Marshall B. Rosenberg
Marshall Bertram[1] Rosenberg (* 6. Oktober 1934 in Canton, Ohio; † 7. Februar 2015 in Albuquerque, New Mexico) war ein US-amerikanischer Psychologe und international tätiger Mediator. Er entwickelte das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation (GFK), englisch Nonviolent Communication (NVC), und gründete das gemeinnützige „Center for Nonviolent Communication“. Rosenberg lebte in Albuquerque, New Mexico, USA.
Leben
Im Jahre 1961 promovierte er als klinischer Psychologe an der University of Wisconsin–Madison. 1966 wurde er zum offiziellen Prüfer in klinischer Psychologie von der amerikanischen Prüfungsbehörde für klinische Psychologen ernannt.
1984 gründete Rosenberg das „Center for Nonviolent Communication“ in Sherman, Texas, um seine Ideen und Ansätze allen Interessierten zugänglich zu machen. Diese Einrichtung ging aus seiner jahrelangen Arbeit hervor, die er mit Bürgerrechtlern in den frühen sechziger Jahren geleistet hat. Mit ihnen hatte er Mediationsprogramme und Trainings zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit durchgeführt, um Gemeinden zu unterstützen, die die Rassentrennung an Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen überwinden wollten.
Er war Mitglied des Ehrenschutzkomitees der Internationalen Koordination für die Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder der Welt (2001–2010).
Leistungen
Rosenberg verstand die Gewaltfreie Kommunikation als eine Methode zur Verbesserung des zwischenmenschlichen Miteinanders. Gelungene Kommunikation und dauerhaft friedliche Beziehungen gelingen nur bei echtem empathischen Kontakt. Er war überzeugt, dass die Art und Weise unseres Sprechens eine entscheidende Rolle bei unserer Fähigkeit spielt, einfühlsam zu bleiben.
Beeinflusst war seine Arbeit u. a. von den Erkenntnissen seines Lehrers Carl Rogers (Humanistische Psychologie) aus der klientenzentrierten Gesprächstherapie und Überlegungen Gandhis zur Gewaltlosigkeit. Er selbst sagte, dass sein Konzept nichts Neues beinhalte, „alles, was in die GFK integriert wurde, ist schon seit Jahrhunderten bekannt. Es geht also darum, uns an etwas zu erinnern, das wir bereits kennen – nämlich daran, wie unsere zwischenmenschliche Kommunikation ursprünglich gedacht war.“[2]
Mehr als drei Jahrzehnte lang bot er seine Seminare überall in der Welt an, sein Konzept wird inzwischen angewandt in Familien, Schulen, in Therapie, Psychotherapie und Beratung, Organisationen und Firmen und bei diplomatischen und geschäftlichen Verhandlungen. Auch in den Krisen- und Kriegsgebieten greift man auf Rosenberg zurück, um gewaltfreie Kommunikation, selbst zwischen verfeindeten Volksgruppen, zu fördern (z. B. in Israel & Palästina). So haben 1994 serbische Pädagoginnen und Psychologen, unterstützt von UNICEF, ein dreibändiges Werk zum Erlernen gewaltfreier Kommunikation nach Rosenbergs Methode für Kindergärten und Schulen entwickelt.
Rosenbergs Ziele waren:
- Auflösung unserer alten Muster von Verteidigung, Rückzug und Angriff;
- Reduzierung von Widerstand, Abwehr und gewalttätigen Reaktionen;
- Förderung der Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Einfühlung und des Wunsches, von Herzen zu geben;
- Lenkung der Aufmerksamkeit in eine Richtung, in der die Wahrscheinlichkeit steigt, das zu bekommen, wonach wir suchen;
- Entdeckung des Potenzials unseres Einfühlungsvermögens durch die Klärung von Beobachtung, Gefühl und Bedürfnis – statt Diagnose und Verurteilungen.[3]
Schriften
- Konflikte lösen durch gewaltfreie Kommunikation. Ein Gespräch mit Gabriele Seils. Herder, Freiburg 2004, ISBN 3-451-05447-7.
- Das Herz gesellschaftlicher Veränderung. Wie Sie Ihre Welt entscheidend umgestalten können. Junfermann, Paderborn 2004, ISBN 978-3-87387-567-8.
- Den Schmerz überwinden, der zwischen uns steht. Junfermann, Paderborn 2005, ISBN 978-3-87387-576-0.
- Kinder einfühlend unterrichten. Erfolg durch gegenseitiges Verständnis. Junfermann, Paderborn 2005, ISBN 978-3-87387-575-3.
- Lebendige Spiritualität. Junfermann, Paderborn 2005, ISBN 978-3-87387-600-2.
- Wie ich dich lieben kann, wenn ich mich selbst liebe. Junfermann, Paderborn 2006, ISBN 978-3-87387-624-8.
- Die Sprache des Friedens sprechen. Junfermann, Paderborn 2006, ISBN 978-3-87387-640-8.
- Erziehung, die das Leben bereichert. Gewaltfreie Kommunikation im Schulalltag. 3. Auflage. Junfermann, Paderborn 2007, ISBN 978-3-87387-566-1.
- Kinder einfühlend ins Leben begleiten. 2. Auflage. Junfermann, Paderborn 2007, ISBN 978-3-87387-573-9.
- Was deine Wut dir sagen will: überraschende Einsichten. 2. Auflage. Junfermann, Paderborn 2007, ISBN 978-3-87387-625-5.
- Das können wir klären! 2. Auflage. Junfermann, Paderborn 2007, ISBN 978-3-87387-568-5.
- Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens. 8. veränd. Auflage. Junfermann, Paderborn 2009, ISBN 978-3-87387-454-1.
- Nonviolent Communication – A Language of Life. 3. Auflage. PuddleDancer Press, Encinitas CA 2015, ISBN 978-1-892005-28-1.
Hörbücher
- Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens. Steinbach sprechende Bücher, Schwäbisch Hall 2007, ISBN 978-3-88698-382-7.
- Konflikte lösen durch gewaltfreie Kommunikation. Ein Gespräch mit Gabriele Seils. Steinbach sprechende Bücher, Schwäbisch Hall 2007, ISBN 978-3-88698-923-2.
- Was deine Wut dir sagen will: Überraschende Einsichten. Steinbach sprechende Bücher, Schwäbisch Hall 2010, ISBN 978-3-86974-032-4.
- Wie ich dich lieben kann, wenn ich mich selbst liebe. Steinbach sprechende Bücher, Schwäbisch Hall 2010, ISBN 978-3-86974-086-7.
- Das können wir klären! Wie man Konflikte friedlich und wirksam lösen kann. Steinbach sprechende Bücher, Schwäbisch Hall 2014, ISBN 978-3-86974-179-6.
Weblinks
- Literatur von und über Marshall B. Rosenberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Interview mit Marshall B. Rosenberg auf peace-counts.org
- Marshall Rosenberg Biografie von Al Weckert
- Ausführliche Marshall Rosenberg Biografie: Kindheit und Jugend 1934-1953
- Barbara Leitner: „Eine Sprache des Herzens“ Deutschlandfunk Kultur Lange Nacht, Beitrag vom 25. Juli 2020
Einzelnachweise
- Autori > Marshall Bertram Rosenberg, macro librarsi.it.
- Gewaltfreie Kommunikation, S. 18
- Gewaltfreie Kommunikation, S. 19