Maurus von Salerno

Maurus v​on Salerno (* u​m 1130 i​n Süditalien, wahrscheinlich Kalabrien; † 1214 i​n Salerno) w​ar ein italienischer Arzt u​nd medizinischer Schriftsteller. Als Hochschullehrer w​ar er e​iner der berühmtesten Ärzte d​er Medizinschule v​on Salerno.

Er stammte a​us einer wohlangesehenen Familie a​us Süditalien. Sein Schüler Gilles d​e Corbeil bezeichnet i​hn in seinem „de laudibus compositorium“ a​ls „Landsmann“ v​on Urso v​on Kalabrien, w​as darauf schließen lässt, d​ass Maurus ebenfalls a​us Kalabrien stammte.

Er studierte an der Schule von Salerno etwa zwischen 1150 und 1160 bei Matthaeus Platearius († 1161) und Petrus Musandinus, dem Schüler und Nachfolger von Bartholomäus von Salerno und lehrte in leitender Funktion Medizin an der Schule von Salerno von etwa 1165 bis etwa 1200. In seinem Werk Phlebotomia (bzw. De Flebotomia[1]) nahm er eine Bearbeitung des als Phlebotomia Hippocratis bezeichneten, im Textkern bis ins 8. Jahrhundert zurückgehenden und im Mittelalter weitverbreiteten pseudo-hippokratischen Aderlass-Traktats[2] auf, mit der er auch die Blutschau (Krankheitsprognose und -diagnose aus dem Blut) als Standardmethode in die Medizin einführte. Seine Bearbeitung wurde auch in deutschsprachigen Texten (etwa im ‚Arzneibuch‘ des Ortolf von Baierland und im sogenannten ‚Oberdeutschen Aderlaßbüchel‘) des Spätmittelalters überliefert.[3] Seine um 1160 am Golf von Neapel entwickelte Harnlehre, die Regulae urinarum, befasst sich als Harnregionenlehre vor allem mit der Harnschau und wurde ab 1180 (in Thüringen oder Meißen) ins Deutsche übersetzt. Übersetzungen in weitere Sprachen und Rückübersetzungen ins Lateinische folgten.[4][5]

Literatur

  • Morris H. Saffron: Maurus of Salerno. Philadelphia 1972 (= Transactions of the American Philosophical Society. Neue Folge 62, 1).
  • Faith Wallis: Maurus of Salerno. In: Thomas F. Glick, Steven John Livesey, Faith Wallis: Medieval science, technology, and medicine: an encyclopedia. Routledge Chapman & Hall, New York u. a. 2005, ISBN 0-415-96930-1, S. 334. (englisch)
  • Gundolf Keil: Maurus von Salerno. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 897 f.

Einzelnachweise

  1. Rudolf Buerschaper: Ein bisher unbekannter Aderlaßtraktat des Salernitaner Arztes Maurus: »De Flebotomia«. Med. Dissertation Leipzig 1919.
  2. Gundolf Keil: ‚Phlebotomia Hippocratis‘. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1154 f.
  3. Friedrich Lenhardt: Hämatoskopie-Traktate (Blutschau-Traktate). In: Burghart Wachinger u. a. (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2., völlig neu bearbeitete Auflage, Band 3. De Gruyter, Berlin/ New York 1981, ISBN 3-11-007264-5, Sp. 422–425.
  4. Friedrich v. Zglinicki: Die Uroskopie in der bildenden Kunst. Eine kunst- und medizinhistorische Untersuchung über die Harnschau. Ernst Giebeler, Darmstadt 1982, ISBN 3-921956-24-2, S. 23 f.
  5. Gundolf Keil: Der anatomei-Begriff in der Paracelsischen Krankheitslehre. Mit einem wirkungsgeschichtlichen Ausblick auf Samuel Hahnemann. In: Hartmut Boockmann, Bernd Moeller, Karl Stackmann (Hrsg.): Lebenslehren und Weltentwürfe im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Politik – Bildung – Naturkunde – Theologie. Bericht über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters 1983 bis 1987 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen: philologisch-historische Klasse. Folge III, Nr. 179). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1989, ISBN 3-525-82463-7, S. 336–351, hier: S. 343.
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