren
7 b0011b
b1010b
bbbb1b
8 b0011b
b1010b
bbb01b
9 b0011b
b1010b
bb101b
10 b0011b
b1010b
b1101b
hält b0011b
b1010b
b1101b

Simulation durch eine klassische Turingmaschine

Jede k-Spuren-Turingmaschine kann durch ein Turingmaschine simuliert werden. Dabei bleiben die Zustände der Maschine unverändert, aber für die klassische Turingmaschine wird ein größeres Bandalphabet zu verwenden sein, das (1) alle k-Tupel über Gamma und (2) das Eingabealphabet enthält. Die Überführungsfunktion oder Übergangsrelation wird eigentlich unverändert übernommen werden, muss aber auf erweitert werden. Ein Symbol wird in der konstruierten Turingmaschine wie das k-Tupel behandelt. Als Blanksymbol der Turingmaschine M fungiert das k-Tupel das nur Blanksymbole enthält. Formal kann das wie folgt ausgedrückt werden:

  • Für gilt genau dann, wenn
  • Für gilt genau dann, wenn

Literatur

  • Ingo Wegener: Theoretische Informatik. Eine algorithmenorientierte Einführung. B.G. Teubner, Stuttgart, ISBN 3-519-02123-4, 2. Turingmaschinen, Churchsche These und Entscheidbarkeit.
  • Thomas A. Sudkamp: Languages and Machines. An Introduction to the Theory of Computer Science. Second edition Auflage. Addison-Wesley, 1998, ISBN 0-201-82136-2, 9.4. Multitrack Machines.
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