Maroncelli-Pellico-Prozess
Der Maroncelli-Pellico-Prozess (italienisch Processo Pellico-Maroncelli) war ein berühmtes Gerichtsverfahren, das 1821 im Königreich Lombardo-Veneto im österreichischen Kaiserreich gegen Piero Maroncelli (1795–1846), Silvio Pellico (1789–1854) und weitere Angeklagte aus der Gruppe um die Zeitschrift Il Conciliatore (dt.: Der Versöhner) geführt wurde, deren Mitglieder größtenteils wegen ihrer Zugehörigkeit zur Carboneria – d.h. wegen anti-österreichischer Verschwörung – 1820 verhaftet wurden.
Die Vorgeschichte bildet die Verhaftung von Piero Maroncelli am 6. Oktober 1820, nachdem ihm ein kompromittierender Brief an seinen Bruder Francesco abgenommen worden war. Eine Woche später wurde auch Silvio Pellico verhaftet.
Die Untersuchung wurde von Ermittlern wie dem berühmten Antonio Salvotti durchgeführt.[1]
Das Urteil gegen
- 1. Piero Maroncelli, gebürtig aus Forlì;
- 2. Silvio Pellico aus Saluzzo;
- 3. Angelo del fu Giovanni Canova aus Turin;
- 4. Adeodato Ressi aus Cervia;
- 5. Giacomo Alfredo Rezia aus Bellagio,
„imputati i primi tre del delitto di alto tradimento, i due ultimi di correità nel delitto medesimo“ / "die ersten drei angeklagt des Verbrechens des Hochverrats, die letzten beiden der Beihilfe zu demselben Verbrechen",[2] war sehr hart: Todesstrafe für die ersten drei, lebenslange Haft für die anderen, mit Zahlung der Kosten. Urteil vom 6. Dezember 1821.
Aber aufgrund der von Kaiser Franz I. von Österreich unterzeichneten Maßnahme (6. Februar 1822) wurden die Strafen wie folgt reduziert:
- Maroncelli, der offensichtlich als Hauptschuldiger angesehen wurde, wurde zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt;
- für Pellico: harter Kerker für fünfzehn Jahre;
- für Canova und Ressi: harte Haft für fünf Jahre (Ressi war aber in der Zwischenzeit eines natürlichen Todes gestorben);
- für Rezia: drei Jahre lang hartes Gefängnis.
Als Haftorte wurden festgelegt: für Maroncelli und Pellico die Festung Spielberg (Špilberk) zu Brünn (Brno),[3] für Ressi das Gefängnis auf der Insel San Michele von Murano in Venedig und für die anderen die Burg von Ljubljana (Laibach).
Chronologie
- 6. Oktober 1820 Verhaftung von Piero Maroncelli, eine Woche später wurde auch Silvio Pellico verhaftet
- 10. August 1821 beratendes Urteil der Sonderkommission erster Instanz,
- 9. September 1821 beratendes Urteil der ebenfalls gegen die Carbonari-Sekte eingesetzten zweitinstanzlichen Kommission
- 6. Dezember 1821 Beschluss des Königlichen Senats von Lombardei-Venetien des Obersten Gerichtshofs mit Sitz in Verona (Urtel: Todesstrafe für Maroncelli, Pellico und Canova wegen des Verbrechens des Hochverrats)
- 6. Februar 1822 Begnadigung
- 13. Februar 1822 gerichtliches Dekret des Senats der Lombardei-Venetien des Obersten Gerichtshofs, Nr. 409, zur öffentlichen Kenntnis
- 16. Februar 1822 Depesche der kaiserlich-königlichen Sonderkommission der zweiten Instanz, Nr. 34
- 21. Februar 1822 Venedig, kaiserlich-königlichen Sonderkommission der ersten Instanz
Literatur
- Alessandro Luzio: Il processo Pellico-Maroncelli secondo gli atti officiali segreti. ["Der Pellico-Maroncelli-Prozess nach geheimen amtlichen Dokumenten"]. Cogliati, Milano 1923 (books.google.de).
- Silvio Pellico: Le mie prigioni, memorie di Silvio Pellico da Saluzzo. ["Meine Gefängnisse, Memoiren von Silvio Pellico aus Saluzzo"]. Torino, Giuseppe Bocca, 1832 (books.google.de)
- Albano Sorbelli (Hrsg.): Il primo abbozzo della „Mia Prigionia di Spielberg“ di Piero Maroncelli. Zanichelli, Bologna 1922 (italienisch, archive.org).
- Illustrierte Chronik. Band 1: Gerichts-Chronik: Der Proceß des Grafen Silvio Pellico. Leipzig 1848, S. 185–187 (books.google.de).
Weblinks
- Sentenza / Urteil (in einer digitaliserten Fassung)
- Austriaci in Italia: Il processo Maroncelli-Pellico bei cronologia.leonardo.it (italienisch)]
- Senato lombardo veneto del supremo tribunale di giustizia (1815–1851)
Einzelnachweise
- In seiner Funktion als Magistrat leitete er die Untersuchung aller Prozesse des Jahres 1821, einschließlich dieses berühmten Maroncelli-Pellico-Prozesses gegen die anti-österreichischen Verschwörer in Lombardei-Venetien, einem Gebiet, das damals der Souveränität des absolutistischen Österreich unterstand.
- Mirtide Gavelli: Piero Maroncelli. L’uomo, il musicista, il patriota. Cartacanta editore, Forlì 2010, S. 32 (books.google.de).
- Pellicos Memoirenbuch Le mie prigioni (Meine Gefängnisse).