Martin Wentz
Martin Wentz (* 28. Februar 1945 in Halle (Saale)) ist ein deutscher ehemaliger SPD-Politiker, Physiker, Stadtplaner und Honorarprofessor für Stadtplanung.[1] Er war von 1978 bis 2001 in der Frankfurter Stadtpolitik tätig, zuletzt als Planungsdezernent und Baudezernent. Seit 2016 ist er Träger der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt.[2]
Biografie
Martin Wentz absolvierte das Abitur 1965 am Freiherr-von-Stein-Gymnasium. Anschließend studierte er von 1965 bis 1970 Physik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und erlangte seinen Abschluss als Diplom-Physiker. 1974 wurde er am Institut für angewandte Physik promoviert.[3]
Nach seiner Ausbildung arbeitete Martin Wentz von 1974 bis 1983 im Bereich Medizin Physik am Institut für Biophysik der Goethe-Universität, ab 1983 als Freier Journalist. Dabei bezogen sich seine Artikel vornehmlich zu Themen der Energie- und Umweltpolitik. 1985 wurde er Mitarbeiter der Hessischen Staatskanzlei und ab 1987 bei der Hessischen Landesanstalt für Umwelt. 1989 wurde er zum Stadtrat und Planungsdezernenten der Stadt Frankfurt am Main gewählt. Am 8. März 2000 übernahm er das Baudezernat der Stadt. Am 15. Juni 2001 schied er nach Verzicht auf Wiederwahl aus dem Magistrat der Stadt aus. Seit 2001 betreibt Martin Wentz ein Architektur- und Städtebau-Unternehmen in Frankfurt am Main.[3]
Politische Laufbahn
1978 wurde Wentz zum Vorsitzenden der hessischen Jungsozialisten gewählt. Er engagierte sich vornehmlich zu Themen der Energie- und Umweltpolitik, gegen Kernkraftwerke und die Wiederaufarbeitung von radioaktiven Brennstäben sowie bei der Gründung des Hessischen Elternbund e. V. Von 1983 bis 1989 war er Vorsitzender der SPD Frankfurt am Main. Anschließend war er von 1985 bis 1989 Stadtverordneter in Frankfurt am Main. In diesen Funktionen publizierte er zu Themen des sozialen Wandels in der Dienstleistungsgesellschaft und seine Auswirkungen auf die Politik der SPD.
1989 kandidierte Martin Wentz bei den Kommunalwahlen in Hessen. Er gewann mit der SPD 44,8 % der Stimmen und wurde Dezernent für Planung der Stadt Frankfurt am Main. 1995 wurde er für weitere sechs Jahre gewählt. In seiner zweiten Amtszeit wechselte er im Jahr 2000 in das Baudezernat der Stadt Frankfurt am Main und beendete 2001 seine politische Laufbahn.
Lehrtätigkeiten
Martin Wentz unterrichtete von 1974 bis 2015 an verschiedenen Hochschulen und Universitäten. Dazu zählen folgende Lehrtätigkeiten:
- 1974–1983 zweisemestrige Vorlesung und Praktikum, Physik für Mediziner, Universität Frankfurt[4]
- 1983–1985 Lehrauftrag Vorlesung zur Energie- und Umweltpolitik, Fachhochschule Frankfurt am Main
- 1996–2001 Lehrauftrag, zweisemestrige Vorlesung zu städtebaulichen Themen, Universität Kaiserslautern[5]
- 1996–2010 Vorlesungen zur Stadtplanung und Städtebau am Stiftungslehrstuhl Immobilienökonomie der European Business School sowie an der ebs Immobilienakademie
- 2001–2003 Vertretungsprofessur am Institut ORL der Universität Karlsruhe[5]
- 2003–2006 Honorarprofessur für Stadtplanung an der European Business School, Oestrich-Winkel[5]
- 2006–2015 Honorarprofessur für Stadtplanung an der Universität Regensburg sowie IRE|BS (International Real Estate Business School) – Institut für Immobilienwirtschaft[3]
Auszeichnungen und Ehrungen
2016 erhielt Martin Wentz die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main.[6]
Mitgliedschaften in Gremien und Organisationen
- seit 1998 Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung[5]
- seit 2005 Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen[4]
- 1999–2001 Vorsitzender des Bauausschusses des Deutscher Städtetags
- 1999–2019 Vorstand der Gesellschaft der Freunde des Deutschen Architekturmuseums[7]
- seit 2001 Mitglied im Deutschen Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung[8]
- 2000 bis 2010 Stiftungsrat der Stiftung Lebendige Stadt[8]
- 1989–2001 Aufsichtsrat ABG Frankfurt Holding
- 1996–2001 Aufsichtsrat Flughafen AG[9]
- 1989–2001 Aufsichtsrat Messe Frankfurt
- 1996–2001 Aufsichtsrat Mainova
- 1989–2001 Aufsichtsrat Stadtwerke Verkehrsgesellschaft
- Aufsichtsrat Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH
- 1995–2000 Aufsichtsratvorsitzender der Westhafen Entwicklungsgesellschaft
- 1994–2000 Aufsichtsratsvorsitzender Mainufer Projektentwicklungsgesellschaft
- 1995–2000 Aufsichtsratvorsitzender der Rebstock Entwicklungsgesellschaft
- 1993–2000 Aufsichtsrat der Konversionsflächen Entwicklungsgesellschaft (KEG)
- 2002 Gründung des Bürgervereins Alte Stadtbibliothek e.V. zum Wiederaufbau der historischen Stadtbibliothek
- 2009–2019 Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer, Frankfurt am Main[4]
- 2011–2020 Mitglied der Jury des Immobilien Award
- seit 2014 Patron im Frankfurter Patronatsverein für die Städtischen Bühnen
- seit 2018 Gründungsmitglied der Initiative Bürgerstiftung Neue Oper Frankfurt[10]
Publikationen (Auswahl)
- Planen und Handeln für Frankfurt am Main Hrsg. FAAG, Frankfurt 1990
- Stadtplanung in Frankfurt am Main in: Stadtplanung in Frankfurt, Hrsg. M. Wentz, Campus Verlag 1991
- Raum und Zeit in der metropolitanen Entwicklung in: Stadt-Räume, Hrsg. M. Wentz, Campus Verlag 1991
- Sozialer Wandel und Planungskultur in: Planungs-Kulturen, Hrsg. M. Wentz, Campus Verlag 1992
- Stadtentwicklung in den Neunziger Jahren in: Frankfurt am Main – Stadtperspektiven, Hrsg. Becker/Wentz,
- R. Müller Verlag 1992 Wohnen in der Stadt heute in: Wohn-Stadt, Hrsg. M. Wentz, Campus Verlag 1993
- Stadtentwicklungsplanung in: Wohn-Stadt, Hrsg. M. Wentz, Campus Verlag 1993
- Verkehrspolitik in Frankfurt am Main in: Klima-Bündnis-Stadt Frankfurt, Hrsg. Klima-Bündnis e.V. 1994
- Neue Stadtteile in Frankfurt am Main in: Region, Hrsg. M. Wentz, Campus Verlag 1994
- Der Wohnungsbau der Fünfziger Jahre – Ein Rückblick in: Sprung in die Moderne, Hrsg. D. Bartetzko, Campus Verlag 1994
- Sieben Thesen für die Zukunft der Stadt – Rahmenbedingungen und Notwendigkeiten der Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaupolitik im ausgehenden 20. Jahrhundert in: Stadt Statt Rand, Hrsg. D. Christ, Hannover 1995
- Stadträume – Definition und Organisation städtischer Lebensräume in: Rurbanisierung: Abschied von Stadt und Land, Hrsg. E. Holzinger / ÖIR 1995
- Thesen zur Stadt. Sieben Leitlinien zur Planung unserer Städte in: DAM Jahrbuch für Architektur, Prestel Verlag 1995
- Stadt-Entwicklung in: Stadt-Entwicklung, Hrsg. M. Wentz, Campus Verlag 1996
- Neue Stadtteile in: Planung und Entwicklung neuer Stadtteile, Hrsg. Magistrat der Stadt Frankfurt am Main 1997
- Wohnungsbau und Stadtentwicklung in: Neuer Wohnungsbau, Hrsg. M. Wentz, Campus Verlag 1998
- Die Kompakte Stadt in: Die Zukunft des Städtischen – Die kompakte Stadt, Hrsg. M. Wentz, Campus-Verlag 2000
Weblinks
- Literatur von und über Martin Wentz in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Honorarprofessur für Stadtplanung - Universität Regensburg. Abgerufen am 20. Juni 2021.
- Claus-Jürgen Göpfert: Visionär mit Leidenschaft. In: fr.de. Frankfurter Rundschau, 14. Oktober 2016, abgerufen am 17. Juni 2021.
- Prof. Dr. Martin Wentz - Universität Regensburg. Abgerufen am 20. Juni 2021.
- Prof. Dr. Martin Wentz. In: SKYLINE ATLAS. Abgerufen am 13. Juli 2021 (deutsch).
- Karl-Werner Schulte: Immobilienökonomie: Band III: Stadtplanerische Grundlagen. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-486-71440-1 (google.de [abgerufen am 13. Juli 2021]).
- Ehrenplakette | Stadt Frankfurt am Main. Abgerufen am 20. Juni 2021.
- Freunde des DAM | DAM Online. Abgerufen am 20. Juni 2021.
- Kurzvita (PDF)
- Nachfolge für Martin Wentz noch offen: Karel van Miert wird Fraport-Aufsichtsrat. Abgerufen am 13. Juli 2021.
- BÜRGERSTIFTUNG – NEUE OPER FRANKFURT I.G. - Stiftung Neue Oper Frankfurt i. G. Abgerufen am 20. Juni 2021.