Mattonen
Die Familie der Mattonen war ein ostfränkisches, frühmittelalterliches Adelsgeschlecht. Nachgewiesen ist ihre Familie vom 8. Jahrhundert bis zum Jahr 926, wobei einige fränkische Adelsgeschlechter des Hochmittelalters, wie die Grafen zu Castell und die Herren von Rothenburg, zu den kognatischen Nachkommen der Mattonen gezählt werden.
Geschichte
Der Ursprung der Mattonen liegt im Dunkeln. Gesichert ist, dass sie Teil des merowingischen „Reichsdienstadels“ waren und Vorgänger der Mattonen bereits im 5. Jahrhundert überliefert sind. Durch die ostfränkischen Eroberungszüge der Merowinger und später der Karolinger stiegen die mit ihnen reisenden Vorfahren der Mattonen zu sogenannten „maiores natu“ (lat. Geburtsadel) auf. Begütert war ihre Familie vor allem im Grabfeld sowie in mehreren Gauen, die heute von den bayerischen Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken eingenommen werden.[1]
Im 7. Jahrhundert kam es zu einer Linienspaltung, durch die die Alwalahonen und die Mattonen im weiteren Sinne entstanden. Die Zweitgenannten spalteten sich wiederum in drei Linien, wovon die erste, die sogenannte huntolfische Linie, benannt nach dem Stammvater Huntolf, ihre gesamten Besitzungen an die Abtei Fulda vererbte. Die zweite Linie starb bald aus und vermachte ihren Besitz an den dritten Teil der Familie. Diesem stand Matto der Ältere vor, der nun die Mattonen im engeren Sinne begründete und dem Geschlecht auch den Namen gab.[2]
Die schwerttragende Familie der Mattonen verfügte über erheblichen Grundbesitz und erhielt vom König Land und Leute zu Lehen. Im Gegenzug leisteten ihre Mitglieder gehobenen politischen Dienst. So besetzten Teile ihrer Familie Bischofsstühle und stifteten Klöster in den gerade erst missionierten Gebieten Ostfrankens. Von Matto dem Älteren und seiner Frau Hadaburg sind allerdings außer Einfirst-Mattenzell keine solchen Handlungen überliefert; der Bruder Mattos, Megingaud der Ältere, war jedoch zweiter Bischof von Würzburg.
Die Kinder Mattos, Matto der Jüngere, Megingaud der Jüngere, Juliana sowie eventuell Hruadlaug und Megina, taten sich durch Klosterstiftungen hervor. So gehen die Konvente von Wenkheim, Megingaudshausen, Neustadt am Main und das Frauenkloster in Schwarzach am Main auf die Familie zurück. Im 8. Jahrhundert, 776 und 796, schenkten die Geschwister Wenkheim an die Bonifatiusabtei in Fulda, 788 schenkten sie auch Einfirst-Mattenzell und eine größere Anzahl von Dörfern an Fulda.[3][4]
Im Jahr 816 stiftete Megingaud der Jüngere zusammen mit seiner Frau Imma Megingaudshausen (wohl Unterlaimbach[5]) im Steigerwald, das zur Vorgängerabtei des Klosters Münsterschwarzach werden sollte. Am Main selbst residierten derweil Nonnen im Frauenkloster Schwarzach. Dieses Kloster ging auf eine Gründung durch die Mattonen zurück, die ihren zweitgeborenen Töchtern eine Versorgung sichern wollten. Fastrada, die vierte Frau Karls des Großen, die ebenfalls zu den Mattonen gezählt wurde, baute das Kloster weiter aus.[6]
Letzter Vertreter der Familie war wohl der Kommendatarabt und Bischof von Freising, Dracholf, der im Jahr 926 starb. In der Forschung vermutet man außerdem kognatische Verbindungen zu hochmittelalterlichen Adelsgeschlechtern wie den Grafen von Castell und den Herren von Rothenburg, diese sind jedoch durch genealogische Verbindungen nicht nachzuweisen. Sie beruhen lediglich auf Gütern, die ursprünglich in den Händen der Mattonen waren und einige Jahrhunderte später bei den obengenannten Geschlechtern zu finden sind.[7]
Personen
Nur Teile der Stammliste lassen sich rekonstruieren.
- A1. Megingaud der Ältere (auch Megingaud von Würzburg, Megingoz; * 710; † 783), Bischof von Würzburg
- A2. Hruadlaug, evtl. Äbtissin von Frauenschwarzach
- A3. Matto der Ältere (auch Manto, Macco) ∞ Hadaburg
- B1. Matto der Jüngere
- B2. Megingaud der Jüngere ∞ Imma (auch Ymna)
- C1. Arnold
- C2. Marquard[8]
- B3. Juliana (belegt 789–794), evtl. Äbtissin von Frauenschwarzach
- B4. Megina
Des Weiteren werden folgende Personen zum Geschlecht der Mattonen gerechnet:
- Radolf (belegt im 8. Jahrhundert)
- Hadeloga († 750), Äbtissin des Klosters Kitzingen, Heilige
- Fastrada (* um 765; † 794), Ehefrau Karls des Großen
- Gumbert (* 8. Jahrhundert; † 795), Bischof von Würzburg, Abt von Kloster Ansbach
- Blutenda (auch Blittrud) († 17. April 851), Äbtissin des Frauenklosters Münsterschwarzach
- Arn (* vor 855; † 13. Juli 892), Bischof von Würzburg[9]
- Dracholf (auch Traghülf; † 926), Bischof von Freising, Kommendatarabt von Münsterschwarzach
Wappen
Ein echtes Familienwappen existiert für die Mattonen nicht. Grund hierfür ist, dass sich erst im 12. Jahrhundert Schildwappen entwickelten, die ihre Träger unterscheiden sollten. Trotzdem wurde durch spätere Zuschreibungen ein Wappen überliefert. So weist eine Darstellung des 18. Jahrhunderts Megingaud dieses Wappen zu, ebenso ist es als Element des Klosterwappens von Münsterschwarzach zu finden.
Beschreibung: In Blau ein hersehender, goldener Löwenkopf, im Maul einen erniedrigten goldenen Sparren haltend.
Literatur
- Franziskus Büll: Das Monasterium Suuarzaha. Ein Beitrag zur Geschichte des Frauenklosters Münsterschwarzach von 788(?) bis 877(?). Münsterschwarzach 1992.
- Franziskus Büll: Die Grafen von Castell - Nachkommen der Mattonen? Ein Beitrag zur Frühgeschichte des Hauses Castell und des Klosters Münsterschwarzach. In: Alfred Wendehorst (Hrsg.): Das Land zwischen Main und Steigerwald im Mittelalter. Die auf dem Symposium in Castell vom 5. bis 7. September 1996 gehaltenen Vorträge. Erlanger Forschungen. Reihe A Geisteswissenschaften. Erlangen 1998. S. 185–232.
- Theodor J. Scherg: Das Grafengeschlecht der Mattonen und seine religiösen Stiftungen in Franken, vornehmlich Megingaudshausen im Steigerwald und Schwarzach am Main. Brünn 1909.
- Gabriel Vogt: Zur Frühgeschichte der Abtei Münsterschwarzach (= Sonderdruck aus Mainfränkisches Jahrbuch 32/1980). Volkach 1980.
Einzelnachweise
- Büll, Franziskus: Die Grafen von Castell - Nachkommen der Mattonen? S. 187 f.
- Scherg, Theodor: Das Grafengeschlecht der Mattonen. S. 5.
- Scherg, Theodor: Das Grafengeschlecht der Mattonen. S. 6.
- Directorium Diplomaticum ……, Ersten Bandes I. Heft, Hahn, Altenburg, 1820, S. 7
- Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt a.d. Aisch 1950, S. 71 (nach einem Brand „817 nach Schwarzach am Main verlegt“)
- Vgl. Franziskus Büll: Das Monasterium Suuarzaha.
- Vgl. Franziskus Büll: Die Grafen von Castell – Nachkommen der Mattonen? S. 195–215.
- Franziskus Büll: Die Grafen von Castell - Nachkommen der Mattonen? S. 208.
- Gabriel Vogt: Zur Frühgeschichte der Abtei Münsterschwarzach. S. 10.