Mehrfamilienhäuser Doldertal
Die Mehrfamilienhäuser Doldertal sind eine Wohnhausanlage der Architekten Alfred und Emil Roth mit Marcel Breuer aus den Jahren 1935/36. Sie stehen am Hang des Adlisbergs hoch über Zürich im Doldertal genannten Abschnitt des Wolfbachtobels.
Baubeschreibung
Zwei gleichartige, jeweils dreigeschossige Stahlskelettbauten beherbergen je eine grosse Wohnung in den beiden Hauptgeschossen. Das quaderförmige Hauptvolumen des Baukörpers mit den Wohn- und Schlafräumen wird zum Wolfbach hin jeweils mit einem prismatischen Baukörper erweitert, der Treppenhaus, Küche und den Balkon enthält. Das zurückgesetzte Dachgeschoss mit je zwei Dachateliers ergänzt die Baumassen skulptural. Im talwärts ebenerdigen Untergeschoss liegen neben dem Eingang die beiden Garagen.
Lage und Baugeschichte
Das Doldertal ist einer der vielen Tobel, die sich tief in die von eiszeitlichen Gletschern glattgeschliffenen Moränenhügel östlich des Zürichsees eingeschnitten haben. In dem in den dreissiger Jahren noblen Vorort Hottingen hatte Sigfried Giedion, später Professor der Architekturtheorie und Doyen und Wegbereiter des Neuen Bauens, oberhalb seiner Villa eine lang geschnittene Wiese zur Verfügung, die er gerne mit Wohnungen für den gehobenen Mittelstand bebauen lassen wollte.
Dafür stellte er 1932 oder Anfang 1933 zunächst den Architekten Alfred Roth mit seinem Cousin Emil, die er beide von der Werkbundsiedlung Neubühl her kannte, das Grundstück zu Bauzwecken zur Verfügung, wie er das nannte.[1] Das hiess, dass die Finanzierung ungeklärt war. Im Juli 1933 schlug er vor, Marcel Breuer hinzuzuziehen, der ein häufiger Gast des Hauses war. Breuer, der für den Ausbau des Zürcher und Basler Ladens der Wohnbedarf AG verantwortlich gewesen war, hatte aus dem gerade nationalsozialistisch gewordenen Berlin einen Hilferuf nach Zürich geschrieben.
Neben dem Wunsch, ein Exempel für den von ihm propagierten Wohnstil zu schaffen, spielten auch finanzielle Gesichtspunkte für den damals von seinem Vermögen lebenden Privatgelehrten eine Rolle. Gut beschreibt dieses Dilemma eine briefliche Notiz des Bauherrn an die Architekten vom März 1933:
„Das Grundstück stellt für mich einen Vermögenswert dar, den ich in allernächster Zeit realisieren muss, sei es durch Verkauf oder durch Bebauung.
Bei dreimaliger Durcharbeitung des Projekts wurde die Ausnützung des Grundstücks jedesmal reduziert. Sie hat die letzte noch tragbare Grenze erreicht, sodass ich auf Verwertung der Dachflächen nicht verzichten kann. Andererseits fällt es mir nicht ein, Häuser mit steilen Dächern zu bauen oder sonstige Camouflage zu betreiben mit Hilfe deren eine bekanntlich weitaus grössere Ausnützung des ‚Dachausbaues‘ von den Behörden glatt bewilligt würde.“[2]
Literatur
- Christa Zeller: Schweizer Architekturführer; Band 1: Nordost- und Zentralschweiz. Zürich: Werk Verlag 1996. ISBN 3-909145-11-6
- Florian Adler, Hans Girsberger, Olinde Riege (HG.): Architekturführer Schweiz. Zürich: Les Editions d'Architecture Artemis erw. Neuausgabe 1978, ISBN 3-7608-8004-5
- Arthur Rüegg: Die Doldertalhäuser. Ein Hauptwerk des Neuen Bauens in Zürich. Zürich: gta Verlag 1996, ISBN 978-3-85676-070-0
Einzelnachweise
- abklärung betreffend die bauten im doldertal, in: Rüegg S. 32
- Privatarchiv A. Roth, in: Rüegg S. 35